Jaye Wells
Rote Jägerin
Sabina Kane 1
(Red-Headed Stepchild)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Franziska Heel
Titelillustration von Shutterstock
Heyne, 2009, Taschenbuch, 434 Seiten 8,95 EUR, ISBN 978-3-453-40703-9
Von Carsten Kuhr
Sabina Kane nimmt in der Welt der Überirdischen einen besonderen Rang ein. Dass heißt aber beileibe nicht, dass sie geliebt und geachtet wird. Als Halbblut, ihre Mutter gehörte einem der ältesten vampirischen Adelsgeschlechter an, ihr Vater war einer der mächtigsten Hexer des Landes, wird sie von allen verachtet und ausgegrenzt. Selbst ihre Großmutter mütterlicherseits, die sie nach dem Tod ihrer Eltern aufzog, missbraucht sie. Als Auftragskillerin der Vampire sorgt sie dafür, dass Wesen, die dem herrschenden Rat gefährlich werden können, oder die auch nur unangenehm auffallen, spurlos verschwinden.
Dann erhält sie den Auftrag, ihrem Freund eine Cidrekugel in seinen untoten Leib zu feuern. Gerüchteweise hat dieser sich einem Renegaten, einem Halbvampir und Halbdämon, angeschlossen, der den bisherigen Vampirherrschern den Kampf um die Macht angesagt hat.
Sabina hat dem Rat und ihrer Großmutter Treue geschworen, ein Schwur, den sie in der Folgezeit bitten bereuen wird.
Als Spionin entsendet der Rat sie nach San Francisco, der Hochburg des Halbdämonen. Dass sie sich ihm, um dessen Vertrauen zu erschleichen, hingeben, ja ihn von ihrem Blut laben lassen muss, scheint den Herrschenden egal. Nur das Ergebnis zählt - doch dann lernt sie einen Hexer kennen, stößt auf ein Komplott ihrer Großmutter das einen zweiten, alles verheerenden Krieg der Vampire gegen die Hexer auslösen könnte, wird vom Halbdämon missbraucht, und findet in einem Dämon, den sie in eine haarlose Katze verwandelt, ihren Seelenverwandten ...
Urban Fantasy, kein anderer Zweig der Phantastischen Literatur boom derzeit auch nur annähernd so erfolgreich, wie die Romanserien um Untote, Dämonen und Werwesen.
Dabei kaufen die Verlage auf, was der Markt nur herzugeben im Stande ist. Man hat so manches Mal den Eindruck, dass nicht mehr die Qualität, sondern allein die Quantität für die Regalfläche in den Buchhandlungen als Maßstab herangezogen wird.
Vorliegendes Erstlingswerk legt beredt Beispiel für diese These ab.
Das Buch kaut altbekannte Schemata wieder, besitzt keinerlei originelle Ideen und verwöhnt den Leser dazu noch mit mehr als flachen Charakteren.
Geboten wird eine vordergründig actionreiche Handlung, die aus Sicht der rothaarigen Ich-Erzählerin geschildert wird. Potential, das es unstrittig gibt, wird leichtfertig verschenkt, oder erst gar nicht wahrgenommen.
Man muss sich das vorstellen - eine junge Frau, die als Halbblut ausgegrenzt, von allen verachtet wird, das schreit doch geradezu danach, dem Leser die innere Verzweiflung, die hilflose Wut, die eine solche Person empfinden muss, zu beschreiben. Aufgrund eines solchen Seelenzustands könnte man dann die Anbiederung an die einzige Bezugsperson aufbauen, könnte die aggressiven Wesenszüge erklären und glaubhaft machen.
Allein, in dieser Hinsicht hält die Autorin für uns nichts bereit. Da wird dem Leser einfach eine coole Motorrad-Killerin vorgestellt, die innerlich kaum berührt ihren einzigen Freund erledigt, und danach - zur Feier des Tages könnte man unken - einen trinken geht. Geht's noch?
Das ist nicht nur unglaubwürdig, das ist langweilig, unausgegoren und plump.