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Klassen, Lena: Magyria – Das Herz des Schattens (Buch)

Lena Klassen
Magyria – Das Herz des Schattens
Titelgestaltung von HildenDesign, München, Artwork von Isabelle Hirtz unter Verwendung von Motiven von fmbackx/iStockphoto (Frau) und sunnysanny/iStockphoto (Brücke)
Penhaligon, 2009, Hardcover, 560 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-7645-3044-0

Von Alexandra Balzer

Hanna, ein junges deutsches Mädchen, nimmt eine Stelle als Au-Pair in Budapest an. Schon immer hat diese Stadt an der Donau sie magisch angezogen, und gegen den Willen ihrer Eltern und unter Verlust ihres Freundes Maik, der kein Verständnis für ihre Träume und Sehnsüchte hat, zieht sie bei der Familie Szigethy ein.
Ihr Gastvater Ferenc ist ein freundlicher Mann, der allerdings eine recht konservative und unflexible Lebenseinstellung hat. Seine Frau Mónika ist ebenfalls freundlich, aber recht nervös und ein wenig seltsam. Das gleiche gilt auch für Réka, Hannas Gastschwester – die 14jährige ist extrem blass, wirkt kränklich und abweisend. Nur der 8jährige Attila, der Sohn des Hauses, ist ein unbekümmerter Sonnenschein.
Sehr schnell findet Hanna heraus, was mit Réka nicht stimmt: Das Mädchen ist hoffnungslos in einen Vampir verliebt und weigert sich, Hilfe anzunehmen. Hanna ist so wütend und hilflos! Die Eltern des Mädchens wollen nicht sehen, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmt, Réka selbst lässt sich nicht helfen, wird aber immer blasser und schwächer und vergisst zudem jedes Mal, wenn Kunun sie gebissen hat, mehrere Stunden ihres Lebens - schon deshalb glaubt Réka nicht daran, dass ihr Angebeteter ein Vampir sein könnte.
Schließlich zieht Hanna wild entschlossen los, um Fotos von Kunun zu machen, ihn am besten auf frischer Tat zu ertappen! Was ihr dann begegnet, hätte sie niemals zu träumen gewagt ...

Parallel zu Hannas Werdegang in Budapest wird die Geschichte von Mattim erzählt, dem letzten Lichtprinz von Akink, der Hauptstadt von Magyria. Diese Welt ist nur einen Lidschlag von der unsrigen entfernt, in vielen Dingen gleich, und doch so anders. Die Menschen hier leben schon seit vielen Jahren im Krieg gegen die ‚Schatten’ - Vampire, deren Kuss einen Menschen in einen Wolf verwandelt.
Mattims sieben Geschwister sind alle den Schatten zum Opfer gefallen, einer nach dem anderen - er hat sie niemals kennen gelernt. Der 17jährige Junge kämpft um Anerkennung, gegen die Fürsorglichkeit und Furcht seiner Eltern. Er versteht nicht, warum sie solche Angst um ihn haben. Zu wenig weiß er von der Vergangenheit seines Landes, seiner Familie, seinen verlorenen Geschwistern, deren Namen nie erwähnt werden dürfen.
Die Übergriffe der Wölfe und Schatten werden immer heftiger; er muss mit ansehen, wie seine Freunde und Kameraden zu Opfern werden, ihm bleibt nicht einmal Zeit zur Trauer. Die Schatten rufen nach ihm, doch sie besitzen keine Magie, die ihn in den Bann schlägt. Verzweifelt sucht er nach einem Weg, Magyria zu retten und ist schließlich bereit, alles zu opfern ...


Man sollte denjenigen, der den Klappentext verfasst hat, schlagen. Es wird soviel verraten! Natürlich ist die Beziehung zwischen Hanna und Mattim der Kern der Geschichte. Gerade der Anfang ist aber so brillant geschrieben, die wachsenden Ängste, die Wut beider Helden, die Hilflosigkeit. Sie teilen das Gefühl, dass nur sie allein in der Lage sind zu handeln, da niemand ihnen Glauben schenken will. Der brutale Verlust seiner Freunde reibt Mattim völlig auf. Hier werden so viele Emotionen mit so viel Sprachgewalt beschrieben, es ist ein Jammer zu wissen, wie dieser Kampf enden wird. Natürlich ist das ‚wie’, ‚wann’ und ‚warum’ immer noch sehr spannend - wieviel mehr wäre die Geschichte zu genießen gewesen, hätte man das ‚ob’ ein wenig in der Schwebe gelassen.
Aber das ist nicht das entscheidende Kriterium. Die Geschichte bleibt bis zum Schluss sehr berührend. Auch wenn dieses Ende zu keinem Zeitpunkt wirklich überraschend ist, gerät der Weg dahin in ein Feuerwerk der Emotionen. Es gibt ein paar Längen im Mittelteil, wo sich zu wenig bewegt, aber diese lassen sich zügig überlesen. Die Charaktere sind extrem stark, sowohl die Guten als auch die Bösen. Aschtorek ist dabei noch ein bisschen fieser als Kunun, beide sind genauso glaubwürdig wie Mattim in seinem Kampf um seine Ideale und Werte. Vielleicht hätte das Ende ein bisschen weniger ‚alles wird gut’ ausfallen können ... aber es passt zur gesamten Entwicklung der Geschichte.
Besonders hervorzuheben ist die mühelose Verflechtung zweier komplexer Handlungsstränge und die originellen Ideen und Theorien zum Thema ‚Vampire und ihre Beziehung zu Werwölfen’.

Wer sich denkt: Bloß nicht noch ein Romantik-Vampir-Roman!, sollte auf jeden Fall die ersten beiden Kapitel anlesen und prüfen, ob die Erzählung ihn nicht doch in den Bann schlägt. Alle Vertreter der ‚Vampire, Romantik, bitte mehr davon!-Fraktion’ werden hier lange anhaltenden und nachwirkenden Genuss finden.
Da es streckenweise ziemlich grausam zu Werke geht (nicht weil das Blut in alle Richtungen spritzt, sondern Schmerz, Angst und Entsetzen aller Beteiligten so plastisch spürbar ist), ist der Roman erst ab 16 Jahren zu empfehlen.

hinzugefügt: January 11th 2010
Tester: Alexandra Balzer
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