Thunderbirds (Film)

Thunderbirds

USA 2004. Regie: Jonathan Frakes. Buch: William Osborne und Michael McCullers, nach einer Geschichte von William Osborne und Peter Hewitt, basierend auf der TV-Serie von Gerry Anderson und Sylvia Anderson. Kamera: Brendan Galvin. Schnitt: Martin Walsh. Musik: Ramin Djawadi mit James Michael Dooley, Mel Wesson und Hans Zimmer.
Mit Brady Corbet, Debora Weston, Lou Hirsch, sowie Bill Paxton und Ben Kingsley.
Länge: 95 Minuten, FSK: ab 6 Jahren, Verleih: UIP.

Von Bernd Frenz

THUNDERBIRDS ARE GO

Thunderbirds, die wohl bekannteste Gerry Anderson »Supermarionetten«-Serie, lief in fast 100 Länder im Fernsehen. Von 1964 bis 1966 gedreht, ging der internationale Kult um die futuristische Lebensrettungsgesellschaft der Familie Tracy an Deutschland jedoch größtenteils vorbei. Möglicherweise, weil die Augsburger Puppenkiste bereits den heimischen Markt besetzte, als die ARD 1968 zum ersten Mal die Pilotfolge unter dem Titel »DONNERVÖGEL - Gefährliche Landung« zeigte. Der Serienstart in Deutschland erfolgte dann 1971 auf NDR 3, doch auch dort gab es nur 6 Episoden zu sehen. 1989 wurden alle Episoden neu synchronisiert und teilweise vom WDR ausgestrahlt. Erst 1995/96 folgte eine komplette Ausstrahlung aller Episoden auf KABEL1.

So ist die knuffige Sixties-Trickfilm-Serie bei uns auch eher eingefleischten Fans als der breiten Masse bekannt, doch der im Oktober startenden Realverfilmung mag dies durchaus nützlich sein. Denn während hierzulande die meisten Zuschauer relativ unbelastet in die Vorstellung gehen können, lauern in England oder Amerika ganze Heerscharen von treuen Altfans, die misstrauisch beobachten werden, ob ihre liebsten Kindheitserinnerungen auch wirklich akkurat in Fleisch und Blut transferiert wurden. Und dieser Vergleich – das sei gleich vorweg genommen – kann nur negativ ausfallen.

An dem Budget, das Regisseur Jonathan Frakes (bekannt als Commander Riker in Star Trek – The Nex Genaration) zur Verfügung stand, liegt es dabei sicher nicht. Im Gegenteil. Mit viel Aufwand schuf er eine futuristische Welt im knallbunten Sixties-Ambiente, und auch das Ensemble mit Vater Tracy und seinen fünf Söhnen, die mitsamt dem Elektronikgenie Brains, ihrem treuen Diener Kyrano und dessen Tochter Tin-Tin auf einer geheimen Insel leben, wurde nahezu exakt beibehalten. Lady Penelope, der skurriler Chauffeur Aloysius 'Nosey' Parker und selbst der alte Erzgegner Hood gegen sich erneut die Ehre, außerdem kommen alle der zu Lande, zu Wasser und in der Luft agierenden Spezialfahrzeuge ausgiebig zum Einsatz. Ob die moderne Tricktechnik den gleichen Charme entfalten kann wie die Puppenanimationen sei an dieser Stelle mal dahingestellt, denn gegen alte Kindheitsprägungen aus einer Zeit, als das Fernsehen nur drei Programme besaß, kann so ein Remake ohnehin nichts konkurrieren. Was den Film allerdings für Erwachsene völlig ungenießbar macht, ist der Umstand, dass Thunderbirds überhaupt kein Film über die Thunderbirds ist, sondern über deren vorpubertäre Kinder. Jeff Tracy und seine erwachsenen Söhne lassen sich nämlich recht schnell von Hood und seinen Spießgesellen ins All abschieben, damit Junior Alan und seine Freunde Tin-Tin und Fermat in bester Spy Kids Manier allein gegen die erwachsene Verbrecherschar angehen können. Mit dem kleinen Unterschied, dass die Spy Kids wesentlich cooler und witziger daher kommen.

Bei Thunderbirds bleiben die volljährigen Schauspieler, allen voran Bill Paxton und Ben Kingsley, dann auch beinahe genauso blass wie die vorsehbare Handlung. Für das angepeilte Zielpublikum zwischen 6 – 12 Jahren mag das alles funktionieren, schließlich kommen genügend technische Spielereien zum Zuge, die ein Jungenherz für gewöhnlich höher schlagen lassen, und die drei Hauptdarsteller bieten für Jungen und Mädchen gleichermaßen Identifikationspotential. Fans der alten Schule dürften dagegen enttäuscht sein. Fazit: Wer einen annehmbaren Film für den Kinonachmittag mit seinen Kinder sucht, ist mit Thunderbirds durchaus gut beraten, wer die alte Marionettenserie schätzt, sollte sich allerdings zweimal überlegen, ob er nicht lieber einen großen Bogen um die Vorstellungen macht.

hinzugefügt: September 16th 2004
Tester: Bernd Frenz
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