Nautilus 70
Januar 2010
Abenteuer Medien Verlag, 2010, A4 Magazin, 52 Seiten, 4,50 EUR, ISSN 0946-3534
Von Christel Scheja
Wenn man sich mit Sherlock Holmes beschäftigt, bleibt es nicht aus, dass man sich auch in den anderen Schwerpunktthemen ein wenig der Zeit und dem Untergenre zuwendet, das schon seit einer Weile eng damit verbunden ist: dem Steampunk.
Anlass einen Blick auf den Meisterdetektiv zu werfen, ist tatsächlich die neue und in diesem Monat in die Kinos kommende Neuverfilmung, die die Geschichte einmal etwas anders und für den einen oder anderen Puristen vielleicht auch ein wenig respektlos behandelt. Denn der neue Holmes ist kein distinguierter englischer Gentleman, der von roher Gewalt Abstand nimmt, eher im Gegenteil. Und auch in seine Freundschaft zu Dr. Watson könnte man eventuell etwas mehr hinein interpretieren.
Das Schwerpunkthema beschäftigt sich aber nicht nur mit dem Film, sondern auch dem Mythos allgemein, wie er von Sir Arthur Conan Doyle ins Leben gerufen wurde, und zudem mit neuen Merchandise-Produkten wie einem Computerspiel. Ebenso wird ein Blick auf andere Meisterdetektive in Brett-, Karten- und Rollenspielen geworfen.
Im Bereich Literatur und Hörbuch überwiegen die Artikel, die sich mit Dracula und Co. beschäftigen, Vampiren und anderen düsteren Gestalten und nicht zuletzt mit Romantic Suspense, dem Lady-Thriller-Genre, in dem es nicht nur um die Abgründe der menschlichen und unmenschlichen Seele geht, sondern auch um die faszinierende Anziehungskraft zwischen männlichen und weiblichen Wesen. Dabei dominiert die Liebesgeschichte das Geschehen aber nicht unbedingt, sondern geht eine fruchtbare Symbiose mit ihm ein.
An weiteren Filmen werden vor allem „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ und „Gamer“ vorgestellt. Und nicht zuletzt taucht die „Schreibwerktstatt“ noch einmal in die magische Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein.
Die Themen dieser Ausgabe der „Nautilus“ sind wieder einmal sehr speziell, beschäftigen sich aber immerhin auch mit Aspekten, die in anderen Publikationen weniger zur Sprache kommen. Interessant für Rollenspieler sind diesmal die Berichte über „Gamer“ und die Meisterdektive im Spiel, während die Literaturhinweise vieles ergänzen, gerade in Bezug auf Dracula und Co.
Wie immer ist die Qualität der Artikel sehr hoch, denn viele Informationen werden in einen ansprechenden Text eingebettet, der auch noch kurzweilig zu lesen ist. Auch der Mix aus Artikeln, Buchvorstellungen und Interviews ist abwechslungsreich wie immer.
Dennoch sollte man sich anhand der Titelseite genau informieren, ob man sich von den Inhalten angesprochen fühlt, da sich diesmal weniger der ‚normale’ Fantasy-Fan angesprochen fühlen wird, als derjenige, der die düstere Phantastik in all ihren Spielarten mag und auch Krimis nicht abgeneigt ist.