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Bionda, Alisha (Hrsg.): Dark Ladies 1 & 2 (Buch)

Alisha Bionda (Hrsg.)
Dark Ladies 1 und 2
Titel- und Innenillustrationen von Gaby Hylla
Fabylon, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 226 bzw. 245 Seiten, 12,00 EUR bzw. 13.00 EUR, ISBN 978-3-927071-25-4 bzw. 978-3-927071-26-1

Von Armin Möhle

Die Doppel-Anthologie „Dark Ladies“ beruht auf (Computer-) Grafiken Gaby Hyllas, die Frauen in phantastischen Umgebungen, mit Utensilien, die meist dem Horror oder der Fantasy zuzuordnen sind, und leicht bekleidet zeigen. Die Arbeiten sind fehlerlos, von gelegentlichen Unstimmigkeiten in der Darstellung von Händen und Fingern abgesehen. Alisha Bionda leitete die Grafiken Gaby Hyllas an etwa zwei Dutzend Autorinnen und Autoren weiter, die Storys auf der Grundlage der Zeichnungen verfassten, die vom Fabylon Verlag in zwei sorgsam aufgemachten Bänden publiziert wurden.
Entsprechend der Motivwahl der Grafiken bewegen sich die Kurzgeschichten in der Phantastik - im Horror und in der Fantasy. Nur eine Story lässt sich als Science Fiction bezeichnen; der Zusammenhang wird jedoch plump hergestellt, die Haupthandlung ist Fantasy, in der der Protagonist von „Das Fest der Grauen Mondin“ von Arthur Gordon Wolf („Dark Ladies“ 2) mittels eines virtuellen Computerspieles überflüssigerweise versetzt wird.
Die Storys in „Dark Ladies“ 1 und 2 überschreiten nur selten einen Umfang von zehn bis fünfzehn Seiten, sind also tatsächlich Kurzgeschichten...

„Der Fluch der Hexengräfin“ von Corina Bomann („Dark Ladies“ 1) ist mit etwa fünfzig Seiten der längste Beitrag in der Doppel-Anthologie und der schlechteste – des Inhalts wegen, versteht sich. Eine Hebamme tritt ihren Arbeitsplatz in Blankenwald an, einem Ort, in dem in der Vergangenheit eine Gräfin ihr Unwesen trieb, die nunmehr zurückkehren will – in dem ungeborenen Kind der Patientin der Hebamme, natürlich. Und das nach etwa fünfhundert Jahren! Die Story bewegt sich auf ausgetretenen Pfaden.
Im Übrigen bietet der erste Band der „Dark Ladies“-Anthologie interessantere Kurzgeschichten: In „Machlath“ von Sabine Ludwigs entledigt sich die Protagonistin nicht zum ersten Mal eines Partners, der sie nicht mehr liebt, mit einem Opfer und mit Hilfe einer Dämonin. Um eine betrogene Liebe geht es auch in „Eiskalt“ von Eva Markert, als ein Eskimo erkennen muss, dass die Frau, die ihn betörte, etwas gänzlich anderes ist. „Der letzte Pendelschlag“ von Günter Suda gibt dem Protagonisten die Hoffnung, seine tote Geliebte, die Inkarnation einer Göttin, wieder zu sehen. In „Thanatos' Muse“ von Lothar Nietsch gerät der Protagonist in den Bann eines Gemäldes, das seine wahre Natur offenbart, mit verheerenden Folgen für seinen Besitzer.
„Stadttiere“ von Harald A. Weissen ist ein stimmungsvoller Entwurf einer relativ neuen mythischen Spezies. Uschi Zietsch lässt ihre „Dornröschen“-Variante gänzlich anders als das sattsam bekannte Märchen enden. „Tag & Nacht“ von Christoph Hardebusch ist eine atmosphärisch dichte Fantasy-Geschichte, die in einen Krieg zwischen zwei Kulturen mündet, der seinen Ursprung in einer unglücklichen Liebesbeziehung hat.
Die mit Abstand originellste – und witzigste – Story in „Dark Ladies“ 1 ist „Die, die tote Herzen bricht“ von Boris Koch, der die Profession gefallener Engel zu entnehmen ist.

Die Kurzgeschichten in „Dark Ladies“ 2 sind düsterer und/oder konventioneller. In „Desmodia“ von Tanya Carpenter wird ein Bibliothekar auf das Gut einer englischen Lady eingeladen, die sich mit seiner Hilfe von ihrem Fluch (sie ist eine Vampirin) befreien will. „Tabea“ von Monika Wunderlich ist die Stieftochter eines Adligen, die seine später geborenen (leiblichen) Söhne bekämpft, welche sich nach ihrem Tod an Tabea rächen. Ein Mönch, der mit einer Frau geschlafen hat, gerät in „ ... und führe mich nicht in Versuchung“ von Rainer Innreiter in die Fänge einer Dämonin. „Das Geschenk“ von Aino Laos ist nichts anderes als die Assimilation einer Querschnittgelähmten durch eine Hexe. Der Protagonist in „Deine Nacht soll niemals enden“ von Desirée und Frank Hoese bekämpft einen mächtigen Succubus, der nach der Weltherrschaft strebt. Zwei Wissenschaftler werden in „Nagual“ von Harald Braem im mittelafrikanischen Dschungel zum Opfer von Frauen aus einer anderen Welt.
Die Fantasy ist in „Dark Ladies“ 2 in einem größeren Ausmaß als im ersten Band vertreten, durchaus mit einer gewissen Originalität. In „Rudelkämpfe“ versuchen ein Clanchef und seine zwei Söhne, die sich in Tiere verwandeln können, die Fähigkeiten einer Seherin ihrer Familie hinzuzufügen. „Shadoir“ von Dave T. Morgan gilt als Schreckgespenst, doch die Neugierde der Protagonistin ist stärker als ihre Angst, und so erlebt sie eine Überraschung. „Die Schleier des Vergessens“ von Linda Budinger hält die Jenseitsfrau für den Protagonisten bereit, der in ihrem Reich nach seiner verstorbenen Geliebten sucht.
Auch die beste Story in dem zweiten Band der Doppel-Anthologie zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich ihrem Thema auf einem unkonventionellen Pfad nähert: „Epiphany“ von Christoph Marzi ist mehr als eine Supermarktkassiererin, die sich an ihre wahre Profession erinnert, die einem populären künstlerischen Medium entnommen ist.

Die kurze Form gereicht den Texten in den „Dark Ladies“-Bänden zum Vorteil; die Autorinnen und Autoren formulieren sparsam und treffend. Leser, die Phantastik schätzen – und sich nicht daran stören, dass viele der Storys von Liebesbeziehungen handeln –, Horror und Fantasy als Abrundung betrachten, werden in der „Dark Ladies“-Doppel-Anthologie neben einigen kleinen Juwelen und zwei Storys, deren Abdruck nicht unbedingt nötig gewesen wäre, unterhaltsame Kurzgeschichten vorfinden.

hinzugefügt: September 15th 2009
Tester: Armin Möhle
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