J. R. R. Tolkien, Charles Dixon & Sean Deming (Adaption)
Der Hobbit
(The Hobbit Graphic Novel, 1989/1990)
Aus dem Englischen von Hartmut Klotzbücher
Titel- und Innenillustrationen von David Wenzel
Carlsen,, 2008 (1. Auflage: 1/2001), Album, 144 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-551-76101-9
Von Irene Salzmann
Der Hobbit Bilbo Beutlin ist zufrieden mit seinem beschaulichen Leben und hat kein Interesse an dem Abenteuer, zu dem ihn der Zauberer Gandalf einlädt. Als jedoch dreizehn Zwerge auftauchen, die einen vierzehnten Kameraden suchen und ihn in dem vermeintlichen Meisterdieb gefunden zu haben glauben, entscheidet er sich spontan, mit ihnen zu ziehen. Schon bald kann Bilbo beweisen, was in ihm steckt. Zwar ist er weder mutig noch ein Kämpfer und schon gar kein Dieb, aber wenn seine Freunde in Not sind, lässt er sie nicht im Stich und löst durch seinen Verstand und Einfallsreichtum so manches Problem.
Nach vielen gefährlichen Erlebnissen erreichen sie ihr Ziel: die Höhle des Drachen Smaug. Seit Generationen hütet er den Schatz der Zwerge, den diese wieder in ihren Besitz bringen wollen. Er bemerkt die Eindringlinge und will nicht nur sie sondern auch die Menschen, die in der Nähe leben, vernichten…
„Der kleine Hobbit“, „Der Herr der Ringe“, „Das Silmarillion“ und andere Werke J. R. R. Tolkiens zählen schon seit Jahren zu den Klassikern der Fantasy-Literatur. Verschiedentlich wurde „Der Hobbit“ als Kinderbuch veröffentlicht, einerseits zu Recht aufgrund der Erzählweise und der zunächst angemessen aufbereiteten Abenteuer, aber auf der anderen Seite liest sich das Buch für Achtjährige doch sehr zäh, und das Ende wartet mit einigen traurigen Geschehnissen auf, die man einem zu jungen Publikum nicht zumuten möchte.
Die Comic-Adaption, die so manche Neuauflage erfuhr, folgt getreulich der Buchvorlage, man erkennt sogar einige Zitate aus der deutschen Übersetzung wieder, insbesondere eingangs. Junge Leser, die die Hürde des Smalltalks auf den ersten Seiten nehmen, werden mit einer spannenden Story belohnt, die das Wesentliche auf den Punkt bringt und durch atmosphärische, detailreiche Illustrationen veranschaulicht wird.
Dabei geht es nicht allein um das Abenteuer sondern auch um die Entwicklung, die Bilbo Beutlin als Hauptfigur durchmacht. Vom gemütlichen, wohl situierten und trägen Spießbürger wandelt er sich zum verlässlichen Kameraden, der über sich hinaus wächst und seinen ehrbaren Prinzipien auch angesichts des gewaltigen Schatzes treu bleibt, der den Friede über den persönlichen Gewinn stellt und eine scheinbar unpopuläre Entscheidung trifft, um schlimmes Unheil abzuwenden.
Man kann sich leicht mit Bilbo identifizieren und nimmt gern an seinen phantastischen Erlebnissen teil. Die anderen Figuren geben regelmäßig Impulse, die die Handlung voran bringen, sie mit Problemen und unerwarteten Wendungen abwechslungsreich gestalten. Man erfährt zudem, wie der geheimnisvolle Ring, der in „Der Herr der Ringe“ zum Dreh- und Angelpunkt wird, in Bilbos Besitz gelangt, ohne dass hier etwas vorweg genommen wird.
„Der Hobbit“ ist eine ansprechend umgesetzte Graphic Novel, die man zwar nicht gelesen haben muss, als Tolkien-Fan aber sicher gern besitzen möchte. Junge Leser dürften mit dieser Lektüre besser zurechtkommen als mit dem Buch, sollten aber nicht zu ängstlich sein und auch Tragödien verkraften können.