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Hohlbein, Wolfgang: Glut und Asche - Die Chronik der Unsterblichen 11 (Buch)
Wolfgang Hohlbein
Glut und Asche
Die Chronik der Unsterblichen 11
Titelillustration von Thomas von Kummant
Lyx, 2009, Hardcover, 448 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8247-9
Von Carsten Kuhr
Seit Jahrhunderten sind die Freunde und Gefährten Abu Dun und Andrej nun gemeinsam auf der Suche nach dem Geheimnis ihrer Wandelung. Statt wie normale Menschen alt zu werden, dahinzusiechen und zu sterben, erfreuen sie sich immerwährender Jugend. Der Preis, den sie dafür zu zahlen haben, ist allerdings hoch. Zwar trinken sie, allen Gerüchten zuwider, kein Blut, und fühlen sich auch im hellen Sonnenlicht wohl, doch ständig lauert die Bestie in ihrem Inneren, die fremde Lebenskraft an sich reißen will. Sie bemühen sich, sich in erster Linie von ihren Artgenossen, diesich keinem so strengen Moralkodex unterwerfen wie sie selbst, zu ernähren, doch ihre Suche nach Erklärung für ihr Dasein blieb bislang unerfüllt. Erst als sie in einer anderen Zeit und Dimension auf alte, teilweise vergessene Götter stoßen, lüftet sich der Schleier des Geheimnisses ein wenig. Seit dieser Zeit verfolgt insbesondere Andrej einen der Uralten, den die Menschheit unter seinem Asennamen Loki kennt. Die Spur führt unsere Beiden nach London. Hier, inmitten des Empires, trifft Andrej auf zwei weitere alte Bekannte -die Göttin Meruhe und Frederick, in dessen Körper sich Dracul, ein alter Feind unserer Beiden, eingenistet hat. Im Kampf der Götter gegeneinander, der London in einem Feuermeer versinken lässt, soll ausgerechnet Andrej die entscheidende Rolle übernehmen - und selbst zum Gott aufsteigen ...
Mit “Glut und Asche” legt Wolfgang Hohlbein bereits den elften Roman seiner Chronik auf. Im Lauf der Jahre hat er seinen Plot immer weiter ausgebaut, Rätsel auf Rätsel gehäuft, so dass es eigentlich an der Zeit wäre, ein paar der Mysterien zu offenbaren. Zwar wartet das Finale mit einem Knaller auf, doch so wirklich weitergekommen sind wir in unserer Suche nach dem Woher und Wohin der hohlbein'schen Vampire nicht gekommen. Bis zum Showdown besinnt sich der Autor stattdessen ganz auf seine bekannten Stärken. Er berichtet uns von der Suche nach Loki, von Gefahren, Geheimnissen, Kämpfen und Leid. Andrej wird getäuscht, manipuliert, gefangengenommen und gefoltert, Abu Dun tritt mehr und mehr in die zweite Reihe zurück.
Das liest sich zwar recht flüssig, lässt aber irgendwie das Gefühl aufkommen, selbiges bereits des öfteren gelesen zu haben. Wirklich voran geht es auch dieses Mal nicht. Für jedes Aha-Erlebnis offeriert uns der Autor neue Geheimnisse, ohne dass erkennbar wäre, wohin der große, die Bücher überspannende Handlungsbogen hindeuten soll. Das Gebotene ist, das sei dem Roman attestiert, insbesondere im zweiten Teil dramatisch und voller Tempo, gleichzeitig aber auch in seiner Aussage her verwirrend. Zusammen mit Andrej sehnen wir uns nach wirklichen Erkenntnissen, nur um immer wieder vertröstet und mit Banalitäten abgespeist zu werden. Zwar liest sich insbesondere die Beschreibung der Auseinandersetzung mit den Uralten im brennenden London teilweise packend, allein es fehlt an einem wirklich erkennbaren roten Faden. Alte Widersacher werden Roman für Roman unter Opfern ausgeschaltet, neue, noch gefährlichere Gegner tauchen auf und die Jagd beginnt von Neuem. Zwischenzeitlich aber sind die wenigen Zusammenhänge so komplex geworden, dass Leser, die die vorhergehenden Titel nicht kennen, ihre liebe Mühe haben werden, sich im Geschehen zurechtzufinden. Hier wäre eine kurze Zusammenfassung oder Einführung hilfreich, eine große Zäsur dringend geboten.
So bleibt der Eindruck eines leider insgesamt oberflächlichen Romans, der immer wieder versucht in die Tiefe zu gehen, Fragen nach Moral und Gerechtigkeit, nach Selbstbestimmung und Abhängigkeit aufzugreifen, die Antworten letztlich aber leider schuldig bleibt.
hinzugefügt: November 5th 2009 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Lyx Hits: 2607 Sprache:
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