T. C. Typel
Die Seele des Stahls
Gonji 2
(Gonji - Samurai Steel)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Thomas Schichtei
Titelillustration von Oliver Wetter
Bastei-Lübbe, 2009, Taschenbuch, , 542 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-404- 20608-7
Von Carsten Kuhr
Gonji Sabataké, ein Halbling, der aus dem Land der aufgehenden Sonne auszog den geheimnisvollen Todeswind zu suchen, ist in Europa gelandet.
In Vedun, einer befestigten Stadt in den Karpaten, hat er sich vorerst einen Platz als Leibwächter eines der einflussreichsten Honoratioren der Stadt geschaffen. Mit seiner Schwertkunst und seinem Wissen um die Besatzer der ehedem freien Stadt sollte sein Rat eigentlich geschätzt sein, doch nach wie vor begegnet man dem Mann, der so anders aussieht als seine mitteleuropäischen Zeitgenossen, mit Misstrauen, ja Ablehnung.
Als König Klann, wie der Anführer der marodierenden Besatzer sich hochtrabend nennt, auf der von ihm im Handstreich eroberten Festung einen Empfang gibt, ist auch Gonji mit von der Partie. Die rechte Hand des Königs, ein begnadeter Schwertkämpfer, fordert ihn zum Duell, das unser Samurai verliert. Im Verlauf des Besuchs auf der Feste kommt es auch zur erneuten Konfrontation mit dem Zauberer, der in Klanns Diensten steht.
Und Gonji stellt fest, dass ausgerechnet der Mann, der ihm in Vedun am nächsten steht, ein alter Weggefährte des Eroberers ist. Durch ihn erfahren die Rebellen von den sieben Leben, die im Körper des Königs darauf warten, ihre Herrschaft anzutreten und den verstoßenen Volksstamm in die Heimat zurückzuführen.
Für sie aber gilt es zunächst, die Freiheit von den Unterdrückern zu erkämpfen. Die Rebellion wird niedergeschlagen, Gonji ist in seiner Ehre verletzt. Bevor er aber, wie die Tradition es erfordert, rituellen Selbstmord begehen kann, gilt es, den Verräter in den eigenen Reihen zu finden ...
Ted Rypels Saga um den Samurai Gonji, der Anfang des 18. Jahrhunderts Europa bereist, birgt etwas Ungewöhnliches für den modernen Leser gängiger Fantasy zwischen seinen Deckeln. Statt ewig gleicher, sich stumpfsinnig wiederholender Völker-Romane oder Questen-Sagen erwartet den Rezipienten ein Sword & Sorcery-Abenteuer abseits ausgetretener Pfade.
Mit dem Halbjapaner Gonji hat der Autor hier einen faszinierend anderen Erzähler geschaffen. Eigentlich sollte die Saga um Gonji, wie mir der Autor mitteilte, insgesamt zwölf Bücher umfassen, und mit seiner Jugend in Nippon, dem Heranwachsen als verpöntes, ausgegrenztes Mischblut in Japan, beginnen. Vorliegende Trilogie sollte dabei Band 4 bis 6 der Saga darstellen, zwei weitere daran anschließende Titel liegen bereits vor und werden
gegenwärtig von Bastei-Lübbe geprüft.
Gonji selbst ist ein herrlich anderer Protagonist. Verwurzelt in den Traditionen seiner fernöstlichen Heimat schauen wird durch seine distanzierten Augen auf ein Europa, das sich im Umbruch befindet. Überall wird gekämpft, dienen die einfachen Menschen als Futter der um sich greifenden Banden. Vorderlader und Steinschusspistolen, erste Kanonen revolutionieren als Fernwaffen die Kriegsführung, das ehrbare Gefecht Auge in Auge ist nicht länger angesagt.
Verbunden wird diese geschichtlich glaubwürdige Darstellung mit dem Mähr eines Volkes, das durch Magie von seiner Insel verstoßen seit Generationen darum bemüht ist, die Heimat wiederzufinden. Das Volk ohne Land, Vertriebene auf der Flucht, nirgends willkommen, oftmals nicht einmal geduldet, das erinnert nur zu gut an reale Vorbilder.
In diese erschreckend überzeugende Welt setzt der Autor seinen Protagonisten. Er, selbst als schon optisch abweichender Halbling ein Außenseiter, beobachtet zunächst distanziert, später engagiert das Geschehen, greift in selbiges ein, nur um verraten zu werden, und seine Ehre zu verlieren.
Das hat bei aller packenden Kampfeskunst etwas Tragisches, das macht uns den eigentlich so ungewohnt Handelnden sympathisch, weckt unsere Neugier, nicht nur, wie die Geschehnisse in der besetzten Stadt weitergehen werden, sondern auch, wie sich unser Samurai fortentwickeln wird.
Der dritte, die Trilogie abschließende Teil, hält hier vielleicht eine Auflösung für uns bereit.