|
Gaiman, Neil: Das Graveyard-Buch (Hörbuch)
Neil Gaiman
Das Graveyard-Buch
Gekürzte Lesung nach dem gleichnamigen Jugendbuch, Arena
(The Graveyard Book, 2008)
Aus dem Englischen von Reinhard Tiffert
Lesefassung von Tanja Weimer
Gelesen von Jens Wawrczeck
Soundeffekte von Andreas Manhardt
Titelbildgestaltung von Chris Riddell
Hörverlag, 2009 (Produktion: 2008), 5 CDs, ca. 380 Minuten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86717-424-4
Von Irene Salzmann
‚Ein Mann namens Jack’ tötet eine junge Familie. Allein das eineinhalb Jahre alte Baby entgeht dem Massaker. Auf einem Friedhof wird es von dem Geister-Ehepaar Owens an Sohnes statt aufgenommen. Zu seinem Vormund wird der geheimnisvolle Silas ernannt, der im Gegensatz zu den anderen Friedhofsbewohnern öfters Ausflüge in die Menschen unternimmt. Sie nennen das Kind Nobody – kurz: Bod – Owens und ziehen ihn auf wie einen der ihren.
Als Bod etwa fünf Jahre alt ist, lernt er Scarlett Perkins kennen, ein gleichaltriges Mädchen, das ab und zu auf dem alten Friedhof mit ihm spielt, aber nicht mehr kommen darf, nachdem sie für eine Weile verschwunden war, weil sie zusammen mit Bod ein Grab erforschte. Wenig später zieht Scarlett mit ihren Eltern in eine andere Stadt, und Bod fühlt sich einsam.
Schließlich freundet er sich mit der toten Hexe Lisa an. Um ihr, die man einfach nur verscharrt hat, eine Freude bereiten, möchte er ihr einen Grabstein schenken. Erstmals wagt sich Bod in die Menschenwelt, was beinahe schief geht, denn er hat nicht mit der Gier und Tücke der Lebenden gerechnet. Was er nicht ahnt, ist, dass dadurch ‚der Mann namens Jack’ auf ihn aufmerksam wird, der ihn noch immer töten will.
Das Schicksal bringt Bod und Scarlett schließlich wieder zusammen. Bod möchte mehr über seine Herkunft wissen, und Scarlett zieht einige Erkundigungen ein. Behilflich ist auch der nette Mr. Frost, der sein wahres Gesicht zeigt, als er die Teenager in seiner Gewalt glaubt. Er bekommt außerdem Verstärkung, von ‚einigen Männern namens Jack’ – und nun wird es wirklich kritisch für Bod und Scarlett. Sie fliehen zum Friedhof…
Als erwachsener Leser sollte man Kinder- und Jugendbücher nicht rundweg als ‚Kinderkram’ ablehnen, denn hier finden sich immer mehr Titel, die an ein All Age-Publikum adressiert sind. Beste Beispiele sind Joanna K. Rowlings „Harry Potter“, Stephenie Meyers „Bis(s)“-Reihe oder Lian Hearns „Clan der Otori“. Nicht selten gibt es von diesen Romanen eine Jugendbuch- und eine völlig identische Belletristik-Ausgabe.
Die Titel von Neil Gaiman sind ebenfalls nicht ‚nur’ für Kinder. Der britische Autor ist bestens bekannt durch „Die Bücher der Magie“, „Sandman“, „Coraline“, „Angela“, „Alice Cooper“ u. v. m. „Das Graveyard-Buch“ wird zwar schon Phantastik-Freunden ab 10 Jahren empfohlen, aber es ist so spannend erzählt und geschickt aufgebaut, dass auch ein reiferes Publikum gebannt liest bzw. lauscht.
Erzählt wird die Geschichte von Bod Owens, die in mehrere Abschnitte unterteilt ist und sich auf Schlüsselerlebnisse konzentriert: seine Adoption durch die Geister der Verstorbenen, die Freundschaften mit Scarlett und Lisa, lehrreiche/gefährliche Besuche in der Menschenwelt, die Begegnung mit den Ghuls und anderen, die ihm Kenntnisse vermitteln, die er benötigt, um nicht ein leichtes Opfer von Jack, dem Mörder seiner Familie, zu werden. Silas, Miss Lupescu und die übrigen bemühen sich, den Jungen zu beschützen, denn zumindest einige von ihnen wissen mehr, und auch Bod will schließlich die Wahrheit erfahren, wodurch er mehr als nur einen Jack auf seine und Scarletts Spur führt.
Fühlt man sich eingangs ein wenig an Rudyard Kipplings „Dschungelbuch“ und Lewis S. Carrolls „Alice im Wunderland“ erinnert, so stellt man schon bald fest, dass Neil Gaiman eigenen Pfaden folgt und selbst aus bekannten Motiven etwas Neues zu schaffen vermag. Seine Vampire, Werwölfe, Ghule und Geister sind immer ein wenig anders als die Wesen der gängigen Roman-Vorlagen. Durch Bod tangiert ihre Welt die der Menschen, die Grenzen verwischen, und fast erscheinen der Friedhof und seine Bewohner realer – auf jeden Fall sympathischer – als alles, was jenseits der Mauern liegt.
Jens Wawrczeck als Sprecher trägt seinen Teil dazu bei, dass man dem Hörbuch fasziniert bis zum Schluss folgt. Man kann nur staunen, wie es ihm immer gelingt, seine Stimme dem jeweiligen Charakter anzupassen und ihn oder sie lebendig werden zu lassen. Es ist, als würden mehrere Sprecher wirken und nicht nur einer. Eine großartige Leistung!
Alles in allem bietet das „Graveyard-Buch“ ein phantastisches Lese- beziehungsweise Hörvergnügen für kleine und große Fans des gruseligen Genres, so wie man es von Neil Gaiman erwarten darf. Dank des großen Stimmumfangs von Jens Wawrczeck kann man den Vortrag als rundum gelungen bezeichnen und das Hörbuch wärmstens empfehlen.
hinzugefügt: September 13th 2009 Tester: Irene Salzmann Punkte: zugehöriger Link: der Hörverlag Hits: 3223 Sprache:
[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ] |
|