Prophet 2
Infernum in Terra
(Prophet: Infernum in Terra)
Text & Zeichnungen: Mathieu Lauffray
Nach einer Idee von Xavier Dorison & Mathieu Lauffray
Übersetzung: Delia Wüllner-Schulz
Lettering: Dirk Schulz
Splitter, 2009, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR,ISBN 978-3-86869-063-7
Von Frank Drehmel
Seine Wanderung durch das menschenleere Land führt Jack Stanton an eine tiefe Schlucht, auf deren anderer Seite er die überwucherten Ruinen des New Yorks zu erkennen glaubt, in dem er noch vor kurzem ein erfolgreiches Leben führte.
Unfähig, den Abgrund zu überqueren, sucht er auf seiner Seite Unterschlupf sowie Nahrung und findet die Erkenntnis, dass er in der Zukunft gelandet ist. Kaum, dass er innerlich etwas zur Ruhe gekommen ist, fegt ein monströses, teuflisches Wesen seinen Unterschlupf beiseite und versucht Jack zu töten.
Die überstürzte Flucht führt den Mann in Richtung einer plötzlich aufgetauchten Gruppe seltsamer, humanoider Wesen. Gefangen zwischen zwei Fronten wird Jack Zeuge eines geradezu titanischen Kampfes, in dem sich schlussendlich die Fremden als überlegen erweisen und als Retter den in der Zukunft Verschollenen auf ihrem Luftschiff mit sich nehmen. Hier erfährt Jack, was sich auf der Erde seit dem Tage seines Verschwindens ereignete, wie dämonische Titanen die menschliche Zivilisation, die diesen Wesen nichts entgegen zu setzen hatte, auslöschten; und er erfährt von einer Prophezeiung, welche einige der Fremden annehmen lässt, Jack sei jener Prophet, der dem Chaos Einhalt gebieten und die letzten verseuchten Menschen erretten könnte. Allerdings teilen nicht alle Mitglieder der kriegerischen Gruppe diese Auffassung, an allererster Stelle jedoch Jack, der zunächst jegliche Übernahme von messianischer Verantwortung weit von sich weist.
Als die Schar auf ihrem Schiff den gigantischen Unterschlupf der letzten Menschen erreicht, werden sie mit der bitteren Wahrheit konfrontiert, dass einer der dämonischen Titanen kurz zuvor sein Vernichtungswerk vollendet hat und nur noch ein brennender Turm in den Himmel ragt. Geschockt fliehen die Überlebenden, um kurz darauf in der Wüste notzulanden. In dieser verzweifelten Situation glaubt Jack, die kleine Schar an den Ort führen zu können, wo der seiner Meinung nach wahre Prophet auf sie wartet.
Doch wiederum ist die Meinung innerhalb der Gruppe gespalten, sodass sich der Abenteurer schließlich in Begleitung nur dreier Krieger auf die tödliche Reise in das zerstörte New York machen muss.
Im zweiten Band, für den Mathieu Lauffray in Personalunion als Texter und Künstler allein verantwortlich zeichnet, verlässt die Geschichte die cthuloiden Pfade, welche noch im ersten Album beschritten wurden. Stattdessen gibt es relativ konventionelle Messias-Kost – einschließlich eines unwilligen Helden -, die allerdings so dynamisch und spannend inszeniert ist, die weiterhin genug Rätsel beziehungsweise Mysterien bietet, um den Leser bei der Stange zu halten und ihn über den Verlust des Horrors und eines gewissen Mangels an Stringenz beziehungsweise Leichtigkeit im Erzählfluss hinwegzutrösten.
Während der Story etwas die Originalität abgeht, ist das Artwork tadellos. Insbesondere die zukünftigen, mutierten Menschen sind cool visualisiert, vereinen in ihrem Äußeren Elemente aus Hellraiser, Aliens, Predator und – man staune – klassischer Fantasy. Die dynamischen Perspektiven sowie die lebendige Panelanordnung generieren in Verbindung mit der zurückhaltenden Koloration, die ohne große Farbe-an-sich-Kontraste oder grelle Buntfarben auskommt, eine eigenartig surreale Atmosphäre, die durch einen morbiden Unterton gekennzeichnet ist.
Fazit: Zwar storyseitig etwas schwächer als der erste Band, weiß jedoch auch „Infernum in Terra“ nicht zuletzt wegen des gefälligen Artworks zu überzeugen und bietet hervorragende postapokalyptische Unterhaltung.