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Weber, David: Die Excalibur-Alternative (Buch)
David Weber
Die Excalibur-Alternative
(The Excalibur Alternative)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Irmhild Seeland
Titelillustration: Arndt Drechsler
Bastei-Lübbe, Taschenbuch, 414 Seiten, 7,90 EUR, ISBN 3-404-23281-X
Von Carsten Kuhr
Wenn David Weber, der Mann, der uns mit den Romanen um »Honor Harrington« die erfolgreichste Military-SF-Serie der letzten Jahre schenkte, sich einer Gruppe von englischen Rittern und Bogenschützen aus dem 14. Jahrhundert annimmt, die von Aliens entführt werden, dann kann dies interessant werden.
Im Auftrag der seit 30.000 Jahren die Galaxis beherrschenden Gilde sollen unsere wackeren Kämpen auf Planeten, auf denen die oberste Verhaltensregel keine hochtechnisierten Waffen erlaubt, für die Gilde kämpfen.
Das kommt uns ein wenig bekannt vor. Poul Andersons »The High Crusade« ging von demselben Grundplot aus, und auch die 2001 von David Drake herausgegebenen Anthologie »Foreign Legions« bot entsprechendes Lesefutter. Damals erschien in dem Sammelband auch die Kurzgeschichte »Sir George and the Dragon« von David Weber, die der Autor nun zu einem Roman erweitert hat.
Und seine englischen Kämpfer mischen denn auch ihre Gegner, aber auch ihre Geiselnehmer, so richtig auf. In der ersten Hälfte des Romans erzählt uns der Autor von der Zwangsrekrutierung und den ersten Kampfeinsätzen der Truppe auf unterschiedlichsten Planeten. Aufgrund Nanobotsbehandlung hat sich die Lebensspanne der wackeren Ritter erheblich verlängert, und die Reisen nahe der Lichtgeschwindigkeit tun ein Übriges ihnen Gelegenheit zu geben, zu lernen. Zusammen mit ebenfalls versklavten Aliens rebellieren sie erfolgreich gegen ihre Kidnapper, und gründen mit Hilfe der eroberten technischen Errungenschaften der Gilde ihr eigenes Sternenreich, das der von der Gilde mit der Vernichtung bedrohten Erde zu Hilfe kommt.
David Weber steht gemeinhin für fast schon ausufernde Beschreibungen von interstellaren Auseinandersetzungen. Seine Kriegsberichte um die Flottenbewegungen der Mantikorianischen Allianz faszinieren Leser weltweit. In vorliegendem Roman versucht er seine erfolgreiche Kriegsberichterstattung auf entsprechende Auseinandersetzungen mit Hieb- und Stichwaffen umzumünzen - und scheitert dabei. Die Kampfbeschreibungen seiner Kavallerie- und Bogenschützentruppen lesen sich lange nicht so faszinierend, wie die Darstellung der Raumgeschwader.
Zwar vermochte die erste Hälfte des Romans seine Leser durchaus zu unterhalten, doch wirklich große Faszination kommt nicht auf. Zu wenig erfahren wir über die Hintergründe der Rekrutierung der Engländer, zu undeutlich bleibt vor allem die Gilde und deren Vertreter. Die Erklärung für die Zwangsrekrutierung der mittelalterlichen Kämpfer mittels der obersten Verhaltensregel vermochte mich hier nicht überzeugen, die Repressalien bei Zuwiderhandlung waren nicht wirklich nachvollziebar. Auch die Beschreibung der fremden Planeten, auf denen unsere Kämpfer eingesetzt werden blieb zu undeutlich.
Man muss Weber zugute halten, dass er zu erzählen weiß. Der Text liest sich zumindest in der ersten Hälfte des Buches flüssig und auch kurzweilig.
Doch dann springt der Autor unmotiviert und in der Ausführung nicht nachvollziehbar plötzlich zur Rebellion, über die wir fast gar nichts erfahren, und danach mehrere Jahrhunderte in die Zukunft.
Das eigentlich Interessante, nämlich wie es den mittelalterlichen Engländern gelang sich die Hochtechnik der Gilde anzueignen, der Technologieschock, dem sie ausgesetzt waren, wie es zu der Koexistenz mit den verbündeten Aliens kam, wie sie sich verborgen langsam auf mehreren Welten ausbreiteten, wird fast in einem Nebensatz abgehandelt.
Hier hat der Autor uns den Mund wässrig gemacht, aber das entsprechende Mahl leider vermissen lassen.
Letztlich eine Enttäuschung.
hinzugefügt: March 25th 2005 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Lübbe Verlag Hits: 3339 Sprache: german
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