Kind des Blitzes 3
Wohin die Ströme fließen
(L'enfant de l'orage: Oú portent les courants)
Text: Manuel Bichebois
Artwork: Didier Poli
Übersetzung: Resel Rebiersch
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2009, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-940864-27-7
Von Frank Drehmel
Auf der Suche nach Antworten auf Fragen zu seiner Herkunft und den Ereignissen der jüngeren Vergangenheit verlässt Laith seine Freunde und zieht – warum auch immer – in die Stadt Namo, wo der feiste König Sambul ein hartes, aber ungerechtes Regiment führt. Tatsächlich wird der Junge wegen des Besitzes seiner geerbten Blutsteine verhaftet und zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt, was bedeutet, dass er fortan seine Zeit mit dem Tauchen nach eben jenen seltsamen, am Meeresgrund liegenden Mineralien verbringen muss. Die Monate gehen ins Land und Laith gelingt es – wie auch immer -, sich den Respekt seines Herren und einen Platz in der ihm fremden Gesellschaft zu erarbeiten.
In Medillum ist zwischenzeitlich die „Kacke am Dampfen“, denn die Stadt steht – warum auch immer - unter Belagerung durch feindliche Truppen und ist kurz davor, zu fallen; allerdings macht sich bei Angreifern wie Verteidigern Unmut in den eigenen Reihen breit, sodass die Lage insgesamt eher unübersichtlich ist und erst durch einen Verrat gekippt werden kann. Während Laith in Namo schuftet und man in Medillum kämpft, geraten die Freunde des Jungen in Folge eines unglücklichen Zufalls und aufgrund geradezu dämlicher Vertrauensseligkeit in die Hände namoischer Sklavenjäger.
Eines Tages begegnet Laih innerhalb der Mauern Namos ebenfalls rein zufällig dem jungen Assistenten jenes alten Gelehrten, der in Medillum seinen toten Sohn mittels der energetischen Kräfte des Jungen wiederzuerwecken gedachte. Misstrauisch flieht Laith zunächst, um sich jedoch später mit dem Mann anzufreunden und gemeinsam mit ihm denjenigen aufzusuchen, der Antworten auf einige der brennendsten Fragen des Kind des Blitzes hat.
Mit dem dritten Band findet der erste Zyklus der „Kind des Blitzes“-Reihe ein so unrühmliches Ende, dass ich mich in dieser Rezension auf das Notwendigste beschränken will.
Darüber, wohin die Ströme fließen, scheint der Autor eine genauere Vorstellung zu haben, als darüber, wohin die Handlung fließt beziehungsweise fließen sollte oder welche Eigenschaften interessante Figuren auszeichnen.
Der gesamten Geschichte fehlt es an einem inneren Zusammenhalt. Szenen, die nicht schlüssig aufeinander aufbauen, Zeit-, Orts- sowie nicht nachvollziehbare Handlungssprünge, die im Leser ein ums andere Mal das Gefühl wecken, den Autor habe mitten im Schreiben die Fähigkeit verlassen, einen Story-Arc konsequent plausibel zu Ende zu führen, äußerst blasse, motivationslose beziehungsweise -arme Charaktere sowie ein grundsätzlicher Mangel an originellen, zündenen Ideen machen diesen dritten Band inhaltlich zum schwächsten einer ohnehin schon schwachen Trilogie.
Selbst das nach wie vor kraftvolle und gefällige Artwork Polis mit seinen klaren Formen und der stimmungsvollen Koloration vermag es nicht, Bichebois chaotisch-wirrer Geschichte, Leben oder gar Spannung einzuhauchen.
Fazit: Der inhaltlich missratene Abschluss einer lahmen Trilogie. Allenfalls zum Komplettieren einer Sammlung empfehlenswert.