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Humphreys, C. C.: Vlad (Buch)

C. C. Humphreys
Vlad
(Vlad - The last Confession)
Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Andreas Brandhorst
Titelillustration von Nele Schütz
Heyne, 2009, Taschenbuch, 624 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-453-52597-9

Von Carsten Kuhr

Dracula ist ein Name, der Erwartungen weckt. Fast jeder wird mit diesem Namen den Vampir verbinden, ein paar wenigen wird vielleicht auch der Name Vlad, der Pfähler ins Gedächtnis kommen, doch wer war der Mann hinter dem Namen, was nur bewog ihn zu seinen Taten?Fragen, die zumeist offen bleiben, die schlicht nicht interessieren. Doch ist dies wirklich so, ist der Mann hinter dem Mythos wirklich uninteressant?


Mitnichten. 1431 In der Walachei geboren, werden Vlad und sein kleiner Bruder Radu als Geiseln an den Türkischen Hof gebracht. Hier lernen sie nicht nur den Koran, Schrift und Sprachen des Orients kennen, sondern auch Mehmet, den türkischen Kronprinzen. Weitab vom Königshof wird Vlad in der Kunst der Folter unterrichtet, soll er doch, einmal für die Sache des türkischen König gewonnen, Feinde des Osmanischen Reiches vernichten.
Als Vlad, der Pfähler wird er in die Geschichte eingehen. Als ein Mann, der Feinde und Gegner, Verbrecher, Frauen und Kindern grausam zu Tode gepfählt hat. Doch was bewog ihn zu seinen Taten, wer war der Mann hinter der Bestie, der Mann, der selbst den übermächtigen Türken das Grauen lehrte?

Der Graf von Pècs befiehlt 1481, im Beisein eines Abgesandten des Papstes auf Burg Poenari, die Wahrheit hinter den Überlieferungen, den Sagen und Märchen die sich schon kurz nach seinem Tod um Dracula rankten, zu erforschen.
Drei Gefährten des kleinen Drachen werden als Zeugen vernommen, drei Gefangene, die ihrem Freund, Liebhaber und Idol in besonderer Weise zugetan waren. Sie, die ihm im Leben am nächsten standen, die sich mitschuldig gemacht haben, berichten aus ihren ganz persönlichen Erinnerungen von einem Mann, der getrieben von seinem Kismet sich als Speerspitze Gottes zur Befreiung des muslimisch besetzten Konstantinopels sah ...


Ein weiterer, optisch interessant aufgemachtes Vampirroman, so dachte ich, als ich das Buch zu Hand nahm. Keine sieben Stunden später, nach einer wahren Marathonsitzung, muss ich dem Roman konstatieren, mich nicht nur positiv überrascht zu haben, sondern auch mein Bild von dem Mann hinter dem Namen verändert zu haben.
Schon einmal, in Elizabeth Kostovas „Der Historiker“, erhielten wir eine Art Blick hinter die Kulissen des Mythos’. Damals, wie vorliegend auch, gingen die Verfasser von den historisch gesicherten Daten und Überlieferungen aus, um ein glaubwürdiges Bild eines von seinem Eifer getriebenen, aber auch bewusst barbarisch handelnden Mannes zu zeichnen. Beide vermeiden dabei, den Mann und seine Taten zu verherrlichen, beschreiben mit Abscheu die Pfählungen und Morde des Führers der Walachei.

Vorliegend aber wird kein Vampir näher beleuchtet, sondern ein Anführer, der nach seinem Tod von den Herrschenden mit Hilfe von Flugblättern verunglimpft wurde. Ähnlich wie heute faszinierten die Menschen damals zweierlei - Sex und Gewalt. Und damals wie heute wissen findige Demagogen, dieses für ihre Zwecke auszunutzen. So wandelte man die durchaus hehren Motive Vlads ab, verschwieg seine Errungenschaften um Sicherheit und Wohlstand der ihm unterstellten Ländereien und präsentierte den Lesern eine Bestie in Menschengestalt.

Geschickt nutzt der Autor die drei fiktiven Sichtweisen der Wegbegleiter des Sohnes des Teufels - was Dracula übersetzt bedeutet - um hier ein überzeugend realistisches, atmosphärisch unheimlich dichtes und auch in Details stimmiges und faszinierendes Bild zu zeichnen.

hinzugefügt: December 28th 2009
Tester: Carsten Kuhr
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