Ron Marz
Witchblade 2
Aphrodite
(Witchblade 119 – 124, 2008)
„Witchblade“ wurde erdacht von Marc Silvestri, David Wohl, Brian Haberlin und Michael Turner
Aus dem Amerikanischen von Matthias Wissnet
Titelillustration von Stjepan Sejic
Zeichnungen von Stjepan Sejic, Chazz Riggs u. a.
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR
Von Irene Salzmann
Sarah Pezzini muss vieles unter einen Hut bringen: Sie ist alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter, arbeitet als Cop an Spezialfällen in New York und ist die Trägerin der Witchblade. Davon wissen nur wenige, aber der Kreis könnte bald größer werden, denn die ehrgeizige Journalisten Gretchen Fullmer riskiert sogar ihr Leben, um Sarah beharrlich folgen und ihr Geheimnis aufdecken zu können.
Auch mit Danielle Baptiste, mit der sich Sarah seit kurzem die Macht der Witchblade teilt, gibt es Probleme. Die junge Frau freundet sich mit einer neuen Ballettschülerin an, die Probleme mit ihrem Freund hat. Davon kann auch Dani ein Lied singen und verspricht zu helfen. Nicht nur verwirrt Finch Dani daraufhin mit einem Kuss, die Aktion geht außerdem völlig schief – und zurück bleibt ein Toter. Zwischen Sarah und Dani kommt es zum Bruch.
Der Beruf fordert Sarah ebenfalls. Sie bekommt es mit einer grünhaarigen Killerin zu tun, die offenbar kein Mensch ist. Außerdem wütet eine monströse Kreatur im Judenviertel der Stadt. Die Betroffenen sind davon überzeugt, dass die karibischen Einwanderer die Bestie durch Voodoo beschworen haben. Sarah und ihre Kollegen bewegen sich auf einem Pulverfass und müssen den Fall aufklären, bevor der Hass beider Gruppen eskaliert.
Auch das zweite „Witchblade“-Paperback erfreut durch spannende, vielschichtige Storys, in denen große und kleine Probleme, Berufliches und Privates miteinander verwoben sind. Sarah Pezzini und Dani Baptiste, die beiden Hauptfiguren, sehen sich mit neuen Problemen konfrontiert, für die es keine einfache Lösung zu geben scheint. Während Sarah dank ihrer langjährigen Erfahrungen als Cop und mit der Witchblade weiß, was sie zu tun hat und wie sie notfalls auch das Gesetz beugen kann, um größeres Unheil abzuwenden, ist Dani völlig überfordert. Sie leidet darunter, immer an die falschen Männer zu geraten, sie unterschätzt die Macht der Witchblade und schießt nun deutlich über das Ziel hinaus, als sie ihrer neuen Freundin Finch zu helfen versucht.
Die beiden Frauen wissen es nicht, wohl aber der Leser: Sarah und Dani werden manipuliert. Durch Danis Fehler wird ein Keil zwischen die beiden getrieben, und man darf spekulieren, wer dahintersteckt. Die beiden Fälle, die Sarah beschäftigen, sind wahrscheinlich nur das Vorspiel, denn die Gegnerinnen werden ihrerseits von Unbekannten gelenkt.
Insider erkennen die Hommage an Zeichner-Kollegen David Finch und seine Mini-Serie „Aphrodite IX“. Auch mit Anspielungen auf andere (Comic-) Serien und Figuren oder auf klassische Szenen aus Film und Literatur wird nicht gespart. So ergibt sich ein ganz eigenartiger und interessanter Mix aus Dark Fantasy und Splatter, Krimi und Drama. Die romantischen Beziehungen stehen nicht im Vordergrund, sorgen aber hin und wieder für entspannende Würze nach längeren Action-Szenen.
Die aufwändigen Illustrationen sind von bewährter Qualität. Vor allem die Hintergründe überzeugen, während man an den Personen und ihren Gesichtern ab und zu die Grenzen bemerkt, die auch den modernen Zeichenprogrammen noch gesetzt sind. Gerade in dynamischen Sequenzen wirken die Figuren mitunter hölzern, die Proportionen und Perspektiven stimmen nicht immer.
Alles in allem wird man trotzdem von der packenden Handlung mitgerissen und hat auch Spaß am Betrachten der detailreichen Zeichnungen. Der Band endet mit einem Cliffhanger, der neugierig macht, wie es weitergeht – und zweifellos wird man auch nach der Fortsetzung greifen, wenn diese erneut mit ansprechenden Illustrationen und einer interessanten Story lockt.