Joss Whedon, Paul Lee, Christopher Golden, Scott Lobdell & Fabian Nicieza
Buffy – The Vampire Slayer – Chroniken 2
Durchgeknallt!
(Buffy - The Vampire Slayer: 55 - 59, Buffy - The Vampire Slayer: Spke & Dru,, 1999 & 2002/03)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Kern
Titelbilder von Joe Bennett, Brian Horton & Paul Lee, Ryan Sook & Guy Major
Zeichnungen Tusche & Farbe von Paul Lee, Rick Ketchum, Cliff Richards & Will Conrad, Jeremy Cox, Guy Major & Dave McCraig und vielen anderen mehr
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 160 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-083-7
Von Frank Drehmel
Der zweite Sammelband der Chroniken enthält diesmal drei Geschichten, von denen zwei zwischen Buffys Berufung zur Jägerin in L.A. und ihrer Ankunft in Sunnydale angesiedelt sind und sich eine explizit mit den maßlosen Gewaltexzessen befasst, die ehedem Spikes und Drusillas gemeinsames Unleben kennzeichneten.
Bevor wir uns die Geschichten jedoch näher betrachten, sind vorab ein paar weitere Worte notwendig, die Buffys kleine Schwester Dawn betreffen, welche in der fünften TV-Staffel auf magische Art und Weise als menschliche Manifestation eines Dimensionen öffnenden „Schlüssels“ in die Serien-Kontinuität eingefügt wurde. Ihre Existenz an dieser Stelle der „Buffy“-Chronologie wirft bei Kennern natürlich die berechtigte Frage an die Comic-Autoren auf: „Ey Alder, habt ihr 'ne Klatsche? Dawn wa' ja damals noch ga' nich.“
Keine Angst, meine Freunde! Niemand braucht sich seiner Canon-Bedenken schämen, aber seht es so: in der Welt von Buffy existiert Magie. Und wo Magie existiert, endet die langweilige Logik – Esoteriker werden wissen, wovon ich rede ... oder wahrscheinlich eher nicht. Also hinnehmen und genießen.
Dawn & Hoopy, der Bär
Matthew, ein ganz gewöhnlicher bei seiner Mutter lebender Mann, verwandelt einen kleinen Teddy-Bären im Auftrag eines Dämons in ein Gefäß für einen D'jinn, welcher die Jägerin vernichten soll, indem er ihre unbewussten Wünsche erfüllt.
Aufgrund einer bemerkenswert „logischen“ Verwechslung wird jedoch Dawn und nicht Buffy die neue Bären-Mutter. Voller Begeisterung stellt sie den kleinen Hoopy sofort ihren anderen Kindern, seinen neuen Freunden – Horton, Squeaky, Bunny, Mrs. Dumpty und Mr. Gordo – vor. Nicht ahnend, dass sich ihr neuer Kumpel in ein drei Meter hohes Bärenmonster mit messerscharfen Klauen verwandeln kann, das mit viel Engagement Leute mordet, wundert sich Dawnie über merkwürdige Vorkommnisse in ihrer Umgebung.
Durchgeknallt
Obgleich sich Buffy mit ihre neuen Rolle als Jägerin anzufreunden beginnt, sind ihre Eltern alles andere als begeistert, wenn ihre Tochter mal wieder über und über mit undefinierbarem Schleim bedeckt nächtens nach Hause kommt. Was tun gute Eltern in einer solchen Situation? Sie schicken ihr Kind in eine psychiatrische Klinik, damit man ihm dort helfe und die Hirngespinste aus dem blonden Köpfchen therapiere.
Während Buffy sich im „Sanatorium“ mit „exzentrischen“ Mitpatientinnen rumärgert, den Analyse-Versuchen ihrer Therapeutin eher hilflos gegenübersteht und dabei auch noch einem dämonischen Geheimnis auf die Spur kommt, muss Rupert Giles in Good Old Ireland seine Wächter-Initiation angehen und sich mit seinem ehemaligen Ich, dem punkigen, gewaltaffinen und rücksichtslosen Ripper einen Kampf bis aufs Blut liefern.
Ausgestellt
Auf der Weltausstellung 1933 in Chicago begegnen Spike und Dru einem fanatischen Wissenschaftler, der eine unglaubliche Maschine erfunden hat, mit welcher er zum Wohle der Menschheit Energie aus anderen Dimensionen abzapfen will. Doch dann stellt sich heraus, dass dieser Apparat ein Tor zu der Welt der Alten Götter öffnen kann. Zwar haben der blonde Vampir und seine psychopathische Freundin nichts gegen zünftige Blutbäder, aber die Großen Alten sind so überhaupt nicht ihre Sache.
Während sich die Comics der 8. „Buffy“-Staffel ein ums andere Mal als bestenfalls durchschnittlich beziehungsweise mäßig gelungen erweisen, deutete sich schon im ersten „Chroniken“-Tradepaperback ein deutlich höheres Unterhaltungsniveau an. In „Durchgeknallt“ nun steigert sich dieser Unterhaltungswert nochmals deutlich.
Nicht nur, dass es den Künstlern Cliff Richards und Paul Lee im Gegensatz zu Georges Jeanty – dem Stammzeichner von Staffel 8. - gelingt, die Charaktere auf Anhieb wiedererkennbar zu gestalten, auch die Storys atmen den Wortwitz, die Situationskomik gepaart mit einem starken Mystery- beziehungsweise Horror-Touch, welche „Buffy“ vor mehr als einem Jahrzehnt in der Beliebtheitsskala nicht nur jugendlicher Fans ganz nach oben katapultierten. Nicht zu verachten ist zudem, dass der Comic über den Geist der Show hinaus dem Fan (weitere) interessante Hintergrundinformationen über den Rat der Wächter und insbesondere Rupert Giles Vergangenheit als Punk liefert.
Eine gewisse Sonderstellung nimmt die „Spike & Dru“-Geschichte ein. Sie stellt sowohl inhaltlich, als auch künstlerisch – Zeichner Eric Powell dürfte deutschen Comic-Fans als Schöpfer der Serie „The Goon“ (dt. bei Cross Cult) ein Begriff sein - in erster Linie eine Reminiszenz an die im Amerika der 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts so populären Pulp-Storys sowie einen der großen Autoren der amerikanischen Phantastik, H.P. Lovecraft, dar und ist für Genre-Fans insofern das eigentliche Highlight dieses Albums.
Fazit: Kurzweilig, komisch, informativ und – nicht zuletzt – gut gezeichnet. Der erste „Buffy“-Band, der selbst Fans uneingeschränkten Lesespaß bietet.