Brigitte Melzer
Vampyr
Carlsen, 2009, Taschenbuch, 272 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-551-36680-1
(dieser Titel erschien erstmals 2006 bei Ueberreuther)
Von Irene Salzmann
Schottland zu Beginn des 18. Jahrhunderts: Catherine Bayne kann das Attentat auf den jungen Earl Martáinn MacKay vereiteln und zieht dadurch ungewünschte Aufmerksamkeit auf sich, denn der Hauptmann der Garde hofft, dass sie den Mann wiedererkennen kann, der mit einer Armbrust auf den Fürsten geschossen hatte.
Als junger Bursche verkleidet gelangt Catherine nach Dun Brònach, das sie, nach dem Verrat ihres Vaters, nie wieder zu betreten erwartet hätte. Schon bald fliegt die Tarnung auf, und sie muss ausgerechnet Daeron ap Fealan zum Mitwisser machen, der einst wie Martáinn ihr Spielgefährte, ihr gegenüber jedoch immer gemein gewesen war. In Folge fällt es ihr jetzt schwer, ihm zu vertrauen.
Martáinn entdeckt das Geheimnis ebenfalls – und er grollt ihr wegen ihres Vaters nicht. Im Gegenteil, er zeigt sich erfreut, Catherine um sich zu haben. Der Kuss, der ihr einst viel bedeutet hätte, lässt sie jedoch überraschenderweise kalt. Dafür ist sie umso besorgter um Daeron, der den Feinden in die Hände fällt.
Plötzlich sind sie beide die Einzigen, die ahnen, was wirklich gespielt wird. Aber ein böser Zauber zwingt Catherine, gegen ihren Willen zu handeln, und Daeron braucht zu lange, um die grausigen Hintergründe zu erkennen. Und noch immer wissen sie nicht alles, denn die Menschen in ihrem Umfeld sind nicht immer diejenigen, die sie vorgeben zu sein…
Romantische Vampir-Geschichten sind momentan groß in Mode, und auch die Jugendbuch-Verlage ziehen nach, wie die Veröffentlichungen von Titeln wie „Bella & Edward“, „Tagebuch eines Vampirs“, „Evernight“ und andere beweisen.
„Vampyr“ entführt Leserinnen ab 14 Jahren in die schottischen Highlands, wo inmitten nebliger Hügellandschaften und Ruinen die Ushana auf ihre Opfer lauert und von Rache träumt. Sie bekommt ihre Chance – und damit beginnt die Tragödie für einige junge Menschen, die von den folgenden Schicksalsschlägen entzweit, aber per Zufall wieder vereint werden. Doch auch danach ist ihre Beziehung von Missverständnissen und magischen Interventionen geprägt.
Vordergründig geht es um Macht, hintergründig darum, etwas Unheimliches aufzuhalten – und erneut steckt hier die Hoffnung auf etwas Übermenschliches dahinter. Man ahnt früh, was hinter den Kulissen gespielt wird, aber es gibt noch eine weitere Wand, die die Wahrheit verbirgt. Bis sie niedergerissen wird, sind mehrere Opfer zu beklagen, und auch Catherine wird in Mitleidenschaft gezogen.
Am Ende kommt es zu einem Showdown, der so nicht gleich erwartet wurde und überrascht. Leider reduziert der Epilog, der auf den Prolog antwortet, die Dramatik, denn er wirkt unpassend. Es wäre besser gewesen, auf den Rahmen ganz zu verzichten und die Sage in die Handlung allein einzubauen.
Alles in allem ist „Vampyr“ jedoch ein Buch, das alles bietet, was junge Leserinnen wünschen. Der Titel ist schaurig genug, um auch das etwas reifere Publikum zu fesseln.
Mag man den Mix aus Historical und Horror, sollte man den Titel auf die Merkliste setzen.