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Rowling, J.K.: Harry Potter and the Order of the Phoenix (Buch)

J.K. Rowling

Harry Potter and the Order of the Phoenix

Bloomsbury, Hardcover, 766 Seiten, EUR 16,80, ISBN 0-7475-5100-6

Von Oliver Naujoks

(ACHTUNG! In dieser Rezension werden keine wesentlichen Handlungsteile des neuen Harry Potter-Bandes verraten, wer sich aber die Spannung nicht nehmen möchte, sollte mit Vorsicht oder gar nicht weiterlesen, denn ohne die wenn auch behutsame Nennung einiger Plot-Details kommt auch diese Rezension nicht aus.)

Drei ganze Jahre hat Frau Rowling diesmal die Fans warten lassen, um dann mit dem bisher umfangreichsten Roman überhaupt für eine Überraschung zu sorgen. Waren die britischen Ausgaben schon von je her immer die papiersparendsten, müssen sich amerikanische Fans durch 896 Seiten, französische Fans durch 970 Seiten und deutsche Fans durch gerüchteweise um die 1000 Seiten wühlen.

Lohnt das? Oh ja, es lohnt. Die zahlreichen Neider, die Frau Rowling inzwischen auf sich gezogen hat, werden woanders suchen müssen, wenn sie Schwächen ausmachen wollen, der neue Potter stellt eine weitere Steigerung dar und ist deutlich besser geraten als Band 4, der nach dem Dafürhalten dieses Rezensenten etwas schwächer war als die Bände davor.

Wie bereits bei Band 4 gibt es auch diesmal einen ausführlicheren Prolog (fast 200 Seiten), bevor das eigentliche Schuljahr anfängt, der aber, im Gegensatz zum Vorgänger, organischer mit der eigentlichen Handlung verbunden ist, als die Quidditch-WM im "Feuerkelch": Harry bekommt es in der Nachbarschaft der Dursleys mit ein paar Dementoren zu tun und kann diese nur durch die Benutzung von Magie abwehren, was ihm ein Verfahren im Ministerium einbringt und ihn fast seine Schullaufbahn kostet. Hiernach lernt er den Phoenix-Orden kennen, eine Geheimgesellschaft zur Abwehr von Voldemort, der u.a. so unterschiedliche Charaktere wie Sirius Black, Dumbledore und Professor Snape angehören.

Das fünfte Schuljahr in Hogwarts dürfte im wahrsten Sinne des Wortes die größte Prüfung für Harry bisher sein. Der Daily Prophet war über die Sommerferien nicht müde geworden, ihn als Spinner hinzustellen und niemand glaubt ihm, dass Voldemort tatsächlich zurück gekehrt ist.
Der Kern der Handlung im fünften Band ist aber die Rivalität zwischen dem Minister für Magie und dem Schulleiter Dumbledore. Und so kommt es, dass das Ministerium Dumbledore eine neue Lehrerin namens Professor Umbridge vor die Nase setzt, die es insbesondere auf Harry abgesehen hat und durch einige Dekrete mit gehöriger Autorität ausgestattet, ein immer diktatorischer anmutendes Regime in der Schule errichtet.
Und natürlich lauert auch Voldemort wieder im Hintergrund...
Mehr soll über die Handlung nicht verraten werden.

Um die wichtigste Frage gleich zu beantworten: Ja, man sollte sich von dem enormen Umfang nicht abschrecken lassen, die 766 Seiten vergehen wie im Flug und man fragt sich in nachhinein, wo sie denn geblieben sind und wie die Autorin vorher teilweise mit nur einem Drittel(!) der Seiten ausgekommen ist.
Die Lektüre entfaltet, wie bereits in den Vorgängerbänden, eine enorme Sogwirkung und das Buch liest sich wie von selbst, so soll's sein. Längen konnten nicht ausgemacht werden, nicht eine einzige.

Noch deutlicher als in den Vorgängern merkt man, dass Harry älter wird. Er steckt jetzt mitten in der Pubertät und ist sehr, sehr leicht reizbar. So viele Wutanfälle hatte er noch nie, für meinen Geschmack waren es sogar ein paar zu viel, denn das kostet teilweise Sympathiepunkte.
Was die Autorin sehr geschickt macht, ist, dass sie die Pubertät nicht nur an den eben geschilderten Offensichtlichkeiten abbildet, sondern die ganze Welt des Romans in Harrys Perspektive zwingt und den Lesern mehr als deutlich macht, wie unverstanden sich Harry fühlt, gegen wieviele Hindernisse er anrennen muß und wie teilweise "jeder" gegen ihn ist.
Einen wichtigen Aspekt der Pubertät blendet Frau Rowling allerdings aus: Das Entdecken des anderen Geschlechts. So gibt es zwar eine zaghaft geschilderte Liebesgeschichte zwischen Harry und Cho Chang, die sich bereits im vierten Teil andeutete, aber das war es dann auch. Man erfährt zum Beispiel überhaupt nicht, wie sich Harrys beste Freunde Ron und Hermione verändert haben, sowohl äußerlich (kein Wort!), als auch innerlich, denn beide verhalten sich im wesentlichen wie in den Vorgängerbänden; bis auf eine kleine Andeutung, dass sich Hermione lange Briefe mit einem Quidditch-Spieler schreibt.
Niemand wird ernsthaft von den Potter-Bänden eine Abhandlung über Jugendsexualität erwarten, völlig um das Thema drücken wird sich die Autorin aber spätestens im nächsten Band nicht mehr können.

Mehr als im letzten Band, in dem der dortige Wettbewerb viel zu viel Raum einnahm, wird dieses mal auch wieder der magische Schulalltag geschildert, mit das Kernstück der Serie, für das in den Verfilmungen trotz ihrer enormen Laufzeit fast nie Platz ist. Da kann man sich lebhaft vorstellen, wie viele jugendliche Leser gerne an dieser Schule wären.

Harrys neue Nemesis ist die oben erwähnte Professor Umbridge, ein bemerkenswertes Beispiel an Borniertheit, Engstirnigkeit, Sadismus, Spießigkeit und Dummheit, ein wirklich formidabler Bösewicht, den Frau Rowling da geschaffen hat, den man wirklich liebt zu hassen. Hut ab. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich in letzter Zeit einen Bösewicht in einem Roman so gehasst habe. In diesem Zusammenhang sei aber mal erwähnt, dass dieser Band nicht ganz so düster geraten ist wie der Vorgänger.

Rowlings enormes erzählerisches Talent kommt auch in diesem Band wieder zum Tragen:
Das fängt an bei den liebenswürdigen Charakteren, um deren Schicksal man bangt und sie erzählt die Geschichte aller bekannten Personen aus dem Potter-Universum in befriedigender Weise weiter, baut sie intelligent in die Handlung ein und gibt praktisch allen "was zu tun". Dies hier im einzelnen aufzuzählen würde den Umfang dieser Rezension sprengen, deshalb nur: Man sollte sich auf einiges gefasst machen, wobei der oft kolportierte Tod einer Hauptfigur wesentlich weniger schlimm ist, als befürchtet.
Besonders erwähnt sei nur Professor Snape, der vielleicht schillerndste und komplexeste unter all den gelungenen Charakteren, dessen eigenartige Beziehung zu Harry zwischen Freund und Feind in diesem Band vertieft wird und die eine faszinierende Vielschichtigkeit aufweist.

Es geht weiter mit den lebensnahen und schön geschriebenen Dialogen, denen es einfach Spaß macht zuzuhören bzw. sie zu lesen und hört auf bei Rowlings nicht enden wollendem Einfallsreichtum (im Finale werden magische Plaketten mit der Aufschrift: "Rettungsmission" ausgegeben, einfach wunderbar!), der auch diesen Band zu einem besonderen Vergnügen macht.

Die gekonnte Schilderung der Pubertät, der Appell an den Gemeinschaftssinn und die Warnungen vor diktatorischen Auswüchsen heben den Band über die übliche Standardkost hinaus, ohne die spektakulären Elemente zu vernachlässigen: Auf die Visualisierung des äußerst furiosen, aktionsreichen Finales durch Hollywood freue ich mich schon jetzt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass sich die Autorin keine Schwäche leistet und in gewohnt souveräner Art einen interessanten, intelligenten, komplexen und höchst unterhaltsamen Fantasy-Roman abgeliefert hat, der Jugendlichen und Erwachsenen das gleiche Maß an Lesevergnügen bescheren dürfte.

Nein, der Erfolg von J.K. Rowling kommt nicht von ungefähr.

hinzugefügt: July 13th 2004
Tester: Oliver Naujoks
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Geschrieben von Anonymous auf 2009-12-05 11:41:27
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Geschrieben von Anonymous auf 2009-06-23 13:01:21
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Geschrieben von Anonymous auf 2009-06-22 19:26:35
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