Bunch, Chris: Herrscher der Lüfte - Die Drachenkrieger 1 (Buch)

Chris Bunch: Herrscher der Lüfte - Die Drachenkrieger 1 (Storm of Wings - Dragonmaster 1) aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Wolfgang Thon, Titelillustration Kervevan / T. White, ISBN 3-442-24197-9, 511 Seiten, Euro 8.95

Von Carsten Kuhr

Military- SF boomt. Gerade in den letzten Jahren sind entsprechende Romane immer wieder in den Bestsellerlisten aufgetaucht, die einschlägigen Serien erfreuen sich grosser Beliebtheit. Die Fantasy wurde bislang weitestgehend von mehr oder minder originellen Kopien des grossen Vorbilds des »Herrn der Ringe« beherrscht. Abweichungen vom scheinbar endlos zu kopierenden Erfolgsschema sind selten. Chris Bunch aber ging sowohl in seiner Trilogie um »Die Magier von Numantia« als auch mit seinem vorliegenden Roman einen anderen Weg, den man kurz und prägnant als Military-Fantasy umschreiben könnte.
Nun sind grosse, breit angelegte Schlachtengemälde in der Fantasy nicht eben selten, immer wieder lesen wir von Kämpfern, von Heeren und Schlachten. Doch Bunch geht hier einen Schritt weiter. Er schildert uns die Karriere eines Soldaten in dem Militär seiner feudalen Fantasy-Welt, ohne in die gängige Klischees zu verfallen.

Hal Kailas hat sich schon von Jugend an zu den grossen Drachen hingezogen gefühlt. Eine Zeitlang zog er mit einem Schausteller umher, der dem Publikum eine Drachenshow bot. Doch dann kommt es zum Krieg gegen das Nachbarland Roche. Zunächst findet sich unser junger Mann auf dem Pferderücken wieder. Nachdem seine Abteilung vom Gegner aufgerieben wurde, meldet er sich zu den neu aufgestellten Drachenreitern und macht dort, allen Widerständen unfähiger Vorgesetzter zum Trotz Karriere. Mit seinen innovativen Ideen bringt er frischen Wind in die verstaubte Kriegsführung, muss sich aber immer wieder den alten Betonköpfen des Generalstabs beugen.

Schlagwortartig könnten man das Gebotene unter der Überschrift - »Was David Weber für die SF ist, das ist Chris Bunch für die Fantasy« setzen. Geschickt mixt der Autor die Faszination, die von den grossen, fliegenden Echsen ausgeht mit einer durchaus kurzweiligen Militärhandlung. Der Plot ist spannend verfasst, die Handlung läuft rasant ab.
Positiv ist dem Autor anzurechnen, dass er es vermeidet allzu abgegriffene Klischees zu wiederholen. Sein Held ist weder der strahlende Charismatische Anführer, noch fliegt ihm er Erfolg zu. Auch er muss sich mit seinen Vorgesetzten auseinandersetzen, verzweifelt nur zu oft an deren Borniertheit. Und doch fehlte mir bei der Lektüre des Romans etwas. Der Autor berichtet mir zu wenig von seiner Welt, die Personen ausserhalb des engsten Kreises um unseren Protagonisten bleiben diffus. Dies gilt auch, und in besonderen Masse für Hals grossen Gegner auf Seiten der Roche.
Das grösste Manko aber ist, dass uns Bunch die Drachen als austauschbare Fortbewegungsmittel schildert. Die Drachen werden uns als stumpfsinnige Tiere präsentiert, die lediglich als bislang ungenutzte Waffe entdeckt werden. Die Drachenmeister gehen keine enge Bindung zu den Echsen der Lüfte ein, ja die Erforschung der Herkunft und der Geheimnisse der Lindwürmer scheint niemanden zu interessieren. Hier hätte ich mir doch ein wenig mehr Einfühlungsvermögen, mehr Interesse gewünscht.

hinzugefügt: December 17th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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