Daniel G. Keohane
Plage der Finsternis
(Plague of Darkness)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug und Ulrike Gerstner
Otherworld, 2009, Hardcover, 284 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-8000-8505-6
Von Carsten Kuhr
Gem kann es nicht glauben. Da lebt sie ihr Leben lang - na gut, sie ist ein Teenager, aber trotzdem - neben einer Kirche, wird jeden, aber auch wirklich jeden; Sonntag Vormittag vom heiligen Glockengeläut aus den Federn geschmissen, und dann wird so mir nichts dir nichts die Kirche einfach an ein Architektenehepaar verkauft, die ein Designerhaus daraus basteln.
Eines Tages, Gem schaut einmal mehr müßig, man könnte natürlich auch gelangweilt sagen oder vielleicht doch lieber cool, aus dem Fenster, sieht sie, wie die Pastorin, die das Gotteshaus früher bewohnt und betreut hat, in die Einfahrt einbiegt.
Aller Coolness zum Trotz muss sie wissen was da vor sich geht. Kaum strumpfsöckig bei den Nachbarn angelangt, sorgt die Pastorin auch schon dafür, dass sie bei der Segnung des neu renovierten und umgebauten Hauses dabei sein kann.
Dass sich dann eine Dunkelheit auf die vier Menschen legt, dass die ehemalige Kirche hermetisch von der Umgebung abgeschnitten wird und Alpträume sie plagen ist erst der Anfang - es kommt noch schlimmer, viel, viel schlimmer ...
Das Geisterhaus ist ein altes, beliebtes Topic des phantastischen Romans. In den letzten Jahren ist dieses ein wenig aus der Mode gekommen, die schönen Körper mit den netten Beisserchen haben dem verfluchten Haus den Rang abgelaufen.
Daniel G. Keohane der mit „Das Grabe des Salomons“ bereits im Segment des Action-Thrillers auf sich aufmerksam machte, nahm sich der auf den ersten Blick etwas antiquiert und altbackenen Thematik an und präsentiert, in Welterstveröffentlichung, einen packenden Thriller.
Nun haben gemeinhin derartige Bücher einen großen Nachteil. Der Handlungsort, nämlich das Haus; ist vorgegeben, große Ortsbeschreibungen oder faszinierende Settings kann der Autor daher nie für sich verbuchen. Stattdessen versuchten Autoren aller Zeitalter ihre Leser mit einer atmosphärisch dichten Beschreibung der Ängste und Phobien, die auf ihre Protagonisten zurollen, zu packen.
Keohane hält sich an dieses bewährte Rezept. Nach und nach suchen unsere vier Eingeschlossenen ihre Geheimnisse und Ängste heim, agieren sie mit ihrer Vergangenheit ebenso wie mit ihren Mitgefangenen. Dieser Prozess der schleichend zunehmenden Beklemmung, der Angst und Panik, die sich breitmacht, hat der Autor sehr gut eingefangen. Immer plastischer werden im Verlauf dieser Schilderungen die Charaktere herausgearbeitet, bringt der Druck, der auf ihnen lastet, ihre guten wie schlechten Seiten zum Vorschein.
Wer diese Art von phantastischer Literatur schätzt, wer sich gerne gruselt, und das im positiven Sinne, der wird bei Keohanes „Plage der Finsternis“ gut bedient.