Ich, Donald Duck
Big Black Books – Band 1
(Big Black Books – Vol. 1: Donald Duck, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Dr. Erika Fuchs, Michael Bregel, Gudrun Smed-Puknatis, Peter Daibenzeiher, Gerlinde Schurr, Michael Nagula
Titelgestaltung und Textlayout von Wolfgang Berger
Geschichten und Zeichnungen von Vicar, Romano Scarpa, Carl Barks u. v. a.
Mit einem Vorwort von David Gerstein
Ehapa, 2009,Hardcover, 190 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3311-7
Von Irene Salzmann
Zweifellos ist Donald Duck die populärste Figur aus Entenhausen und bei den Disney-Fans vermutlich sogar beliebter als Micky Maus, einfach weil der cholerische, zumeist glücklos agierende Erpel sehr menschlich gezeichnet ist mit vielen kleinen Macken, die man von sich selbst und den Personen aus dem Umfeld kennt. Weder ist Donald so reich wie Onkel Dagobert, noch so glücklich wie Gustav Gans, er hat nicht die überbordende Phantasie eines Daniel Düsentriebs und auch nicht die altklug anmutenden Einsichten seiner drei Neffen, und schon gar nicht ist er ein so überlegener ‚Klugscheißer’ wie Micky. Das macht Donald sympathisch, glaubwürdig und zu einer Ente wie Du und ich…, mit der man sich identifizieren kann.
Seine Karriere begann er als Nebenfigur in einem Trickfilm. Auch in einigen Comic-Strips trat er bald darauf auf. Sein heutiges Aussehen war zwar erst grob umrissen, aber schon erkennbar. Den Durchbruch brachten ihm die längeren Comic-Geschichten, in denen nun auch schon einige Familienmitglieder und sein eigenwilliges Auto auftauchten. Vor allem Carls Barks ist der Donald, den jeder mag, zu verdanken, denn nachdem er das Potenzial der Figur erkannt hatte, gab er seine Arbeit in den Trickfilmstudios auf und widmete sich ganz dem Zeichnen von „Donald Duck“-Comics. Dabei ließen er und seine Kollegen sich von alltäglichen Begebenheiten genauso inspirieren wie von aktuellen Ereignissen, literarischen Vorlagen und phantastischen Themen.
Auf rund 180 Seiten bietet der vorliegende Prachtband einen bunten Querschnitt typischer „Donald Duck“-Abenteuer. David Gersteins einleitende und illustrierte Kommentare weisen diejenigen, die auch mal hinter die Kulissen schauen wollen, auf Besonderheiten der jeweiligen Storys hin, auf die Entwicklung von Donald und seinen Freunden, ihre Charakteristika, die Running Gags und vielem mehr. 12 Geschichten von unterschiedlicher Länge unterhalten die Leser. In ihnen begegnet man außerdem Dagobert Duck, Daisy Duck, Daniel Düsentrieb, Vetter Dussel, den Neffen Tick, Trick und Track sowie einigen anderen.
Mal engagiert sich Donald in einem neuen Job wie in „Schlafes Meister“ und „Der rasende Kurier“. Dann wieder misst er sich mit Vetter Gustav in „Alter schützt vor Torheit nicht“ und „Glückspilz und Pechvogel“. Natürlich muss er auch an waghalsigen Unternehmungen mitwirken und sich dabei hin und wieder für Onkel Dagobert als Schatzjäger betätigen wie in „Die verlorene Welt“ und „In den Fängen der Mumie“. Der Generationenkonflikt und Ärger mit anderen wie in „Schwein gehabt!“ und „Ein Herz und eine Seele“ sind stets beliebte Themen. Die Tücken der Technik werden in „Immer am Ball bleiben“ und in „Eine Seele von Auto“ unterschätzt. In „Schicksalhafte Höhenflüge“ und „Ein tüchtiger Transporteur“ will Donald wie so oft zu hoch hinaus.
Nicht immer sind es die anderen, die daran Schuld tragen, wenn Donald – was sehr häufig passiert – etwas missglückt. Läuft einmal etwas gut, steigt ihm das sofort zu Kopf, und er bringt sich selbst zu Fall. So manche Misere brockt er sich durch sein Temperament, seine Voreiligkeit und Großmäuligkeit ein. Trotzdem hat man Mitleid mit ihm und gönnt es ihm, wenn er dann doch einen Konflikt lösen kann und der lachende Dritte ist.
Selbst wenn sich manche Motive mit der Zeit wiederholen, man wird nicht müde, die Geschichten von Donald Duck zu lesen, an seinen aufregenden Abenteuern und an seinem dramatischen Alltag teilzuhaben, denn es gibt immer etwas zu schmunzeln, und er bleibt stets sehr menschlich.
„Ich, Donald Duck“ ist ein wunderschönes Album, das Sammlerherzen höherschlagen lässt, denn die Gestaltung ist wirklich gelungen: Hardcover im Überformat, festes Kunstdruckpapier, sauberer Druck, großzügiges Layout, keine augenfeindliche Winzschrift, reichliches Hintergrundmaterial. Gerade zu Weihnachten ist der Titel ein origineller Geschenk-Tipp.