Magus Magellan: Das Geheimnis der Gezeitenwelt - Die Saga von der Wiedergeburt der Magie, Piper Verlag 2004, ISBN 3-492-26566-9, Titelillustration von Art Wolfe, 385 Seiten, Euro 8.90
Von Carsten Kuhr
Vier Romane (in fünf Büchern) von den am Projekt beteiligten vier Autoren sind bislang als sehr liebevoll gestaltete Hardcover bei Piper erschienen. Ursprünglich war einmal angedacht, dass der Zyklus insgesamt zwölf Romane umfassen, und jedes Jahr zwei neue Bücher publiziert werden sollten. Doch die neueste Vorschau des Piper Verlages für die Frühjahrs-Novitäten 2005 lässt ein entsprechendes Angebot vermissen. Quo vadis Gezeitenwelt?
Bei Piper selbst hält man sich bedeckt, doch die Freunde des inzwischen unter dem Sammelpseudonym Magus Magellan veröffentlichten Quartetts werden durch ein Taschenbuch ein wenig entschädigt.
Alle vier Autoren haben sich zusammengefunden, um uns aus der Vergangenheit der Gezeitenwelt zu berichten. Hunderte von Jahren bevor der schweifende Stern vom Himmel fällt, und alles Leben auf der Gezeitenwelt aus den altgewohnten Bahnen wirft wandelten die Götter noch selbst auf Erden. Die Welt wird von einem gottgleichen Imperator regiert. Doch die wilden Stämme der weiten Ebenen schicken sich an, der schwerfällig und dekadent gewordenen Kaiserreich den Krieg zu erklären. Aionar, der eine, wandelnde Gott schickt seine wilden Leomannen-Horden gegen die hochgerüsteten Ritter des Imperiums - und die Wilden entscheiden die Schlachten für sich. Verrat tötet die Herrschaftsfamilie, nur eine ungeliebte Tochter, Genia genannt entkommt dem Massaker. Mit der Unterstützung des ersten Ritters macht sie sich auf, das Imperium zu retten. Doch zunächst gilt es die verschwundene Krone des Norden wiederzufinden, bevor sie daran gehen kann, die verfeindeten Königreiche unter ihrem Banner zu sammeln und gegen die Invasoren ins Feld zu führen.
Die Autoren machen es sich nicht einfach. Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Zum einen erleben wir die Geschehnisse aus der Perspektive der Prinzessin Genia und ihres ersten Ritters. Aber auch die Verkünderin des einen Gottes und der erste Zauberer des Imperiums dienen uns als Erzähler. Jeder der Autoren hat sich eine Gestalt ausgewählt, aus deren Sicht er die Geschehnisse schildert. Dies führt dazu, dass wir eine ungewöhnlich vielschichtige und plastische Darstellung des Plots zu lesen bekommen. Wir bekommen die Motivation aller Parteien vermittelt, erleben die Rechtschaffenheit aller Versuche im Kampf um die Macht hautnah mit. Trotzdem am Werk vier Autoren mitgeschrieben haben liest sich das fertige Werk flüssig und aus einem Guss durch. Das Experiment eines von vier Autoren gemeinsam verfassten Romans ist also als gelungen zu bezeichnen. Hoffen wir, dass noch viele weitere Werke aus der Gezeitenwelt folgen werden.