Jeph Loeb, Joe Pokaski, Aron Coleite
Ultimatum 3
(Ultimate Fantastic Four 60, Ultimate X-Men 100, Ultimatum 5, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz, Reinhard Schweizer und Michael Strittmatter
Titelillustration von David Finch
Zeichnungen von Tyler Kirkham, Mark Brooks, David Finch, Danny Miki, Peter Steigerwald, u. a.
Panini, 2009, Paperback, 104 Seiten, 12,95 EUR
Von Irene Salzmann
Magneto ist mächtiger denn je, seit er Thors Hammer in seinen Besitz brachte. Nachdem Dr. Doom Thors Kinder, Quicksilver und die Scarlet Witch, ermordete, sinnt er auf Rache. Durch die Manipulation des Magnetfelds der Erde stürzt er diese ins Chaos, und zwei Drittel der Menschen sterben. Auch die Superhelden müssen viele tragische Verluste verkraften. Während die einen nach vermissten Angehörigen und Freunden suchen, schmieden die anderen Pläne, um Magneto auszuschalten.
Unzählige Versionen von Multiple Man attackieren wichtige Einrichtungen und sprengen sich selber in die Luft, um größtmöglichen Schaden und Terror anzurichten. Egal wie viele die X-Men und andere auch töten, es kommen immer neue Duplikate und setzen ihr Vernichtungswerk fort. Wolverine begibt sich auf die Suche nach dem Original, das den Schlüssel zu allem Unheil darstellt.
Schließlich wird Magneto von all seinen Helfern isoliert. Kann Jean Grey, nachdem Wolverine scheiterte, den Wahnsinn stoppen?
Das sind nur einige Schauplätze und Schicksale, die in „Ultimatum“ 3 beschrieben werden. Der Leser erfährt, wie es für die Fantastic Four weitergeht, die ihre eigenen Probleme haben und zudem ihre verschollenen Angehörigen auf anderen Erden zu finden hoffen. Auch einige X-Men lassen ihr Leben vor und nach dem entscheidenden Kampf gegen Magneto. Die letzten Seiten warten mit einer dicken Überraschung auf, die deutlich macht, dass Dr. Doom und Magneto nur Marionetten waren und jemand, den man sicher nicht erwartet hätte, an den Fäden zog.
Gleichzeitig ahnt man, dass trotz der Demontage des „Ultimate Universe“ kein Schlusspunkt gesetzt wurde und die erfolgreiche Story mit neuen Serien weitergeführt wird. Außerdem sind noch viele Fragen offen, die gewiss nicht alle im vierten und abschließenden Band von „Ultimatum“ beantwortet werden. So wird es vermutlich noch etwas dauern, bis man den wahren Verursachern allen Übels auf die Spur kommt, und von jemandem, den man jetzt für tot hält, blieb sicher noch genug übrig, dass er bei Bedarf regeneriert werden kann.
Damit wurde der Grundstein zu einem völlig neuen „Ultimate Universe“ gelegt, in dem die Autoren und Zeichner noch viel losgelöster vom ursprünglichen Marvel-Universum schalten und walten können. Zahlreiche beliebte Handlungsträger existieren nicht mehr und haben den Weg freigemacht für neue Helden und Schurken oder Nachfolger in ähnlichen Kostümen. Die Fans werden hoffnungsvoll und gespannt warten, was als Nächstes kommt – aber ob sie wirklich glücklich mit dieser Entwicklung sind?
Die Storyline verknüpft fiktive Tragödien mit realen Ängsten: Was wird passieren, wenn irgendwo ein wahnsinniger Diktator an die Macht gelangt, der lieber die ganze Zivilisation zerstört, statt mit seinem Land in zweiter Reihe zu stehen? Wie soll man Unschuldige und Wehrlose vor dem Terror durch Selbstmordattentäter schützen? Wenn sich die Naturgewalten gegen die Menschen wenden, was bleibt dann noch? Es werden keine Lösungen angeboten, nur der Schrecken wird beschrieben und wie die Überlebenden mit ihren Verlusten umgehen.
Allerdings ist Letzteres kein großes Thema, da die ‚neue Erde’ nicht so viel anders aussieht als zuvor: Das Grauen diente doch nur dem Selbstzweck. Dadurch wird die Handlung abgewertet und zu einer normalen Comic-Geschichte, die die Leser einfach nur schocken und unterhalten will. Das alles wird in sehr ansprechenden Illustrationen umgesetzt, die bestimmt so mancher Leser in Verbindung mit gefälligeren Themen weitaus mehr hätte genießen können.
Um mit der Mini-Serie „Ultimatum“ etwas anfangen zu können, sollte man grob mit der Handlung und den Charakteren der „Ultimate“-Reihen vertraut sein und sich den Vierteiler komplett zulegen. Zwar stimmt die Chronologie nicht immer, da Schlussbände jener Reihen, die eingestellt werden, mit einbezogen wurden, aber man findet sich zurecht. Will man diesem Universum treu bleiben, was auch kommen mag, sind die Episoden unverzichtbar. Wer bloß aus Neugierde hineinschaut, könnte geschockt und enttäuscht reagieren und würde vielleicht mit einem anderen Titel glücklicher sein.