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Masannek, Joachim: Wildernacht: Die verlorenen Tagebücher (Hörspiel)

Joachim Masannek
Wildernacht: Die verlorenen Tagebücher
(Nach den Kinderbüchern „Wildernacht – Kladde“ 1 & 2, Schneider, 2009)
Hörspielbearbeitung und Regie: Barbara van den Speulhof
Sprecher: Erik Borner, Nora Jokosha, Peter Wenke, Bodo Henkel u. a.
Titelsong „Wildernacht“ von Hassliebe
Text und Musik von Manuel ‚Kurt’ Gläser
Künstlerische Gestaltung von Susann Bieling
Fotos von Stefan Kraul und Petra Stadler
Hörverlag, 2009, 2 CDs, ca. 146 Minuten Laufzeit, ca. 19,95 EUR,, 978-3-86717-511-1

Von Irene Salzmann

Der Kinderbuchautor Joachim Masannek wurde durch seine „Wilden Kerle“ bekannt. Mit „Wildernacht“ ist ihm ein neuer Streich geglückt. Die beiden Fantasy-Erzählungen, erschienen im Schneider-Verlag, sind ein optisches Highlight durch die Gestaltung als illustrierte Tagebuch-Kladden. Wer sich, dadurch neugierig geworden, die Bände zulegt (inzwischen ist auch ein Roman erschienen, der den Faden weiterspinnt), wird mit einer Geschichte konfrontiert, die etwas wirr wirkt und eher ein reiferes Publikum anspricht als Leser zwischen 10 und 14 Jahre.
Der Hörverlag hat nun die ersten beiden „Wildernacht“-Kladden als Hörspiel umgesetzt.


König Artus ist tot. Der Drache, der über die Welt wacht, befiehlt Merlin und allen magischen Wesen, sich in ein ‚Land im Westen’ zurückzuziehen und das Schicksal der Erde in die Hände der Menschen zu legen. Allerdings vergaßen diese schon bald den Drachen und sein Erbe, sie veränderten sich und wurden selbstsüchtig. Die Welt begann zu sterben …
… und sich den gefährlichen Wesen aus Wildernacht zu öffnen. Niemand ahnt etwas von der wachsenden Bedrohung. Allein Michael Klondeik bemerkt, dass etwas nicht stimmt, dass die Welt im Wandel ist und seltsame Geschöpfe umherstreifen. Eine Stimme ruft ihn, und er folgt ihr nach Irland. Dort begegnet er der schönen Sally Wild Blanche, in die er sich verliebt und die ihn bittet, ihr zu helfen, die Welt zu retten und die Ausbreitung von Wildernacht zu verhindern.
Längst gibt es für Michael Klondeik kein Zurück mehr. Die Grenze zwischen der ihm bekannten Realität und einer mythischen Welt ist aufgehoben. Er beginnt zu schreiben: sechs Tagebücher, die die Geschichte von Wildernacht und seine eigene erzählen, um die Menschen zu warnen.


Das Hörspiel ist in weiten Teilen eine Lesung durch Erik Borner, die Stimme Michael Klondeiks. Die anderen Sprecher und die Geräuschkulisse werden eher sparsam eingesetzt, so dass der Tagebuch-Charakter erhalten bleibt. Begonnen wird mit der etwas reißerischen Ankündigung einer drohenden Gefahr und dass jeder, der die Tagebücher findet, etwas unternehmen muss, um sie abzuwenden, denn das Schicksal der Erde und der Menschheit stehen auf dem Spiel.
Danach geht es verhalten weiter, denn der Protagonist beschreibt ausführlich seine Beobachtungen und Aktionen, deren Bedeutung oft erst später erklärt wird, er spekuliert und macht dunkle Andeutungen, bis die Handlung endlich mehr Tempo aufnimmt, er und seine Freunde in gefährliche Situationen geraten und den Kampf gegen jemanden aufnehmen müssen, den sie immer für einen der ‚Guten’ gehalten haben.
Tatsächlich ist in Wildenacht nicht alles so, wie man es erwartet hätte. Der Autor bedient sich der Artus-Saga und anderer bekannter Motive, veränderte jedoch so manches. Sean Dark, die Dame von Wildernacht hat unverkennbar Jean d’Arc (nicht nur dem Namen nach) zum Vorbild. Die verschiedenen Völker wirken vertraut, basieren sie doch auf Elfen, Zwergen, Gnomen etc. und erhielten einfach nur mehr oder minder kuriose Namen wie Kurze und Schlawiner.
Immer wieder wird die Gefahr für die Erde mit Umweltsünden, der Habgier und Gedankenlosigkeit der Menschen in Zusammenhang gebracht. Nicht selten mahnt der Autor mit moralisch erhobenem Zeigefinger, die Natur zu schützen, die Ressourcen zu schonen und nicht länger die Augen vor der Not vieler Mensch, insbesondere der Kinder, zu verschließen. So gut gemeint die Message auch ist, die Art, wie sie vorgetragen wird, geht schon bald auf die Nerven.
Die Geschichte endet offen – denn vier Tagebücher bleiben noch. Allerdings ist der vorläufige Schlusspunkt geschickt gewählt und lässt den Hörer nicht mit zu vielen Fragen allein.

Für das Hörspiel muss man einige Aufmerksamkeit mitbringen, denn hört man ‚nur nebenbei’, kann einem so manches Detail entgehen, da die Handlung mit mehreren Schauplätzen und zahlreichen bizarren Figuren aufwartet. Die Geschehnisse wirken manchmal etwas verworren aufgrund der Vermutungen, Warnungen und dem Umwelt-Gedanke, die den roten Faden hin und wieder verdecken. Es dauert eine ganze Weile, bis man sich einigermaßen in das Gemisch aus bekanntem Hintergrundszenario und willkürlich modifizierten Mythen hineinfindet und ahnt, worum es eigentlich geht, wer die Guten, wer die Bösen sind.
Für Kinder dürfte das alles doch etwas zu viel des Guten sein, so dass man das Hörspiel lieber Fantasy-Fans ab 14 Jahre empfehlen möchte, die eventuell die Bücher gelesen haben und in Folge dem Vortrag und den Dialogen leichter folgen können. An die Qualität von (Hör-) Büchern desselben Genres wie „Darren Shan“, „Changeling“ oder „Harry Potter“ reicht „Wildernacht“ nicht heran.

Von der Gestaltung her ist am Hörspiel nichts auszusetzen. Das Cover des Booklets ist identisch mit dem von „Kladde“ 1 und sorgt für Wiedererkennung. Auf den acht Seiten findet man ein Verzeichnis der Figuren und ihrer Sprecher, Informationen zum Autor, zu einigen der Mitwirkenden und den wichtigsten Charakteren inklusive Illustrationen. Vermutlich wurde für das Booklet die Optik der Kladden übernommen beziehungsweise handelt es sich um Auszüge aus diesen. Das Juwelcase bietet zwei CDs mit einer Gesamtspieldauer von knapp zweieinhalb Stunden zum stolzen Preis von fast 20,00 EUR.

Es empfiehlt sich, eine Lese- oder/und Hörprobe einzuholen, um sich einen kleinen Eindruck von „Wildernacht“ zu verschaffen, bevor man vielleicht seine Erwartungen nicht erfüllt sieht.

hinzugefügt: February 28th 2010
Tester: Irene Salzmann
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zugehöriger Link: der Hörverlag
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