Akimine Kamijyo
Code: Breaker 02
(Japan, 2008)
Aus dem Japanischen von Oke Maas
EMA, 2010, Taschenbuch, 198 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7173-7
Von Irene Salzmann
Die Schülerin Sakura Sakurakoji sieht von der Bahn aus, wie ein Junge mit einer blauen Flamme, die seiner linken Hand entspringt, Menschen tötet. Als sie am nächsten Morgen an den Tatort eilt und einem Polizisten von ihrer Beobachtung berichten will, glaubt dieser ihr kein Wort. Kurz darauf in der Schule stellt sich ein neuer Klassenkamerad vor: Rei Ogami, der Feuer-Mörder! Von da an verfolgt Sakura jeden seiner Schritte und erfährt, dass er eine Person ist, die nicht für die Behörden existiert und im Auftrag einer geheimen Organisation Personen eliminiert, die durch die Maschen im Netz der Justiz schlüpfen konnten.
Sakura möchte Rei um jeden Preis von weiteren Verbrechen abhalten, denn Mord ist Mord, selbst wenn das Opfer den Tod verdient hätte. Sie ist davon überzeugt, dass sie irgendwann zu ihm durchdringen wird, da sich hinter seiner skrupellosen Maske doch noch ein empfindsamer Mensch zu verbergen scheint. Als Rei eine Gruppe Polizisten verbrennen will, stellt sie sich ihm mutig in den Weg – ein Fehler: Die Beamten sind korrupt und wollen die lästigen Zeugen loswerden, aber Rei kann sich und Sakura retten.
Ein neuer Auftrag zwingt Rei zur Zusammenarbeit mit seinem ungeliebten Kollegen Toki Fujiwara, der magnetische Kräfte besitzt. Natürlich hängt sich Sakura an die beiden und deckt mit ihnen zusammen auf, dass ein einflussreicher Politiker seine Position missbraucht, um Organe von Menschen mit einer seltenen Blutgruppe zu beschaffen. Nicht minder gefährlich als dieser und seine Handlanger ist ein junger Brandstifter …
Nahtlos knüpft die Handlung des zweiten Bandes von „Code: Breaker“ an den Cliffhanger der vorherigen Episode an und macht deutlich, dass die Definition von Gut und Böse längst nicht so simpel ist, wie Sakura bisher glaubte. Beide Begriffe kennen mehrere Schattierungen, und nicht immer ist alles so, wie es sein sollte: Obdachlose werden grundlos von Jugend-Gangs gequält, Polizisten dealen mit Drogen, Politiker lassen Menschen töten, um an ihre Organe heranzukommen, Schüler werden zu Brandstiftern und Mördern …
In dieser komplizierten und gefährlichen Welt erledigen junge Menschen mit besonderen Talenten für eine mysteriöse Organisation die Drecksarbeit, d. h., sie eliminieren Kriminelle, die sich der Justiz hatten entziehen können, große oder kleine Fische gleichermaßen. Sakura, die bislang in klaren Schwarz-Weiß-Kategorien dachte, wird durch ihre Einmischung in gefährliche Situationen hineingezogen und muss lernen, dass die einfachste Erklärung selten die richtige ist und es für alles Gründe gibt. Dennoch bleibt sie sich treu und möchte das sinnlose Morden beenden, denn durch ihre drastischen Maßnahmen und das Wissen um ihre Straftaten unterscheiden sich Rei und Toki kaum von den Verbrechern.
Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Geheimnisse der „Code: Breaker“ und ihrer Hintermänner offenbart werden und man auch erfährt, warum Sakura gelegentlich als seltenes Exemplar bezeichnet wird. Das und ihre mutigen Aktionen lassen die Vermutung zu, dass auch sie über gewisse Fähigkeiten verfügt. Sie stellt den Gegenpol zu den Jungen dar, indem sie deren Handeln immer wieder infrage stellt - aber kann sie wirklich irgendwann das Menschliche in Rei erreichen, das er behauptet abgelegt zu haben?
Die vordergründig spannende, auf den zweiten Blick nachdenklich stimmende Geschichte wird in klaren, düsteren Bildern erzählt, die zur Auflockerung auch mal eine humorige oder komisch-erotische Szene zulassen. Am ehesten lässt sich die Shonen-Serie mit Reihen wie „Zeroin“, „Spriggan“ oder „Kamiyadori“ vergleichen, die ebenfalls mit SF- und reichlichen Action-Elementen aufwarten. Die tiefgründige Handlung, die um interessante, vielschichtige Charaktere kreist, spricht allerdings auch Leserinnen an, die etwas Abwechslung nach den unzähligen Love-Comedies brauchen.
Akimine Kamijyo, bekannt durch „Samurai Deeper Kyo“, präsentiert mit „Code: Breaker“ eine packende Serie, die nicht nur in einem anderen Genre angesiedelt sondern auch sehr viel dunkler ist. Leserinnen und Leser, die actionreiche SF schätzen und sich nicht am Schüler-Milieu stören, werden bestens unterhalten. Aufgrund der harten Szenen und den Diskussionen um ethische Werte, mit denen Sakura Rei, Toki und das Publikum konfrontiert, möchte man den Titel einem Publikum ab 16 Jahre empfehlen.