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Elliott, Will: Hölle (Buch)

Will Elliott
Hölle
(The Pilo Family Circus, 2007)
Aus dem australischen Englisch von Birgit Reß-Bohusch
Piper, Taschenbuch, 388 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-26709-0

Von Gunther Barnewald

Will Elliott ist ein junger australischer Autor, der mit „Hölle“ ein äußerst beeindruckendes Debüt vorgelegt hat. Der Roman erschien bereits 2008 bei Piper als Paperback und wird hier, in veränderter Covergestaltung und mit neuer Nummer, wieder aufgelegt.
Wer schon Will Elliotts wunderbare Kurzgeschichte „Mrs Claus“ in der von Carsten Polzin herausgegebenen Weihnachtsanthologie „Das Fest der Elfen“ (Piper) wegen ihres schrägen Humors und der tollen Ideen bewundert hat, der dürfte auch vom vorliegenden Roman überaus erfreut sein, denn dem Autor gelingt ein eigenständiges, gut ausgedachtes Werk, welches zwar nicht immer stilsicher an allen Geschmacklosigkeiten vorbei kommt (vor allem die Erwähnung des „berühmten Anstreichers“ aus Österreich hätte sich der Autor verkneifen sollen) und zeitweise auch arg brutal wirkt, welches jedoch zweifellos zu den interessantesten Horrorgeschichten der letzten Jahre gehört.


Alles beginnt damit, dass der junge Australier Jamie fast einen Clown überfährt, der urplötzlich vor seinem Auto zu materialisieren scheint. Von da an verfolgt ihn eine Bande rabiater Clowns, die ihn schließlich in eine jenseitige Welt entführen, den Zirkus Pilo.
Dort herrschen rohe Gewalt und Brutalität, mühsam verdeckt unter der scheinbar höflichen Schicht des Zirkusdirektors Kurt Pilo, der eine Mischung aus Werwolf und Dämon zu sein scheint.
Jamie muss zu seinem Erschrecken erkennen, dass er selbst zu einem brutalen Psychopathen namens JJ wird, wenn er die bewusstseinsverändernde Clownsschminke trägt.
Verzweifelt sucht der junge Mann einen Ausweg aus diesem entsetzlichen Inferno, doch JJ wird immer mächtiger und auch sonst gibt es nur wenige, scheinbar schwache Verbündete, während der entmenschlichte Rest der Zirkustruppe entweder völlig gleichgültig ist oder gar die Bestialitäten zu genießen scheint...


„Hölle“ ist eine ungewöhnliche Mischung aus roher Kraft und Einfallsreichtum und besticht, neben der lebendigen Atmosphäre und seiner künstlerischen Kreativität, vor allem durch einen Haufen irrwitziger Charaktere, die den Rummelplatz bevölkern.
Allen voran die wahnwitzigen Clowns, jeder für sich der Alptraum aller Schwiegermütter. Aber auch die anderen Figuren können sich sehen lassen, vom frustrierten Meistermagier, der zu seinem Verdruss immer nur den minderwertigen Kaninchentrick vorführen darf, über den Wachsmenschen, dessen Körper immer zu zerfließen scheint, über den Glas kauenden Yeti bis zum fischköpfigen Leiter der Menagerie, der als einer der wenigen seine freundliche Menschlichkeit behalten zu haben scheint.

In kreativer Hinsicht kann der junge australische Autor sicherlich mit literarischen Vorbildern wie Ray Bradburys „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“ oder Tom Reamys „Blinde Stimmen“ mithalten, die ebenfalls (zumindest teilweise) im Zirkusmilieu spielen, auch wenn die hier geschilderte Variante an Grausamkeiten alles in den Schatten stellt, was bisher geschildert wurde. Zwar ist die stilistische Brillanz des Newcomers noch längst nicht so ausgeprägt wie bei Bradbury oder Reamy, aber für einen Erstling ist „Hölle“ absolut lesens- und damit für Horrorfans unbedingt empfehlenswert (wobei es verwundert, dass das Cover den Roman als Thriller klassifiziert, was definitiv nicht zutreffend erscheint).

hinzugefügt: November 17th 2009
Tester: Gunther Barnewald
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