Christophe Aeleston, Thierry Labrosse & Didier Arpin
Morea 1
Das Blut der Engel
(Moréa: Le sang des anges, 2000)
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Titelgestaltung von Dirk Schulz
Splitter, 2007, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-939823-90-2
Von Irene Salzmann
Kuba in der nahen Zukunft: Das Land ist zur führenden Wirtschaftsmacht aufgestiegen mit der mächtigen DWC an der Spitze. Morea Doloniac, eine entfernte Verwandte des Konzernleiters, ist nur ein kleines Rädchen im Getriebe, doch das ändert sich unverhofft, als Unbekannte einen Anschlag verüben, dem alle Doloniacs zum Opfer fallen – auch Morea.
Aber dann passiert etwas, womit niemand gerechnet hat: Die bereits für tot erklärte Frau kommt zu sich, und ihre Verletzungen sind wie durch ein Wunder verheilt. Die Ärzte und die Polizei stehen vor einem Rätsel, und Morea, die das Ganze selbst nicht versteht, bemüht sich, nicht noch mehr aufzufallen, was leichter gesagt, als getan ist, denn die Mörder kehren zurück.
Ein Mann, der sich als Ritter Terkio vorstellt, rettet Morea und versteckt sie in einem Bordell. Nun gibt es keine Zweifel mehr, dass es mehr als ein Traum war, in dem Morea erfahren hat, dass seit Urzeiten ein Kampf zwischen Engeln und Drachen um die Zukunft der Erde tobt und sie selber ein Drache ist, nahezu unsterblich und vielleicht das Zünglein an der Waage für eine bessere Welt - wenn sie am Leben bleibt und die Kontrolle der Firma übernehmen kann.
Allerdings geben die Engel nicht so leicht auf, und die verliebte Morea hat eine verwundbare Stelle…
Dass sich Christophe Arleston („Lanfeust von Troy“, „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“, „Die Feuer von Askell“ u. a.) als Setting ein Land wie Kuba, über das die Meisten vermutlich nicht viel wissen (spontan fallen die Stichworte ‚Fidel Castro’, ‚Invsasion in der Schweinebucht’ und ‚Zigarren’ ein…), überrascht. Allerdings geht der Autor nicht auf die Geschichte Kubas ein, sondern entwickelt einen fiktiven, tropisch anmutenden Hintergrund, der auch zu einem anderen Land desselben Breitengrades passen könnte.
Die Handlung spielt gegen Ende des 21. Jahrhunderts. Die Erde hat ein etwas anderes Gesicht, in verspielt aussehenden Hochhäusern wohnen und arbeiten die Menschen fern von Hitze, schlechter Luft und Schmutz, der Verkehr spielt sich in der Luft ab – aber es gibt auch ein weniger luxuriöses Leben außerhalb der klimatisierten Zonen. Die Weltwirtschaft liegt in den Händen eines Mannes, der ermordet wird.
In Folge nimmt Morea seinen Platz ein. Sie muss sich jedoch nicht nur gegen ihre früheren Vorgesetzten behaupten, die sich ungern die Fäden aus den Händen nehmen lassen wollen, sondern auch gegen die Engel, die planen, jeden Drachen auszuschalten, um die Erde nach ihren Vorstellungen formen zu können. Damit kommen zwei legendäre, in der Literatur äußerst beliebte Spezies ins Spiel, die in dieser Konstellation wohl noch nie oder erst selten aufeinander getroffen sind.
Natürlich verkörpern sie den ewigen Konflikt von Gut und Böse, und ihre jeweiligen Aktionen machen deutlich, bei wem die Sympathien liegen sollten. Morea muss einen tragischen Verlust hinnehmen und kann schon bald beweisen, dass sie mehr ist als nur eine kleine Angestellte, die auf der Karriereleiter nach oben fiel. Ob sie sich in ihrer neuen Position behaupten und den nächsten Anschlägen entgehen kann, werden die nächsten Bände der auf fünf Alben angelegten Reihe verraten.
Die Serie lässt sich dem Genre SF zuordnen, weist aber auch einige Fantasy-Elemente auf. Sie ist flott und spannend erzählt und bietet zwischen all den ernsten Szenen auch einige humorige Momente. Die realistischen, detailreichen Illustrationen von Thierry Labrosse und Didier Arpin (Farbe) in vorwiegend erdigen Tönen runden gelungen ab.
Ist man ein Fan von Christophe Arleston, wird man sich die Serie nicht entgehen lassen wollen, auch wenn sie etwas anders ist als die Reihen, die ihn bekanntgemacht haben. „Morea“ vermag zu überzeugen und wird auch jenen zusagen, die bislang noch nichts von Arleston gelesen haben.