Die Dresden Files 1
Willkommen im Dschungel
(The Dresden Files: Welcome to the Jungle)
Autor: Jim Butcher
Zeichner: Ardian Syaf
Tusche: Nick Nix, e.a.
Farben: Digikore Studios
Übersetzung: Oliver Hoffmann & Astrid Mosler
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbrochur, 144 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-386607-853-6
Von Christel Scheja
Jim Butcher ist mit seiner in den USA inzwischen elfbändigen Reihe um seinen Magier und Privatdetektiv Harry Blackfield Copperstone Dresden bekannt geworden. In Deutschland sind immerhin bereits sechs Bände erschienen. Zudem entstand 2007 auch eine leider nur sehr kurzlebige Fernsehserie. Sein Rezept ist so einfach wie erfolgreich: Man nehme einen abgehalfterten Privatdetektiv aus dem Film Noir der 40ger Jahre und kombiniere ihn mit einem Dämonenjäger, der allerlei magische Tricks auf Lager hat, die wirklich so wie beschrieben funktionieren. Dann bekommt man Harry Dresden dabei heraus, einen erfolglosen, weil etwas zu ehrlichen Magier und Schnüffler. In seinen Aufträgen bekommt er es daher auch immer mit allerlei Wesen der Nacht zu tun.
Nun gibt es auch noch eine Graphic Novel. Jim Butcher, der nicht nur das Vorwort, sondern auch die Geschichte verfasst hat, erzählt, dass er seinen Helden immer gerne als Comicfigur gesehen hätte und so ist „Willkommen im Dschungel“ die Erfüllung eines lange gehegten Traums. Die Geschichte ist noch vor der Romanreihe und dem ersten Buch „Sturmnacht“ angesiedelt.
Die Chicagoer Polizei gibt es ja ungern zu, aber hin und wieder ziehen sie auch den Privatdetektiv Harry Dresden bei der Ermittlung zu seltsamer Fälle heran. In den Augen von Lt. Karrin Murphy, die mit beiden Beinen fest auf der Erde steht, ist er ein Spinner, der von sich behauptet, ein Magier zu sein und die Welt von gefährlichen und boshaften Kreaturen bevölkert sieht.
Harry aber weiß es besser, denn er praktiziert die Magie und hat schon oft gegen seine Feinde aus der Welt der Dunkelheit gekämpft. So spürt er, dass der Tod eines Wachmanns im Lincoln Park Zoo auch einen übernatürlichen Anteil hat und nicht nur von einer wütenden Bestie verursacht wurde. Er geht der Sache genauer nach und entdeckt, dass eine gefährliche Hexe am Werk ist, für die der Tote nur im Weg war. Denn sie hat es eigentlich auf ganz bestimmtes Tierblut abgesehen, um ein gefährliches Ritual durchzuführen.
Da Harrys Schnüffelei nicht unbemerkt bleibt, sieht er sich schon bald mit gefährlichen Kreaturen konfrontiert, gegen die auch er kaum eine Chance hat.
Wenn er also überleben will, muss er all sein Wissen und seinen Trickreichtum in die Waagschale werfen.
Jim Butcher folgt einem derzeit so beliebten Trend, der sich in Romanen und Filmen widerspiegelt: Eine klassische Krimihandlung wird mit Fantasy- und Horror-Elementen vermischt, die Täter und Gegenspieler benutzen nicht nur Wissenschaft und Technik sondern auch Magie und übersinnliche Fähigkeiten für ihre Angriffe. Damit bewegt sich der Comic wie auch die Romane irgendwo im Grenzland zwischen den drei Genres und schwenkt mal mehr, mal weniger in die ein oder andere Richtung.
Bei seinen Figuren zitiert der Autor typische Helden und Figurenkonstellationen aus Film und Fernsehen. Harry Dresden kann zwar recht zynisch werden, hat sich aber auch einen Hauch Naivität bewahrt, die seinen Erzählungen eine amüsante Note verleiht. Er ist ein sympathischer, nicht unbedingt perfekter Held, der auch noch so einiges auf dem Kerbholz hat, was für Spannung und Ärger sorgt. Seine Polizistenfreunde nehmen Anleihen aus den Serien mit bunt gemischten Teams und toughen Ermittlerinnen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Insgesamt ist die Geschichte jedoch ein wenig einfacher gestrickt als in den Romanen, da dem grafischen Medium Rechnung getragen werden muss. Auch auf den Hintergrund wird nicht so sehr eingegangen. Letztendlich kann die Graphic Novel aber durchaus auch diejenigen, die diese noch nicht kennen auf die Buchreihe aufmerksam machen, denn man merkt recht schnell, dass eigentlich mehr dahinter steckt als nur ein düsterer Hintergrund für eine abgedrehte Geschichte.
Alles in allem wird man recht gut unterhalten – allein schon durch die biestigen Kommentare Harry Dresdens und seine schräge Sicht mancher Gegebenheiten. Der Comic hat ein flottes Tempo, ist nicht all zu verwirrend und bietet dem Fan immer wieder nette kleine Anspielungen – ist aber auch gleichzeitig eine nette Einführung in die Saga, denn noch fehlende Informationen werden später in drei Steckbriefen nachgeliefert.
Die Zeichnungen sind solide, wenn auch nicht immer ausgereift, sie spiegeln vor allem aber die düstere, wenn auch nicht gar so dunkle Atmosphäre der Buchreihe wieder und sind bis auf wenige Ausnahmen recht sauber.
Damit ist „Willkommen im Dschungeln“ eine unterhaltsame, wenn auch nicht unbedingt tiefgründige Graphic Novel mit phantastischen Krimielementen, die sich selbst nicht immer ganz ernst nimmt. Fans werden die Anspielungen auf die Bücher schätzen, während Neuleser durchaus Geschmack an dem glücklosen und etwas chaotischen Magier finden können, wenn sie diesen Genremix mögen