|
Hill, Susan: Das Gemälde (Buch)
Susan Hill
Das Gemälde
(The Man in the Picture, 2007)
Aus dem Englischen von Susanne Aeckerle
Knaur, 2009, Hardcover, 158 Seiten, 10 EUR, ISBN 978-3-426-66350-9
Von Gunther Barnewald
Der Protagonist und Ich-Erzähler besucht eines abends seinen alten Collegetutor, einen eingefleischten Junggesellen, der auf seine alten Tage noch immer in der Hochschule wohnt. Dieser erzählt ihm die unheimliche Geschichte eines alten Bildes, welches bei ihm im Wohnzimmer hängt. Auf diesem ist ein unheimlich wirkende Karnevalsszenerie in Venedig dargestellt, bei der viele Menschen in traditionellen Masken umher wimmeln, jedoch ein Mann Hilfe flehend, irgendwo im Hintergrund, zum Betrachter blickt, während zwei Verkleidete ihn wegführen wollen.
Der Protagonist erfährt, dass sein Tutor das Gemälde dereinst auf einer Auktion erstanden hat, da ein anderer Bieter zu spät kam, der es um jeden Preis hatte kaufen wollen.
Erst Jahre später erfährt der Hochschullehrer, welche Geschichte sich dahinter verbirgt, nämlich die einer eifersüchtigen, rachsüchtigen Frau, einer verschmähten Geliebten, die sich an ihrem ehemaligen Freund rächt, indem sie ihn in Venedig verschwinden lässt. Mysteriöserweise taucht sein Abbild jedoch in dem Gemälde wieder auf. Er ist der Mann im Hintergrund, der den Betrachter hilfesuchend anblickt. Seine Witwe möchte das Gemälde zurückhaben, zumal die rachsüchtige ehemalige Geliebte sich auch noch den Sohn der Witwe geangelt hatte und letztere aus dem Haus gedrängt und das Bild weggegeben hatte. Durch einen Unfall starb die Rächerin jedoch und der Sohn wurde so schwer verletzt, dass er ebenfalls, Jahre später, als Krüppel, den Verletzungen erliegt.
Doch der Hochschullehrer verweigert die Rückgabe, trotz der unheimlichen übersinnlichen Ausstrahlung des Gemäldes und seiner düsteren Vorgeschichte. Nach dem überraschenden Tod des Tutors findet sich der Protagonist als Erbe plötzlich im Bann des seltsamen Bildes wieder. Als nach seiner Hochzeit die Ehefrau die Hochzeitsreise ausgerechnet nach Venedig machen will und er sie nicht davon abbringen kann und mag, passiert ein Unglück...
Susan Hills hier vorliegende Novelle erinnert stark an klassische Gespenstergeschichten eines Lord Dunsany oder Sheridan LeFanu. Dies ist wohl auch beabsichtigt, denn der größte Teil der Handlung wird bei zwei abendlichen Treffen des Protagonisten mit seinem Tutor quasi „am Kaminfeuer“ erzählt, so wie es vielen klassischen Gruselerzählungen zukommt.
Leider ist die Idee der Autorin nicht besonders neu oder originell (Oscar Wilde stand hier wohl ebenso Pate wie eine Kurzgeschichte von W. Sommerset Maugham, die im Episodenfilm „Mord ohne Mörder“ gutklassig verfilmt worden ist), das Ganze ist jedoch immerhin geschickt und atmosphärisch akzeptabel umgesetzt.
Wer sich im Genre auskennt, wird sich wohl eher langweilen und alles für vorhersehbar halten, wer jedoch keine ausgeprägte Kenntnis klassischer Geistergeschichten besitzt, kann sich bei der Lektüre sicherlich wohlig gruseln und einen gar heimeligen Schauer über den Rücken laufen lassen.
hinzugefügt: October 12th 2009 Tester: Gunther Barnewald Punkte: zugehöriger Link: Knaur Hits: 2577 Sprache:
[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ] |
|