SinBad 2
In den Klauen des Djinns
(Sinbad: La griffe du génie)
Text: Christophe Arleston & Audrey Alwett
Zeichnungen: Pierre Alary
Farben: Jean-Paul Fernandez
Übersetzung: MartinBudde
Lettering: Dirk Schulz
Splitter, 2009, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-940864-82-6
Von Frank Drehmel
Zwar konnte Sinbad von der Insel der Zauberin Turabah mit heiler Haut fliehen, doch die gefährliche, skrupellose Frau denkt gar nicht daran, ihre Niederlage einfach wegzustecken. Zunächst also sendet sie dem Flüchtigen ihre weiße Pantherin Azna hinterher, damit sie den Schurken, der ihr den „Krater von Alexandria“ raubte, zerfleische. Was Turabah nicht bedachte, ist Sinbads glückliches Händchen für weibliche Wesen. Mit einem Kuss zieht er Azna nicht nur auf seine Seite, sondern erlöst sie auch von dem Fluch, der sie unter die Herrschaft der Hexe zwang. Nicht nur aus Dankbarkeit beschließt die so Gerettete, dem Schlitzohr auf seiner Suche nach seinem Vater nach Bagdad zu folgen.
Außer sich vor Wut macht sich Turabah daraufhin persönlich an die Verfolgung der beiden, wobei sie auf ihrem Weg nicht einmal vor Massenmord zurückschreckt. Als selbst drastische Drohungen beziehungsweise Taten sie Azna und Sinbad kein Stück näher bringen, schickt ihnen die Zauberin weitere Diener – diesmal in geflügelter Gestalt – hinterher, wobei es ihr nur noch darum geht, den Räuber möglichst qualvoll zu töten.
Tatsächlich findet einer dieser Todesboten die beiden, unmittelbar bevor sie Bagdad erreichen, und infiziert den Seefahrer mit einer tödlichen Krankheit, der Pest. Nun ist es an Azna, den Sterbenden zu retten, wobei ihr dafür wenig Zeit bleibt und sie sich zudem ihrer tiefsten Angst stellen muss.
Verglichen mit dem ersten Band ist das vorliegende Album trotz einiger düsterer Szenen beziehungsweise Ereignisse sehr viel stärker durch eine hinreißende Situationskomik und Dialoge voller Esprit geprägt. Mit Azna wird Sinbad eine ebenbürtige Partnerin an die Seite gestellt, die mehr als nur schmückendes Beiwerk ist. Die Pantherin, die sich in eine junge Frau verwandeln kann, trägt einen großen Teil der Handlung alleine und stellt gleichzeitig in ihrer Unbedarftheit, ihrer Direktheit und Schwärmerei, welche ein ums andere Mal Anlass zu witzigen Disputen geben, einen Gegenentwurf zu dem berechnenden, manipulativen Filou dar.
Abgesehen von diesen humoristischen Aspekten überzeugen Arleston und Alwett nach wie vor durch ihre spannende Inszenierung sowie die gelungene Transponierung eines alten Stoffes in eine modernere Version, welche ihre exotischen Wurzeln jedoch nicht verleugnet.
In den schwungvollen, leichten Zeichnungen Pierre Alarys spiegelt sich die humoristische Attitüde insbesondere in den expressiven, leicht überzeichneten Gesichtern sowie dem betont lässigen beziehungsweise ausdrucksstarken Posing wieder. Die atmosphärisch nach wie vor stimmige Koloration mit ihrem Hang zu gedeckten und braunen Tönen, welche durch gezielt gesetzte Buntfarben visuelle Lebendigkeit und exotisches Flair entwickelt, trägt ein Letztes zum durch und durch positiven Gesamtbild dieses zweiten Albums bei.
Fazit: Exotisch, spannend, stellenweise urkomisch! In jeder Hinsicht ein gelungener Fantasy-Comic.