Yuu Watase
Yuu Watase – Best Selection
(Yuu Watase The Best Selection, 2008)
Aus dem Japanischen von Stefan Hofmeister
EMA, 2009, Taschenbuch, 254 Seiten, 7,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7040-2
Von Irene Salzmann
Die 1970 in Osaka geborene Mangaka Yuu Watase hat seit ihrem Debüt zahlreiche Oneshots und Serien publiziert, die alle eines gemein haben: Die darin auftretenden Figuren, insbesondere die jungen Männer, sind sehr attraktiv, und auch die Mädchen, mit denen sie romantisch involviert sind, brauchen sich nicht zu verstecken. Im Mittelpunkt von nahezu jeder Serie stehen die Irrungen und Wirrungen des Herzens. Nicht selten fließen phantastische Elemente ein („Imadoki“, „Zettai Kareshi“, „Shishunki Miman“, Sakura-Gari“ usw.).
Vor allem das weibliche Publikum fühlt sich von den Titeln der Künstlerin angesprochen, denn Romanze und Drama, Humor und Action bzw. typische Probleme junger Menschen halten sich die Waage und werden in zarten, detailreichen Bildern wiedergegeben. Manches Mal nehmen die Geschichten keinen harmlosen Verlauf, oder es gibt nur für einige Protagonisten ein Happy End, so dass man für die eine oder andere Reihe Lese-Erfahrung mitbringen oder sogar wenigstens 16 Jahre alt sein sollte.
„Yuu Watase – Best Selection“ ist eine Anthologie, die fünf romantische Geschichten beinhaltet, die im Schüler-Milieu spielen und in zwei Fällen zudem der Mystery zugeordnet werden können. Die Künstlerin kommt zweimal zu Wort und erzählt etwas über die Hintergründe der Storys.
„Sundeni Touch!“ schildert, wie Miyuki als kleines Kind in einen Abwasserkanal fiel und anschließend schwer erkrankte. Seither leidet sie unter einem Hygiene-Zwang, der auch verhindert, dass sie einen Freund findet. Als für einige Tage Akio, der Sohn eines ehemaligen Kommilitonen ihres Vaters, bei ihnen wohnt, verspricht er, das Problem für sie zu lösen…
Inaho ist in Takumi verknallt. Eines Tages fällt sie ihm auf, und wegen ihrer Ehrlichkeit und Gutherzigkeit beginnt er, sie zu mögen. Obwohl sie als „Couple“ gelten, sagt er ihr nie, was er wirklich für sie empfindet. Als Inaho nach einer Bootspartie, die etwas merkwürdig endet, erfährt, dass es ein verfluchtes Boot war und jedes Paar sich anschließend getrennt hat, will sie um ihre Liebe kämpfen. Da erscheint ihr die Göttin Benten und stellt sie vor eine schwierige Aufgabe…
Die „Hatsuki Triangle“ besteht aus dem Mädchen Hatsuki und ihrem männlichen Alter Ego, das immer erscheint, sobald sie einen Kendo-Stab sieht. Sogleich wird sie aggressiv und geht auf größere und stärkere Jungen und Männer los. Keiner ahnt, wie sehr Hatsuki darunter leidet, dass sie von allen gemieden wird. Nur Kenchi spricht freundlich mit ihr und will herausfinden, weshalb sie eine gespaltene Persönlichkeit hat…
„Erscheinungen nach Schulschluss“ führen dazu, dass einige Studenten Selbstmord begehen oder mit Wahnvorstellungen in eine Klinik gebracht werden. Die coole Rei, die die Gefühle anderer spüren kann, glaubt, dass sie schuld daran ist, denn mit den Betroffenen hatte sie zuvor Ärger. Als Haruki, in den sie heimlich verliebt ist, von einer Doppelgängerin angegriffen wird, kommt sie dem Rätsel auf die Spur und gerät selbst in Gefahr…
In „Das Blau der 700 Tage“ wird Oikawa ausgewählt, um für die Kunstausstellung der Schule ein großformatiges Bild zu malen. Obwohl sie glaubt, noch nicht so weit zu sein, kann sie sich der Pflicht nicht entziehen, denn ein solcher Beitrag ist Tradition. Eigentlich trat Oikawa dem Kunstclub nur bei, um Kurachi nahe zu sein, der vor zwei Jahren einen Preis für sein beeindruckendes Werk, das ganz in Blau gehalten war, bekam. Als er bemerkt, dass Oikawa Schwierigkeiten hat, bietet er seine Hilfe an, doch statt die Chance zu nutzen, stößt das Mädchen ihn von sich, denn sie hat etwas erfahren, das sie nun bedrückt…
Die „Best Selection“ bietet für die Mangaka typische Kurzgeschichten, die an sich nicht mit neuen Themen aufwarten, aber nachvollziehbare Situationen und die Gefühle der sympathischen Betroffenen glaubwürdig beschreiben, dabei auch mit so mancher unerwarteten Wendung überraschen. Junge Leserinnen, die noch nichts von Yuu Watase gelesen haben und zögern, ob sie sich auf so umfangreiche Reihen wie „Ayashi no Ceres“ oder „Fushigi Yuugi“ einlassen sollen, können sich hier einen Eindruck vom Schaffen der Künstlerin machen – die Storys sind inhaltlich und zeichnerisch durchaus repräsentativ.
Mag man romantische Shojo-Mangas mit oder ohne Phantastik, die hübsch gezeichnet sind und in der Regel ohne explizite Szenen auskommen, dann ist man hier an der richtigen Stelle!