Kind des Blitzes 1
Blutsteine
(L'enfant de l'orage: Pierres de sang)
Text: Manuel Bichebois
Zeichnungen: Didier Poli
Farben: Tariq Bellaoui & Didier Poli
Übersetzung: Resel Rebiersch
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-940864-25-3
Von Irene Salzmann
Moskip von den Dafows findet im Wald ein Baby neben der Leiche seiner Mutter und bringt es nicht übers Herz, den Jungen seinem Schicksal zu überlassen. Er bestattet die Tote, markiert das Grab und nimmt das Kind mit nach Hause, wo es auf den Namen Laith getauft und von Moskip und Nima wie der Sohn aufgezogen wird, der ihnen verwehrt blieb.
Schon bald zeigt sich, dass Laith nicht wie die anderen Kinder ist. Die Eltern halten zwar seine merkwürdigen Anfälle geheim, weil sie Ärger befürchten, aber nicht alles lässt sich verbergen. Als ein anderer Junge verunglückt, holt ihn Laith ins Leben zurück und gilt bei den einen als Wunderkind, bei den anderen als Monstrum.
Notgedrungen erzählt Moskip Laith nun von seiner wahren Herkunft und führt ihn ans Grab seiner Mutter. Die Blutsteine, die sich in ihrem Besitz befunden hatten, sind immer noch da und gehören nun Laith. Sie erwecken jedoch die Gier von Algärd, dem Anführer eines Bataillons Soldaten aus Frätt, in dessen Lager sie Unterschlupf für die Nacht fanden.
Knapp können Moskip und Laith den Männern entkommen, aber den Weg zurück ins Dorf dürfen sie nicht einschlagen. Stattdessen fliehen sie nach Onfidhen, wo sich Moskip wegen einer schlimmen Wunde in die Obhut eines Arztes begeben muss, während Laith an dessen Mentor gerät, der den Jungen für seine eigenen Pläne benutzen will – und es kommt noch schlimmer…
Die Story ist nicht neu. In „Kind des Blitzes“ wird wieder mal ein Findelkind zum Dreh- und Angelpunkt einer phantastisch-spannenden Geschichte. Laith überlebt offenbar den Tod seiner Mutter durch einen Blitz, wird von freundlichen Dorfbewohnern aufgenommen, leidet aber von Anfang an unter seinem Erbe, was im Laufe der Handlung immer deutlicher wird. Schließlich können ihn Moskip und Nima nicht länger beschützen, sondern müssen ihm und dem skeptischen Ältesten die ganze Wahrheit erzählen - und die Tragödie nimmt ihren Gang.
Laith ist ein – fast - normaler Junge, dessen Leben plötzlich aus den Fugen gerät, als er Fähigkeiten entdeckt, die außer ihm keiner besitzt und die er nicht will, da sie ihn isolieren und für Unbeteiligte zu einem Problem werden. Tatsächlich zieht er erst die Aufmerksamkeit von Algärd, später von Finrhas auf sich, die diese erstaunliche Macht für ihre persönlichen Zwecke einsetzen wollen. Mit viel Glück kann Laith diesen skrupellosen Männern entkommen, aber das Unheil folgt ihm auf den Fersen. Cliffhanger.
Fantasy-Comics dieser Art sind hinreichend bekannt, und man darf nun nach dem viel versprechenden Start gespannt sein, wie es für Laith weitergehen wird, ob er den Häschern entkommen und herausfinden kann, wer er wirklich ist. Mit jeder Antwort wird eine neue Frage aufgeworfen, so dass man mit der Hauptfigur die Puzzlestücke nach und nach zusammen tragen muss.
Laiths Geschichte wird in eindringlichen, detailreichen Bildern erzählt. Die Charaktere sind nicht unbedingt schön, eher eigenwillig gezeichnet, wodurch unterstrichen wird, dass sie keine Menschen sind (sie wirken wie eine Mischung aus Elf und Ork). Die Farben sind düster und erdig, was die bedrohliche Atmosphäre, die bereits auf den ersten Seiten aufgebaut wird, betont.
Fantasy-Fans und Sammler schöner Comic-Alben sollten dem „Kind des Blitzes“ eine Chance geben, denn der Start ist wirklich vielversprechend!