Jim Balent
Tarot - Witch of the Black Rose 8
Die Liebenden
(Tarot - Witch of the Black Rose 36 - 40, 2008/09)
Aus dem Amerikanischen von Christian Heiss
Titel- und Innenillustrationen von Jim Balent
Farbe: Holly Golightly
Panini, 2009, Paperback, 132 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-857-4
Von Irene Salzmann
Um seine verstorbene Freundin Crypt Chick aus der Hölle zu befreien, steigt Skeleton-Man hinab in die Unterwelt und durchquert auf seiner Suche ein von Dante inspiriertes Inferno der erotischen Qualen. Anschließend muss er sich um Raven Hex kümmern, deren Beinverletzungen, die sie sich im Kampf gegen die Drachenhexe zuzog, noch immer nicht verheilt sind. Dass Skeleton-Man sie baden muss, ist eine peinlich-pikante Angelegenheit.
Derweil hat auch Tarot ihre Probleme: Sie leidet darunter, dass sie getötet hat. Werden die Götter und die Mächte der Natur ihr verzeihen? Als sie ein kleines Mädchen rettet und von der Mutter übel beschimpft wird, bringt ihr ausgerechnet ein Priester – einer derer, die so viele Hexen auf den Scheiterhaufen schickten - Toleranz und Freundlichkeit entgegen. Und dann ist da noch Boo, ihre Liebste, zwischen der und Skeleton-Man Tarot sich hin und her gerissen fühlt.
Boo wiederum, die von Tarot nicht bekommt, was sie sich wünscht, weil gerade Skeleton-Man bei der Freundin weilt, findet Trost in den Armen von Licorice Dust, die nach längerer Abwesenheit, in der sie allerlei erlebt hat, wieder zurück ist.
Wer sich nun fragt, wo in diesem Band die Handlung bleibt, dem sei gesagt, dass es keine gibt. Selbst der Rahmen ist derart dünn, dass man kaum noch so etwas wie eine Geschichte findet, welche die erotischen Szenen – das Hauptanliegen der Serie – verbindet. Einige der Episoden machen dies auch durch die Gestaltung der Bilder deutlich, denn statt der üblichen Panels reiht der Künstler großformatige, aufwändig gezeichnete Pinups aneinander.
Wie immer hat Jim Balent vor allem Spaß daran, schöne Frauen und ihre Körper zu malen. Seit seiner Arbeit an zum Beispiel „Catwoman“ ist viel Zeit vergangen, und die einst realistisch-idealistischen Darstellungen sind Russ Meyer-artigen Übertreibungen gewichen. Die phantasievollen Kostüme, soweit noch vorhanden, unterstreichen die weiblichen Attribute, die sich selbst unter den Stoffschichten abzeichnen.
Wurde in den ersten Heften noch angedeutet, so zeigt der Künstler nun ungehemmt alles, was man(n) sehen will. Die nackten Tatsachen beschränken sich allerdings auf die Frauen – und selbst wenn Skeleton-Man oder ein anderer seine Hüllen fallen lässt, werden die entscheidenden Stellen überdeckt und etwaige erotische Momente durch Klamauk zerstört. Dafür sind die Frauen bisexuell, so dass man nicht nur ein, sondern zwei und mehr hübsche Girls in Stripper-Posen und bei zärtlichen Spielen beobachten darf.
Wer sich mit aufwändigen, farbenprächtigen Bildern zufrieden gibt und viel nackte Haut sehen will, kommt ganz auf seine Kosten. Hegt man hingegen die Hoffnung, drumherum würde sich noch eine phantastische Handlung ranken, wird man enttäuscht. „Tarot“ entwickelt sich immer mehr fort vom Horror-/Dark Fantasy-Comic und hin zum Soft-Porno.
Zweifellos gibt es auch Leserinnen, die gern die eleganten, weiblichen Körper betrachten, aber an Melonen ist nicht mehr viel Elegantes, und die mitunter derb-dümmlichen Scherze, die oft mit den erotischen Szenen einher gehen, treffen allenfalls den Geschmack des männlichen Publikums, das bloß schaut und schaut, aber den Texten wenig bis keine Beachtung schenkt. Wozu auch.
Schade – man hätte mehr aus dem Titel machen können als eine Sex-Klamotte!