Grant Morrison
WE3
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration und Zeichnungen von Frank Quitely
Farben von Jamie Grant
Panini, 2008 Paperback mit Klappenbroschur, 108 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86607-594-8
Von Thomas Folgmann
Drei Haustiere - ein Hund, eine Katze und ein Kaninchen - suchen ihr Zuhause, ihre Heimat. Das Problem dabei: Sie sind mittels Cybertechnik veränderte Kampfmaschinen, die ihren Instinkten folgen und dabei modernste Waffentechnik zur Verfügung haben.
Dass ihre einstigen Herren etwas dagegen haben, derartige Kriegsmaschinen frei herumlaufen zu lassen, zeigt sich in dem Aufgebot, das den drei Tieren auf den Hals gehetzt wird. Welches allerdings wenige Chancen gegen die drei nahezu perfekt auf einander abgestimmten Kampfmaschinen hat. Als allerdings die nächste Generation, WE4, eingesetzt wird, scheint sich das Blatt zu wenden.
Die weichen, warmen Farben und die vergleichsweise glatten Linien, die selbst Blutstropfen eine Struktur geben, die sonst nur unter höchster Auflösung und mit Hochgeschwindigkeitskameras zu erreichen wäre, lassen brutalstes Abschlachten erst auf den zweiten Blick erkennbar werden. Aber dann schlagen diese Bilder mit ungehemmter Wucht zu. Der Stil der Zeichnungen erinnert entfernt etwas an Phillipe Caza oder sogar Moebius, ist europäischer vielleicht als das, was sonst in den amerikanischen Zeichenstudios abgeliefert wird.
Doppelseiten, 18 Minipanels auf einer Seite oder viele kleine Nahaufnahmen über eine Weitwinkelzeichnung gelegt, all das sind die Mittel mit denen die Geschichte und vor allem ihre großen Actionanteile rasant und interessant an den Leser gebracht wird. Die sehr reduzierte, rudimentäre Sprache der drei Tiere lässt genügend Platz, um die Geschichte mittels der Bilder zu erzählen - und diesen Platz nutzt Frank Quitely definitiv sehr gut!
Die Story selbst, die Suche nach einer Heimat, letztlich der Versuch, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, ist vor dem Hintergrund dieser Tierversuche, der Verfolgung durchs Militär und der sich daraus ergebenden – blutigen - Konflikte mehr als gelungen.
Ein (auch zeitlich) etwas weit hergeholter Vergleich sei gestattet: „Watership Down“. An diesen Film, mit all seiner Tragik und Spannung, fühlt man sich streckenweise erinnert. Bei „WE3“ kommt natürlich die moderne Technik und noch mehr der Kampf gegen die Menschen hinzu. Aber insgesamt dürfte der Film aus dem Jahr 1978, am ehesten der Stimmung entsprechen, die auch diesem Comic innewohnt.
Und man darf gespannt sein, ob die geplante Verfilmung von „WE3“ dem hervorragend gezeichneten und sehr gut erzählten Comic-Band gerecht werden wird.