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Conrad, Julia: Das Imperium der Drachen - Die Drachen 3 (Buch)
Julia Conrad
Das Imperium der Drachen
Die Drachen 3
Titelbild von Jason Engle
Piper, 2008, Taschenbuch, 506 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-26664-2
Von Thomas Folgmann
Eine Sternenkonstellation, die den Leichenstern Gurundir näher an Chatundra bringt und sich vor das Dreigestirn setzt, ruft die bösen Kräfte Chatundras auf den Plan. Diese schmieden eine unheilvolle Allianz gegen den doppelten Thron, auf dem einerseits die Kaiserin und andererseits die Großdrachin sitzen und herrschen. Längst vergessene Kulte, Zaubermeister, Skorpionritter und selbst die beiden Pestschwestern begehren gegen die gütige Führung in Vang Vath auf.
Drei Auserwählten soll es gegeben sein, die finsteren Zeiten abzuwehren und sich gegen die dunklen Mächte zu stellen. Allerdings finden sich vorerst nur zwei davon, und die Zeit wird knapp. Verräter in den eigenen Reihen erschweren den Kampf, und Verbündete tauchen auf, wo am wenigsten damit gerechnet wird.
Drachen, wie sie hier auf Chatundra vorkommen, treten in den unterschiedlichsten Formen und Farben auf. So recht mag sich beim Leser kein Bild einstellen, da es so viele unterschiedliche Arten gibt. Dazu dann auch noch einfache Flugdrachen, den wohl eher wenig Intelligenz zugeschrieben wird. Aber die alten Drachen, die uralten Drachen, herrschen weise, unterstützen die Menschen und sind die Retter in der Not.
Was dann irgendwann auch etwas zu viel wird. Sei es ein besonders gefährliches Zauberbuch, eine gewaltige Bibliothek, der beschwerliche Weg zu einem Tempel oder auch nur die Flucht vor einem Feuerdrachen: Die großen Drachen sind da, und den Protagonisten wird nichts geschehen. Bezeichnend auch, dass meist in den Momenten, in denen die Spinnenfrau und der Drachenmann sich alleine auf den Weg machen, die größten Gefahren lauern. Allerdings werden auch diese ohne großes Federlesen überwunden.
Bei der Spinnenfrau handelt es sich übrigens nicht um eine Spinne! Päony, so ihr Name, entstammt einem kleinwüchsigen Volk, das Spinnen anbetet. Was später natürlich auch noch einen Vorteil haben wird. Der Drachenmann entstammt einem Volk, bei dem die meisten Menschen tatsächlich irgendwelche Drachenmerkmale besitzen. Sie sind auch sehr stolz auf ihre Hörner, Schwänze oder Rückenplatten. Da Lukan nichts von alledem besitzt und noch dazu stottert, ist er der unwahrscheinlichste Teilnehmer einer Rettungsquest - weshalb er dann natürlich der Auserwählte ist und auch recht schnell von seinem Stottern befreit wird. Was über den Verlauf der Geschichte hinweg nicht sehr viel bringt, da er trotzdem wenig sprechen wird. Der dritte Teilnehmer dient in erster Linie dazu, eine Art Konfliktpotential in die Dreiergemeinschaft zu bringen. Eifersüchteleien sind dann auch so mit das Heftigste, was an Konflikten auf die Drei einstürmt.
Die eigentliche Quest zur Rettung Chatundras wird erst sehr spät bekannt und auch dann erst einmal nur in Form eines unklaren Gedichts, wobei die einzelnen Aufgaben aber immer wieder schnell erkannt und ebenso schnell erledigt werden. Dank Drachen und Wunderrüstungen ist man recht schnell am Ort des Geschehens und ebenso schnell wieder weg.
Die insgesamt fehlende Spannung mag genau daran liegen: Es gibt keine Schwierigkeiten. Die Aufgaben, die Gefahren, die von den dunklen Mächten drohen, bleiben nebensächlich und werden nur erwähnt, aber nicht dem Leser nahegebracht. Verräter werden schnell mal enttarnt und vernichtet oder vom Bösen selbst einfach zurückgezogen.
Es wird auch versäumt, Nähe zu den Protagonisten aufzubauen. Die drei vermeintlichen Heldenfiguren bleiben blass und unpersönlich, sind in ihrer Zuneigung oder Eifersucht eher statisch und emotionslos. Da wird mal gestichelt und die eine oder andere Spannung erwähnt, sie vermittelt sich allerdings dem Leser nicht. Es gibt keinerlei Entwicklung, obwohl gerade die junge Kriegerin und auch der stotternde Drachenmann großes Potential diesbezüglich geboten hätten.
Es plätschert so dahin…, wobei die Beschreibungen, die Darstellungen und Schilderungen grundsätzlich gut lesbar sind. Der Stil ist fraglos gut, und glücklicherweise wird dem Leser dadurch die Lust am Buch nicht vergällt. Auf über fünfhundert Seiten nur zu schildern, ohne Action oder wirkliche Spannung aufzubauen, ist eine Kunst, die nicht viele Autoren beherrschen.
Dass einmal Pony statt Päony zu lesen ist und in einem Fall etwas zu viel Begeisterung ihren Weg in den Satz fand, ist der Autorin wohl eher nicht zuzurechnen und bei diesem Umfang nachzusehen. Dass der Klappentext auf „die gewaltigsten Geschöpfe Mittelerdes“ verweist und damit eine Nähe zu Tolkien vorgibt, die nicht vorhanden ist, ist auch eher dem Verlag anzukreiden. Weder Tolkien noch Conrad haben diesen Vergleich verdient.
Im Großen und Ganzen kann man dem Roman gute Seiten abgewinnen. Er lässt den Leser allerdings mit einem Gefühl von Leere zurück. Vorhandenes Konfliktpotential wird nicht einmal annähernd ausgeschöpft und somit jegliche Spannung, was den Fortlauf des Geschehens betrifft, nahezu im Keim erstickt. Die Erwartung epischer Schlachten und waghalsiger Missionen wird nicht erfüllt. Die Welt, in der so etwas geschehen könnte, wird allerdings gut und ausführlich geschildert, womit zumindest ein gewisser Unterhaltungswert gewahrt bleibt.
hinzugefügt: November 24th 2009 Tester: Thomas Folgmann Punkte: zugehöriger Link: Piper Hits: 2541 Sprache:
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