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Bradley, Alan: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet (Buch)

Alan Bradley
Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet
(The Sweetness at the Bottom of the Pie)
Aus dem Englischen übersetzt von Gerald Jung und Katharina Orgaß
Titelillustration von lacopo Bruno
Penhaligon, 2009, Hardcover, 384 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-7645-3027-3

Von Carsten Kuhr

Flavia de Luce ist, vornehm ausgedrückt, ein aufgewecktes Kind. Mit ihren elf Jahren treibt sie ihre beiden älteren Schwestern schier in den Wahnsinn. Nach dem frühen Unfalltod ihrer Mutter leben die de Luces zurückgezogen auf ihrem Anwesen. Eine Köchin, die zweimal am Tag vorbeikommt und sie versorgt, dazu ein Faktotum, das zunächst als Butler, dann als Chauffeur und schließlich als Gärtner sein Gnadenbrot verdient und ihr Vater, der zurückgezogen einzig für seine Leidenschaft, der Philatelie, lebt, bestimmen ihr Dasein.
Im tagtäglichen Kleinkrieg mit ihren Schwestern baut Flavia ganz auf ihren frühreifen Intellekt. Im hauseigenen chemischen Labor experimentiert sie mit allerlei Stoffen, mixt Tränke und Gifte zusammen, die sie dann an ihren Schwestern ausprobiert.
Eines Abends lauscht sie an der Tür, als ihr Vater mit einem Besucher in Streit gerät. Am nächsten Morgen findet sie in den Gurkenrabatten des hauseigenen Gartens einen Toten. Bevor dieser seinen letzten Atemzug tut, flüstert er das lateinische Wort Vale. Klar, dass Flavia sich die Chance, den Mord aufzuklären, nicht entgehen lassen kann, zumal ihr Vater in das Verbrechen verwickelt zu sein scheint.
So macht sie sich mit viel detektivischen Spürsinn und noch mehr Elan auf, die Mysterien um den Tod des rothaarigen Mannes zu lösen, und stößt auf ein altes, lang totgeschwiegenes Geheimnis aus ihres Vaters Jugendtagen....


Penhaligon, der All-Age-Verlag von Random House, wird gemeinhin mit Fantasy-Romanen für eine Leserschicht ab dem Teenageralter in Verbindung gebracht.
Umso erstaunter war ich, als ich mit vorliegendem Werk einen sehr amüsant zu lesenden Detektivroman mit viel Witz und Charme zu lesen bekam. Die Umschlaggestaltung hätte eher zu einem Jugendbuch gepasst, im Buchhandel habe ich das Werk in der Fantasy-Abteilung gefunden. Beide Schubladen aber passen auf Bradleys Debütroman nicht zu.
Mit dem renommierten Dagger Award ausgezeichnet, erwartet den Leser eine Handlung, die mit unheimlichem Wortwitz und einer atmosphärischen Dichte aufwartet, die Erinnerungen an beste Agatha Christie Zeiten einer Miss Marple aufkommen lässt.

In den 50ern angesiedelt, in einem idyllischen, überschaubaren Kaff, in dem jeder seine Nachbarn kennt, in dem Geheimnisse selten wirklich geheimbleiben (zu sehr interessiert man sich doch für seine Nachbarn) erwartet uns mit der gewitzten Flavia eine Ich-Erzählerin der besonderen Sorte. Auf der einen Seite naseweis bis zum Gehtnichtmehr, vorlaut und frühreif, innerlich aber auch einsam und um Zuneigung und Aufmerksamkeit bettelnd.
Liebevoll hat der Autor seine Falvia und ihre Umgebung gezeichnet, wartet aber auch immer wieder überraschend mit anderen, skurrilen Personen auf. Sei es der ehemalige Lehrer von Fravias Vater, der sich vom Turm in den Tod stürzt, der Hoteldiener, der unsterblich in Flavias Schwester verliebt ist, oder die alternde, verbitterte Büchereiangestellte, sie alle sind so detailliert und lebensecht gezeichnet, dass sie förmlich aus den Seiten heraustreten.
Die Suche um Aufklärung des Mordes und der zugrundeliegenden Geheimnisse verzaubert den Leser mit altmodischen Charme und amüsanten Beschreibungen einer jungen Detektivin, die ohne jegliche Skrupel nicht nur ihren Giftmischereien nachgeht, sondern auch jedem auf die Pelle rückt, der ihr Informationen zu dem Verbrechen liefern kann.

Das ist eine gelungene Mischung aus humor- und liebervollen Darstellung einer oberflächlich betrachtet heilen Welt mit einer spannenden Suche nach dem Täter - unterhaltsam, einfühlsam und gleichzeitig packend. Man kann nur hoffen, dass die Übersetzung der für Frühjahr 2010 in Vorbereitung befindliche Fortsetzung nicht zu lange auf sich warten lässt.

hinzugefügt: November 11th 2009
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Penhaligon
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