|
Schröder, Rainer M.: Tage der Finsternis (Buch)
Rainer M. Schröder
Tage der Finsternis
Titelgestaltung von Frauke Schneider
Extra: Bonus-CD mit Auszügen aus der „Himmeroder Thomasvesper“, Laufzeit ca. 16 Minuten
Arena, 2009, Taschenbuch, 206 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-401-06264-4
Von Christel Scheja
Zur geistigen und seelischen Entspannung zieht sich der vielbeschäftigte Jugendbuchautor Rainer M. Schröder seit siebzehn Jahren immer wieder einmal in die Zisterzienserabtei Himmerod zurück, um dort neue Kraft und Ideen für weitere Werke zu sammeln. Schon einmal hat er sie zum Schauplatz einer Geschichte gemacht, in „Das Geheimnis der weißen Mönche“. Und nun inspirierte ihn der letzte Besuch zu einer weiteren Geschichte, in der er die Realität des Klosterlebens mit einem düsteren Geheimnis verknüpft.
Ein weltlicher Ermittler kommt inkognito in die Zisterzienser-Abtei, um verdeckt zu erforschen, warum bereits einige Mönche Selbstmord begangen haben und der Altarraum geschändet wurde. Als Bruder Thomasius wird er in die Gemeinschaft aufgenommen; nur der Abt und sein Prior wissen Bescheid.
Zunächst fällt es dem Mann sehr schwer, sich an die Regeln und Gebräuche zu gewöhnen, sie verstehen zu lernen und sich selbst nicht viel zu Schulden kommen zu lassen, um nicht aufzufliegen.
Als Erstes lernt er die Mönche kennen und versucht herauszufinden, ob einer von ihnen Gründe hat, seinen Mitbrüdern zu schaden. Doch dann geschieht eine weitere Schändung, ein Mönch stirbt, und andere reden von einem Schattenmann, den sie gesehen haben wollen.
Bei Recherchen in der Klosterbibliothek entdeckt der Ermittler dann auch noch Spuren, die in die Vergangenheit weisen. Doch kann es wirklich sein, dass ein uralter Fluch auf der Abtei lastet, die vor mehr als vier Jahrhunderten von einem Mitbruder auf sie herabbeschworen wurde?
Nach und nach verdichten sich die Vermutungen, und der junge Ermittler, der inzwischen große Ehrfurcht vor der Lebensweise und dem tiefen Glauben der Zisterzienser hat, fasst einen folgenschweren Entschluss.
Man mag sich zuerst an „Der Name der Rose“ erinnert fühlen, der die Krimimalromane im klösterlichen Umfeld einer breiten Masse zur Kenntnis gebracht hat, aber dieser Eindruck schwindet schon auf den ersten Seiten. Tatsächlich geht es Rainer M. Schröder nicht um philosophische Geheimnisse, vielmehr möchte er seinen jungen Lesern das Leben hinter Klostermauern näherbringen.
Warum lassen sich erwachsene Männer darauf ein, weltlichen Freuden und Genüssen zu entsagen, uralten Klosterregeln zu folgen, die in modernen Augen fast schon irritierend lächerlich wirken mögen, aber auf sehr einfache Weise ausdrücken, worum es eigentlich im Glauben geht?
Das alles bindet er in eine spannende Mystery-Handlung ein, die man zwar als erwachsener Leser schnell durchschaut, die Lektüre aber dennoch durch die stimmige und lebensnahe Atmosphäre genießen kann, die bis zum konsequenten Schluss aufrechterhalten wird. Wer seine Lesung mit passender Musik genießen möchte, kann auch die beigefügte Bonus-CD mit Auszügen aus der „Himmeroder Thomasvesper“ auflegen.
Alles in allem ist „Tage der Finsternis“ vielleicht kein spektakuläres Werk, zeichnet sich aber durch seine stimmige Atmosphäre und den respektvollen Umgang mit dem Glauben aus, den man in heutigen Büchern nur noch selten findet.
hinzugefügt: November 24th 2009 Tester: Christel Scheja Punkte: zugehöriger Link: Arena Hits: 2228 Sprache:
[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ] |
|