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Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud 7 (Comic)

Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud 7
Text: Jean Tabary & Alain Buhler
Zeichnungen:Jean Tabary
Übersetzung: Gudrun Penndorf M.A., Uwe Löhmann, Horst Berner
Lettering: Eleonore Caspart
Ehapa, 2009, Hardcover, 160 Seiten, 29,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3187-8

Von Frank Drehmel

Der siebte Band der „Isnogud“-Gesamtausgabe im Rahmen der Ehapa Comic Collection enthält als Sammelband wiederum drei Einzelalben, von denen die ersten beiden jeweils eine komplette längere Geschichte umfassen, während der dritte Teil die gewohnt unerfreuliche Sammlung von One-Pagern – diesmal komplett aus der Feder Alain Buhlers – präsentiert.


Isnoguds Komplize (Le Complices d'Iznogoud)
Isnoguds erfolglose Kalif-Beseitigungs-Bemühungen bescheren mittlerweile dem Großen Meister der Hölle regelrechte Wutanfälle. Schließlich hat er den kleinen Bösewicht geschaffen und programmiert, damit er nach Macht strebe und die Welt aus den Angeln hebe.
Daher beschließt der Meister, den Großwesir a) einem Motivationstraining in der Hölle zu unterziehen und ihm b) eine Frist von 10 Tagen einzuräumen, in der der Kalif zu beseitigen ist, wobei ein Versagen mit einem Daueraufenthalt in echt heißer Umgebung vergolten werden würde. Großzügig – wie der höllische Herrscher nun einmal von Natur aus ist – schickt er also Isnogud nach vollzogener Neu-Motivation zurück nach Bagdad und sichert ihm zudem die Hilfe eines Komplizen zu, der sich bei Zeiten zu erkennen geben werde.
Was sich so einfach anhört, entwickelt sich für den Großwesir zu einem stressigen Unterfangen. Nicht nur, dass sich in Palast und Stadt zahllose Typen die Klinke in die Hand geben, die allesamt als Komplize in Frage kämen, und nicht nur, dass laufend eine Fee auftaucht, die Isnogud jeden Wunsch erfüllen würde, käme ihm denn ein passender über die Lippen, auch die 10 Tage verrinnen aufgrund unschöner Umstände deutlich schneller als befürchtet.

Isnoguds Geburtstag (L'Anniversaire d'Iznogoud)
Einmal im Jahr hat auch ein böser Großwesir Geburtstag. Doch Geschenke machen Isnogud nicht wirklich glücklich, wenn man mit ihnen nicht den Kalifen um die Ecke bringen kann. Glücklicherweise ist Bagdad reich an möglichen, Freuden spendenden – also tödlichen – Präsenten und wohlgesinnten Gratulanten, so dass es für den Großwesir dennoch ein schöner Tag werden könnte, wenn ... ja, wenn sich sein Diener Tunichgud nicht so renintent erweisen würde, wenn nicht an jeder Ecke der Henker auf Isnogud lauerte, um ein bizarres Gesetz umzusetzen, und wenn der Großwesir endlich Ordnung in das ganze Chaos verzauberter Schachteln, Schächtelchen, Zettel und Zettelchen bekommen würde.

„Die Nervenkrisen des Isnogud“ (Les cauchemars d'Iznogoud – Tome 4) schließlich stellt ein weiteres Sammelsurium überflüssiger, wenig unterhaltsamer One-Pager dar, in denen der Großwesir außerhalb seines ursprünglichen kontextualen Bezugsrahmens agiert. Lahme, bärtige Pointen, vordergründig dröge Anspielungen auf gesellschaftliche – zum Teil speziell französische – „Verwerfungen“ und ein visuell simples Artwork lassen keinerlei Lesespaß aufkommen.


Während es Tabary in den beiden ersten Alben - „Isnoguds Kindheit“, „Isnogud und die Frauen“ - des sechsten Sammelbandes im Großen und Ganzen noch gelang, den Tod Goscinnys und damit das Fehlen intelligenter, pointierter Storys beziehungsweise Szenarien durch einen burlesken, klamaukhaften Ansatz wenigstens teilweise zu kompensieren, lässt sich nun nicht mehr darüber hinwegsehen, dass das Erzählen leichter, hintergründiger Geschichten nicht Tabarys Stärke ist.
Vorhersehbare Pointen, albern wirkende Wortspiele, espritarme Dialoge, eine Situationskomik, die nicht funktioniert, weil die Situation, die Prämissen selbst für den Zuschauer völlig unklar bleiben, sowie eine insgesamt richtungslos wirkende Handlung zeugen vom Niedergang der Serie, obgleich einige wenige Ideen nach wie vor Anlass zum Schenkelklopfen geben.
Auch wenn die Geschichten selbst deutlich schwächeln, ist Tabarys Artwork nach wie vor ohne Fehl und Tadel. Witzige Details, skurrile Typen mit extrem hohen Wiedererkennungswerten und nicht zuletzt auf den Punkt gebrachte Mimiken und Körperhaltungen machen „Isnogud“ zumindest visuell zu einem großen Vergnügen.

In editorischer Hinsicht ist bemerkenswert, dass im Rahmen der Gesamtausgabe erstmalig drei Seiten der Geschichte „Isnoguds Komplize“ in Deutschland im Original-Artwork veröffentlicht werden, welche im Jahre 1991 speziell für den hiesigen Markt von Tabary retuschiert wurden. Diente sich im französischen Original noch Adolf Hitler als Komplize des Großwesirs an, so sah der damalige Herausgeber Adolf Kabatek eine Gefahr für das zu der Zeit überaus erfolgreiche Franchise und bat den Zeichner um eine Überarbeitung. Tabary erwies sich als äußerst kooperativ und ersetze die Figur des GröFaZ durch Rodrigo Borgia; ein Vorgang, der auch aus rein künstlerischer Sicht alles andere als bedauerlich ist, da Borgia visuell deutlich ansprechender rüberkommt als der Führer des Nicht-Ganz-1000-jährigen-Reiches.

Fazit: Das nach wie vor großartige Artwork vermag nicht länger über den Mangel an zündenden Ideen und erzählerischer Raffinesse hinwegzutäuschen.

hinzugefügt: December 25th 2009
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
zugehöriger Link: Ehapa
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