Makoto Tateno
Blue Sheep Dream 2
(Aoi Hitsuji no yume Vol. 2, 2008)
Aus dem Japanischen von Costa Caspary
EMA, 2009, Taschenbuch, 174 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7128-7
Von Irene Salzmann
Nicht die Politiker sondern die Führungskräfte der verfeindeten Konzerne Saruto und Maina beherrschen die Stadt Sunrise. Als Sarutos Boss Kagura stirbt, soll einer der ‚vier Heiligen’ sein Nachfolger werden. Der Ältestenrat schwankt zwischen Ratri Vara und Narada.
Während der Beerdigungszeremonie, an der die designierten Nachfolger teilnehmen, wird ein Anschlag verübt, den beide mit leichten Verletzungen überleben. Und es soll nicht das einzige Attentat bleiben. Steckt Maina dahinter? Oder könnte es sein, dass Narada den Rivalen loswerden will?
Kai, Ratris Bodyguard und Lover, hat seine Zweifel. Allerdings bringt er durch eine unbedachte Rettungsaktion den Mann, den er verehrt und liebt, gegen sich auf. Narada bietet Kai an, ihn zu trainieren – und mehr. Allerdings gehört Kais Herz Ratri, und entgegen seiner harten Worte scheint dieser Kai Narada keineswegs überlassen zu wollen.
Die Situation spitzt sich zu, nachdem die Ältesten für Narada votierten, sie als die Drahtzieher der Anschläge entlarvt und von einem Unbekannten abgeschlachtet wurden. Nun steht jeder unter Verdacht: Ratri, Narada, aber auch die ‚vier Heiligen’, zu denen nun Kai und Jad gehören...
Ursprünglich kam Kai nach Sunrise, um Rache für den Tod von Maria, der Frau, die er liebte, zu nehmen. Er hielt Ratri Vara für den Mörder, bis die wahre Geschichte aufgedeckt wurde, die sehr viel komplizierter ist, als es zu nächst schien, und die auch auf die jüngsten Ereignisse Einfluss nimmt.
Um Ratri nahe zu sein, wurde Kai sowohl sein Bodyguard als auch sein Lover, und der anfängliche Hass verwandelte sich in Liebe. Allerdings ist Ratri kein Mann, der seine Gefühle offen zur Schau stellt oder gar sich binden will, und so muss Kai hinnehmen, dass auch andere Männer mit Ratri das Bett teilen und dieser ihm mit Zuckerbrot und Peitsche begegnet. Obwohl er immer wieder zurückgewiesen wird, lässt sich Kai dennoch nicht von dem attraktiven Narada verführen.
Eher zeigt er Schwäche, wenn Maria ins Spiel kommt – beziehungsweise Bihan, Ratris Zwillingsschwester, die nicht mehr viel mit jener Maria, die ihren Tod vortäuschte, gemein hat und durch eine Art Hass-Liebe mit ihrem Bruder verbunden ist. Jeder von ihnen ist die Schwäche des anderen, doch Kai gelingt es, diese am Schluss zu seiner Stärke zu machen und so der Handlung eine unerwartete Wende zu verleihen.
Die persönlichen Bindungen stehen mit der actionreichen Handlung in einer Wechselbeziehung und halten sich anteilig die Waage. Allerdings will es Makoto Tateno in diesem Band nicht so recht gelingen, Spannung zu erzeugen, da die Protagonisten hölzern wirken, sich zu sehr von den Ereignissen treiben lassen, fast nur noch reagieren und alle Puzzlestücke viel zu schnell an die richtigen Stellen fallen. Vielleicht klappt es im nächsten Band wieder besser - „Blue Sheep Dream“ ist noch nicht abgeschlossen; in Japan liegen gegenwärtig drei Tankobons und das zweiteilige Sequel „Steel Moon“ vor.
Auch die Illustrationen können das Manko nicht ausgleichen. Die Künstlerin hat einen unverkennbaren Stil, der an sich ganz gefällig ist, aber kleine Schwächen bei den Proportionen und Perspektiven aufweist und die typischen ‚Makoto Tanteno-Gesichter’ mitbringt, die diesmal noch spitzer scheinen, kleine, etwas schiefe Nasen und melancholisch blickende Augen haben. Es gibt einige, aber nicht zu viele erotische Szenen, die die Handlung würzen.
Wer Boys Love in Kombination mit anderen Genres – in diesem Fall SF – mag und mit dem Stil von Makoto Tateno vertraut ist, weiß, was ihn erwartet und wird „Blue Sheep Dream“ sicher gern eine Chance geben wollen, denn trotz kleiner Schwächen hebt sich die Reihe von der Masse der BL-Titel, die im Schüler-Milieu angesiedelt sind, wohltuend ab.