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Singleton, Sarah: Das Haus der kalten Herzen (Buch)

Sarah Singleton
Das Haus der kalten Herzen
(Century, 2005)
Aus dem Englischen von Catrin Frischer
Titelgestaltung von Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, München – Zürich unter Verwendung eines Motivs von Maja Homen (Mädchen) und Gleb Vinnikov/Shutterstock (Eisenornament)
Autorenfoto von Martin Phelps
cbt, 2010, Taschenbuch, 286 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-570-30647-5

Von Irene Salzmann

Für die Schwestern Mercy und Charity Verga, 12 und 10 Jahre alt, gleicht ein Tag dem anderen, d. h., sie stehen auf, sobald es dunkel wird, essen, werden unterrichtet, spielen und legen sich schlafen, wenn der Morgen anbricht. Dann entdeckt Mercy, die Geister sehen kann, eine junge Frau im See, die sie nicht kennt. Unverhofft bringt das Unruhe nach „Century – Das Haus der kalten Herzen“, und Trajan, der Vater der Mädchen, lässt sich dazu herab, mit ihnen zu speisen und zu mahnen, denn Veränderungen sind unerwünscht.
Von nun an werden die Kinder von ihrer Gouvernante Galatea auf den Spaziergängen begleitet. Dennoch gelingt es Mercy, der Obhut kurz zu entwischen. In der Kapelle trifft sie auf Claudius, einen jungen Mann, der sie bittet, den Zauber zu brechen, den Trajan, sein Bruder, über Century geworfen hat. Mercys Neugierde ist geweckt: Ist dieses eintönige, einsame Leben wirklich alles, was ihnen vergönnt ist? Und was stieß ihrer Mutter, die angeblich tot ist, zu? Claudius lässt die Hoffnung keimen, Mercy könne Thekla begegnen.
In Folge setzt sich Mercy über das Verbot des Vaters hinweg und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Es gelingt ihr sogar, ein Portal zu öffnen und das Sonnenlicht zu sehen! Mercy ist fasziniert und weiht Charity ein, die ihre geheime Verbündete wird. Aber Trajan, Galatea und die Haushälterin Aurelia sind auf der Hut und versuchen zu verhindern, dass Mercy erneut den Durchgang öffnet. Als man sie einsperrt, bleibt ihr keine andere Wahl als die Flucht in die Vergangenheit, um das Rätsel zu lösen.
Aber tut sie das Richtige? Weder Trajan noch Claudius spielen mit offenen Karten oder beantworten alle Fragen. Schon bald wird Mercy klar, dass ihr Onkel eine schreckliche Tat begangen und Trajan durch seinen Zauber den Bruder eingesperrt hat - und mit ihm alle anderen Familienmitglieder. Was wird passieren, wenn Claudius frei kommt? Ist das nächste Unheil vorprogrammiert, oder wird sich das Leben von allen zum Besseren wenden? Für Zweifel ist es längst zu spät, denn Mercy hat durch ihre Besuche in der Vergangenheit schon zu viele Lücken in den Zauber gerissen und angefangen, Trajans Buch über das Haus Century neu zu schreiben …


Nach den ersten Seiten glaubt man, einen Roman in der Tradition der Gothic Novel in Händen zu halten, der das Motiv des haunted manor in Verbindung mit Vampiren aufgreift, aber im Laufe der Handlung erfährt man die wahren Wurzeln, die sogar beim Namen genannt werden.
Die Vergas sind nicht wie andere Menschen, doch was der Vater Mercy und Charity sowie den weitläufigeren Verwandten, die in Century den Status von Bediensteten innehaben, abverlangt, scheint grausam. Keiner darf das Tageslicht sehen, sie sind in im ewigen Winter gefangen und vorzeitig gealtert. Und schlimmer noch: Die Erinnerungen an sonnige, warme und glückliche Tage wurden gelöscht – und die an die Mutter! Ein Zufall bringt jedoch die Veränderungen, die nie hätten auftreten dürfen. Aber können diese wirklich alles zum Guten wenden? Mercy muss das Puzzle Stück für Stück zusammensetzen, um die Wahrheit zu erfahren, aber bis zum Schluss weiß sie nicht, ob ihr Handeln richtig oder falsch ist.
Als Leser fiebert man mit der jungen Hauptfigur, vor allem nachdem klar ist, dass man es nicht mit einem konventionellen Vampir-Roman zu tun hat. Die Autorin bedient sich populärer Versatzstücke, macht daraus jedoch etwas Neues und Eigentümliches, das bis zum Schluss fesselt – und nicht nur junge Leser sondern auch das reifere Publikum, das dankbar ist für alle guten Titel abseits von eintöniger Romantic Mystery und Splatter.

Sarah Singleton liefert einen soliden, unheimlichen Gruselroman, der trotz junger Protagonisten ein All Age-Publikum zu fesseln weiß und dem Genre unter Verwendung bekannter Motive doch einige neue Facetten hinzuzufügen vermag.
Ein klasse Buch für Leser und vor allem Leserinnen ab 12 Jahre!

hinzugefügt: January 25th 2010
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
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