Nautilus 67
Oktober 2009
Abenteuer Medien Verlag, 2009, A4 Magazin, 52 Seiten, 4,50 EUR, ISSN 0946-3534
Von Christel Scheja
Auch wenn sich der Aufbau der „Nautilus“, dem mittlerweile dienstältesten phantastischen Magazins, ähnelt, der Inhalt tut es nicht. Und das macht die aktuelle Ausgabe wieder sehr abwechslungsreich.
Aus aktuellem Anlass widmet sich die Nummer 67 den düsteren Ausprägungen der Phantastik, nachdem die vorhergehende Ausgabe sich eher mit der lichten und hellen Welt der märchenhaften Fantasy beschäftigt hat. Doch diesmal geht es nicht um Lovecraft, Poe und ihre Erben, sondern um das in den letzten Jahren immer dominanter ausgeprägte Untergenre. Die „Urban Fantasy“ vermischt Fantasy-Elemente mit einer Umgebung, die der unseren aufs Haar gleicht. Unmerklich aber schleichend haben sich unter den normalen Menschen Zauberwesen niedergelassen oder solche, die Magie und Hexerei aktiv anwenden.
Doch zunächst werfen die Autoren der Artikel erst einmal einen Blick auf den Filmherbst, der diesmal zwar nicht mit Blockbustern aufwartet, aber mit kleinen Produktionen, die eine Vorschau in düstere Parallelwelten oder eine genau so unangenehme nähere Zukunft erlauben, so wie „District 9“, in dem auf der Erde notgelandete Aliens wie einst die Juden in Europa oder die Farbigen in Südafrika in Lagern interniert und als Versuchskaninchen für grausame Versuche missbraucht werden. Dabei gibt es nicht nur reine Filmvorstellungen, man führt auch Interviews mit Regisseuren und Schauspielern oder schaut hinter die Kulissen.
Die Urban Fantasy bedient sich sehr oft Motiven aus dem Film noir, denn nicht selten sind die Helden ihrer Geschichte abgehalfterte Männer und Frauen, die als Privatdetektive arbeiten oder Agententätigkeiten neben ihrem normalen Leben ausführen. Das bekannteste und berühmteste Beispiel ist wohl „Harry Dresden“.
Und so verwundert es nicht, das man auch einen Blick auf zwei Klassiker wirft und neben „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, den Filmklassiker von Fritz Lang, auch noch den Autoren Raymond Chandler vorstellt, der den klassischen Antihelden schuf, der vielen modernen Helden als Vorlage diente.
Die weibliche Urban Fantasy scheint auf den ersten blick etwas weicher, mystischer und versponnener, aber auch die Autorinnen zeigen, dass ihre Feen und Elfen nicht zu unterschätzen sind.
Desweiteren widmet man sich weiteren Buchvorstellungen, erinnert an den zehnjährigen Todestag von Marion Zimmer Bradley und wirft einen Blick auf aktuelle PC-Games, die Schreibwerkstatt von Christoph Hardebusch, den neuen Unterverlag von Knaur – Pan –, in dem vor allem Urban und Dark Fantasy zu finden sein soll.
Wie immer weiß der angenehm abwechslungsreiche Mix aus Artikeln, Buchvorstellungen und Interviews zu überzeugen. Die Artikel sind so geschrieben, dass Neulinge sich leicht zurechtfinden, aber auch Kenner der Materie noch die eine oder andere neue und vor allem recht aktuelle Information erhalten.
Grundsätzlich konzentrieren sich die Texte auf das Wesentliche, sind gut recherchiert und angenehm geschrieben. Zwar ist die Ausgabe wieder etwas dünner als die vorhergehende, aber dafür gibt es nur sehr wenig und wenn dann auch nur zum Inhalt passende Werbung.
Alles in allem kann auch diese Ausgabe der „Nautilus“ wieder überzeugen, da man schon am Titel die Themenschwerpunkte erkennt und so feststellen kann, ob die Ausgabe wirklich interessiert und der Inhalt auf gewohnt hohem Niveau präsentiert wird.