C. B. Cebulski
X-Men Sonderheft 25
X-Infernus
(X-Infernus 1 - 4, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von David Finch
Zeichnungen von Giuseppe Camuncoli, Jesse Delperdang, Marte Gracia
Panini, 2009, Heft, 100 Seiten, 6,95 EUR
Von Irene Salzmann
Illyana Rasputin, die kleine Schwester des X-Man Colossus, hatte ihren ersten Auftritt in dem legendären „Giant-Size X-Men“ (1975), das für diese Gruppe eine neue Ära einleitete.
Der Schurke Arcade entführte kurz darauf die sechsjährige Illyana zusammen mit anderen Menschen, die den X-Men nahestehen, um diese zu zwingen, an seinem bösen Spiel in einem tödlichen Vergnügungspark teilzunehmen. Anschließend wurde Illyana ein weiteres Mal entführt und kehrte um einige Jahre gealtert als Teenager aus dem Limbus zurück. Dort hatten sich ihre Mutantenkräfte entfaltet, und sie war in Magie unterwiesen worden. Unter dem Namen Magic wurde Illyana ein Mitglied der „New Mutants“.
Im Rahmen der „Inferno“-Storyline ergab sich die junge Mutantin ihrer immer stärker werdenden dämonischen Seite und verwandelte sich in Darkchilde. Trotzdem gelang es ihr, die finsteren Gegenspieler zu besiegen. Danach nahm sie wieder ihre ursprüngliche Gestalt als Siebenjährige an und verstarb später am Legacy-Virus. Aufgrund der Manipulationen der Scarlet Witch während des „House of M“-Crossover konnte Belasco Illyanas Essenz in den Limbus holen und sie als seelenlose Darkchilde wieder auferstehen lassen. Nachdem Illyanas Erinnerungen an ihre Freunde zurückgekehrt waren, machte sie sich zur Herrscherin des Limbus und sucht seither nach einem Weg, ihre Seele zurückzubekommen.
Hier knüpft nun die Handlung von „X-Infernus“ an:
Colossus weiß, dass seine Schwester am Leben ist und möchte sie retten, allerdings haben die X-Men mit noch anderen Problemen zu kämpfen. Nightcrawler fühlt sich zunehmend überflüssig im Team, denn schon nach kurzer Zeit des Trainings übertrifft Pixie ihn als Teleporter. Pixie wiederum leidet unter dem Loch in ihrer Seele, das sie Darkchilde verdankt. Mit ihrem Seelendolch verletzt Pixie Nightcrawler und zieht anschließend nicht nur ihre magische Waffe aus der Wunde – sondern auch Magics Seelenschwert, das in Nightcrawlers Körper verborgen war.
Auf diesen Moment hatte Darkchilde gewartet. Sie teleportiert ins HQ der X-Men, besiegt Pixie und kehrt als Magic mit dem Schwert, das aus einem Stück ihrer Seele erschaffen wurde, in den Limbus zurück, wo unterdessen Belascos Tochter Witchfire die Macht an sich gerissen hat. Die Rivalin kann Magic überwältigen und gefangennehmen. Nun gibt es niemanden mehr, der Witchfire davon abhalten kann, mit dem Blutstein-Amulett die alten Götter zu rufen. Mit dieser Macht im Hintergrund glaubt sie, den Sitz ihres Vaters im Rat der Unterweltfürsten einfordern zu können. Allerdings hat sie die Rechnung ohne die X-Men gemacht…
Seit Illyana Rasputin wieder unter den Lebenden weilt, hatte sie einige Auftritte, so dass man spekulieren durfte, dass sie in absehbarer Zeit zu den X-Men zurückkehren würde. Der Mini-Zyklus „X-Infernus“ stellt hierfür die Weichen.
Man fühlt sich ein wenig hin- und hergerissen nach der Lektüre des Bandes, denn im Mittelpunkt der Geschehnisse steht ein Charakter, den eigentlich nur die älteren Leser oder jene Sammler kennen, die sich die alten US-Ausgaben besorgt haben, denn in Deutschland klafft eine große Lücke zwischen den Condor-Taschenbüchern und den Dino-/Panini-Heften, und genau hier ist ein Großteil der dramatischen Geschehnisse angesiedelt, in die Magic/Darkchilde involviert war.
Die jüngeren Sammler dürften Illyana nur aus den aktuellen Heften kennen, in denen sie einige Male zu sehen war, aber ist man nicht mit ihrem Hintergrund vertraut, dann fehlt ein wenig von dem Reiz, den ihr zwiespältiges Wesen ausmachte und den die gegenwärtige Handlung nur andeutungsweise vermitteln kann.
Auf der anderen Seite ist es erfreulich, dass Marvel, nachdem viele Mutanten ihre Fähigkeiten verloren haben, einen Weg gefunden hat, die geschrumpften Teams wieder aufzustocken und dabei unter die neuen Helden, die sich erst noch ihren Platz im Herzen der Fans verdienen müssen, ältere, fast vergessene Figuren mischt (und es gibt noch andere, die teils aufgrund ihrer Herkunft nach wie vor über ihre Kräfte verfügen dürften wie Longshot, Shatterstar, Cerise, Hepzibah, Meggan…).
Man darf jedenfalls gespannt sein, inwieweit Magic die künftige Handlung beeinflussen wird. Wer den Charakter nicht näher kennt, lernt ihn durch „X-Infernus“ und eine Fantasy orientierte Handlung kennen. Natürlich sind auch die gegenwärtigen X-Men mit von der Partie und sorgen für ein Happy-End, worüber man sich nach all den Tragödien der letzten Zeit auch freut.
Die Illustrationen sind dynamisch, detailreich und ansprechend. Vor allem die dämonischen Versionen von Darkchilde und Witchfire (vormals „Alpha Flight“ und die Beta- beziehungsweise Gamma-Teams) gefallen.
Wie die meisten Sonderhefte bietet „X-Infernus“ ein in sich abgeschlossenes Abenteuer, bei dem auch Gelegenheitsleser zugreifen dürfen. Die Mini-Serie wartet mit einer spannenden Story, neuen und alten Charakteren und dem Beginn einer interessanten Entwicklung auf, die Lust auf mehr „X-Men“ macht. Als Einstieg geradezu ideal!