Pierre Seron & Hao (Jean Mariette alias Mittéi)
Die Minimenschen Maxiausgabe 4
(Das Haus zum grünen Zahn / Das Auge des Zyklopen / Moskito 417 / Das Haus des Stahls / Eine kleine Reise zu zweit / Das Geisterschiff / Eine schlumpfige Reise / Keine Violine für den ersten Geiger / Der Doppelgänger)
(Les Petits Hommes 4, 5, 15, 19, 22, Eslapion 2, Les Petits Hommes et un coq, Les Petits Hommes et les Évadés, 1973 – 76)
Aus dem Französischen von Bernd Leibowitz
Titelillustration von Pierre Seron
Vorwort von Volker Harmann
Ehapa, 2009, Hardcover, 176 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3284-4
Von Irene Salzmann
Die Maxiausgabe der Minimenschen bietet im vierten HC-Album neun Geschichten, die eine Länge von 2 bis 34 Seiten haben. Entweder wird ein spannendes, sehr komplexes Abenteuer erzählt („Das Auge des Zyklopen“, „Das Geisterschiff“) oder eine kürzere Geschichte, die auf eine humorige Pointe hi arbeitet („Das Haus des Stahls“, „Eine kleine Reise zu zweit“) beziehungsweise einen anderen Comic-Künstler und seine Figuren ehrt („Eine schlumpfige Reise“).
Die Themen, die gewählt wurden, sind entweder aus dem alltäglichen Leben gegriffen wie die Reisepläne eines verliebten jungen Mannes, der seine Freundin zu einem romantischen Ausflug einlädt und am Ende die ganze Sippe am Hals hat. Oder sie verarbeiten Probleme wie den vermissten Vater, dessen Flugzeug vermutlich abgeschossen wurde, aber dessen Schicksal nie aufgeklärt wurde. Dann wieder finden sich Episoden, die eine Mischung aus SF und Krimi bieten, weil gerissene Gauner gezielt technische Mittel einsetzen, um Raubüberfälle zu begehen. Die Konflikte spielen nicht nur im ‚Mikrokosmos’ der Titelhelden sondern auch in der Welt der ‚Großen’.
Da die Minimenschen zu klein sind, um aktiv in die Geschehnisse einzugreifen, die außerhalb Eslapions spielen, können sie oft nur beobachten und versuchen, den Betroffenen oder der Polizei Zeichen zu geben, die diese auf die richtige Spur lenken. Müssen sie handeln, weil sie auf sich gestellt sind, beweisen sie Köpfchen und Erfindungsgabe. So wird zum Beispiel ein bissiger Hund durch eine Flasche Gin ruhiggestellt, und zwei Einbrecher werden durch ein Stromkabel an der Türklinke ausgeschaltet.
Weil Gewalt kein großes Thema für die Minimenschen ist, eignet sich die Serie auch für junge Leser, die abenteuerlich-phantastische Geschichten mögen. Die Charaktere, allen voran Régis Renaud, der Held der Reihe, sind sympathisch, und ihre Erlebnisse nehmen stets ein gutes Ende, egal wie heikel die Situation schien. Sie helfen selbstlos, genießen aber auch die Möglichkeiten, die sich ihnen durch ihre Größe eröffnen, frei nach dem Motto: klein, aber oho!
Die zeichnerische Umsetzung ist ansprechend und ähnelt der von „Spirou & Fantasio“, „Gaston“ oder „Das Marsupilami“. Klamauk wird eher kleingeschrieben; Serons Humor setzt auf Situationskomik und die etwas stilleren Scherze. Dadurch wirken selbst die erstaunlichsten Abenteuer nicht übertrieben sondern nachvollziehbar.
„Die Minimenschen“ ist eine Comic-Reihe, die allen Altersgruppen Spaß macht. Mit dieser aufwändigen Sammlerausgabe, die durch Hintergrundmaterial ergänzt wurde, wird vor allem das reifere Publikum angesprochen, das einige der Geschichten noch aus „Fix & Foxi“ und anderen Heften kennt und jetzt die Gelegenheit erhält, die komplette Serie in der richtigen Reihenfolge lesen zu können. Als Fan francobelgischer Comics sollte man sich die spannende Reihe nicht entgehen lassen.