Mark Brandis: Testakte Kolibri 1 & 2
Autor: Nikolai von Michalewsky
Skript: Balthasar von Weymann
Sprecher: Michael Lott, Peter Bieringer, Dorothea Anna Hagena, Marion von Stengel, Frank Thome, Stefan Peters, Gerhard Hinze, Christian Lessiak, Sigrun Sträter, David Nathan u. a.
Folgenreich, 2009, je 1 CD, 58 bzw. 51 Minuten Laufzeit, je ca. 7,95 EUR, ISBN 978-3-8291-2313-6 bzw. 978-3-8921-2314-3,
Von Christel Scheja
Die Hörspielreihe „Mark Brandis“ erinnert an einen SF-Klassiker, der vielen sicherlich noch aus der Stadtbücherei bekannt ist und niemals so bekannt wurde, wie er es eigentlich verdient hätte. Denn die ursprünglich im Jugendbuchbereich erschienene „Mark Brandis“-Reihe von Nikolai von Michalewski ist alles andere als Kinderkram. Denn der Autor schrieb nicht nur leichte und unbeschwerte SF-Abenteuer fern der Wirklichkeit, sondern band auch ernste gesellschaftliche und politische Themen mit ein, stellte oft genug unbequeme Fragen, die sein Held für ihn beantwortete. Das ist auch in den dem neuen Zweiteiler „Testakte Kolibri“ so.
Das Hörspiel ist nicht mehr auf nur 80 Minuten zusammengeschnitten, sondern hat durch die Aufteilung auf zwei CDs eine Länge von 110 Minuten. Das kommt, weil Interplanar den Vertrieb gewechselt hat. Diesen Umstand feiert man auch mit der Ende Oktober in Bochum begonnenen Planetarien-Tour, in der das Hörspiel in passendem Ambiente vorstellt wird. Bis in den Februar sind Termine in Leipzig, Görlitz, Halle, Bremen, Nürnberg und anderen Städten geplant.
Der Krieg gegen General Smith ist endlich vorbei. Doch noch sind die Spuren deutlich sichtbar, die Menschen und die Wirtschaft brauchen Zeit, sich wieder zu erholen. Und so kann Mark Brandis, der inzwischen seine Ruth O’Hara geheiratet hat, nicht sofort wieder ins All aufbrechen und andere Welten erforschen, da sein Schiff noch nicht startbereit ist.
Stattdessen wird er darum gebeten, die Leitung des Projekts ‚Kolibri’ zu übernehmen, das am Ende der letzten Testphase steht. Entwickelt wurde ein Fahrzeug, das sich sowohl im Wasser, als auch in der Luft und im Weltraum fortbewegen können soll. Der Ein-Mann-Gleiter soll damit die Weltraumfahrt revolutionieren.
Doch wie Mark schon bald erkennen muss, scheint die Technik noch nicht so ausgereift zu sein, wie offiziell behauptet wird. Bei den auf dem Testgelände anwesenden Technikern und Piloten liegen die Nerven blank, denn es kommt immer wieder zu ungeklärten Unfällen, die nicht nur Material sondern auch Menschenleben kosten.
Und so hat der neue Projektleiter gleich mit mehreren Schwierigkeiten zu kämpfen. Er muss nicht nur die ihm fremden Menschen kennen lernen und für sich gewinnen, sondern auch herausfinden, was oder wer verhindert, dass der ‚Kolibri’ voll einsatzfähig wird. Zudem bekommt er Druck von oben, da man endlich brauchbare Ergebnisse sehen will.
In dem eigenwilligen Testpiloten Grischa Romen, der ganz offensichtlich Zigeuner-Vorfahren hat, findet er bald einen treuen Freund und Verbündeten. Dessen Freundlichkeit und Herzlichkeit muntern ihn bei all seinen Sorgen immer noch auf und geben ihm den Grund, nicht alles hinzuwerfen.
Doch schließlich ist nicht mehr zu leugnen, dass die ‚Kolibri’-Testreihe zum Scheitern verurteilt ist. Wie Mark schon bald schmerzlich entdeckt, ist Einiges mehr dafür verantwortlich als nur der Block der orientalischen Staaten, der nach dem gemeinsamen Kampf wieder in das übliche Verhaltensmuster gefallen ist. Ganz offensichtlich sitzt der Saboteur in den eigenen Reihen...
Menschen wagen immer eine Menge, wenn sie neue Fahrzeuge und Maschinen ausprobieren. Sie kennen das Risiko, aber sie können auch nicht einfach aufgeben und einen anderen Beruf ergreifen. Von ihren Ängsten und Sorgen, aber auch der Freude und der Leidenschaft, mit dem sie ihre Tests erfüllen, erzählt Nikolai von Michalewsky in seiner neusten Geschichte.
Sein Mensch ist durch all die Erlebnisse nicht abgestumpft, denn man merkt Mark Brandis niemals Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod von Kameraden an. Stattdessen versucht er immer wieder aktiv, Schlimmeres zu verhindern, so sehr ihm auch die Hände gebunden werden. Der Autor beweist mit diesem Band, dass er sich damit auch auf dem Parkett der Forschung sehr sicher und erfahren bewegt
Das Hörspiel fängt diesen Zauber in gewohnt guter Qualität ein. Wie immer ist der Roman sehr durchdacht und geschickt umgesetzt worden, die Sprecher wurden gut gewählt, um den Figuren Charakter zu verleihen, auch ohne dass viel erklärt werden muss
Die Mischung aus Erzählung, Musik und Dialogen zusammen mit den glaubwürdig eingesetzten Soundeffekten erwecken Bilder vor dem inneren Auge des Zuhörers und lassen vor allem die Figuren lebendig werden. Dank der Sprecher spürt man förmlich die Angst und Verzweiflung, aber auch die Hoffnung und Freude in den wenigen Momenten des Glücks
So bleibt nur festzustellen, dass die beiden Teile von „Testakte Kolibri“ wieder einmal zum Besten gehören, was es derzeit auf dem Hörspielmarkt gibt. Die Reihe „Mark Brandis“ sollte man sich nicht entgehen lassen, denn dank der hochwertigen und liebevollen Gestaltung werden auch der fünfte und der sechste Teil der Serie zu einem Hörgenuss, der Unterhaltung und Anspruch gekonnt zu vereinen weiß.