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Monteleone, Thomas F.: Das Blut des Lammes (Buch)

Thomas F. Monteleone
Das Blut des Lammes
(The Blood of the Lamb, 1992)
Aus dem Amerikanischen von Karin König
Area Verlag, Hardcover, 795 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 3-89996-326-1

von Gunther Barnewald


Monteleones Roman "The Blood of the Lamb" erschien in den USA 1992 und errang den Bram Stoker Award 1993.
Erst jetzt erscheint dieser Horrorroman auf Deutsch. Auch wenn es außerordentlich begrüßenswert ist, dass man bei Area beschlossen hat, nicht nur Neuauflagen herauszugeben, sondern mit Monteleones Werk erstmals eine Erstveröffentlichung innerhalb der Horrorreihe wagt, so ist es doch bedauerlich, dass man sich dafür ausgerechnet "The Blood of the Lamb" ausgesucht hat.

Denn das vorliegende Buch ist, Bram Stoker Award hin oder her, nicht nur von erschreckender Mittelmäßigkeit, sondern auch leider völlig veraltet, spielt der Autor schlußendlich einzig und allein mit der Millenniumshysterie, welche die Menschen kurz vor der Jahrtausendwende hätte erfassen können. Dies war 1992 sicherlich ein noch nicht übermäßig ausgereiztes Thema, wirkt aus heutiger Sicht aber einfach nur lächerlich.
Weiterer Schönheitsfehler der Geschichte: Der Romantitel verrät den Plot jedem Leser, der sich auch nur ein wenig in der Bibel auskennt.
Diese beiden Tatsachen verleiden den Genuß von Monteleones Okkultthriller erheblich.

Hier kurz zum Inhalt: Im Jahr 1967 beschließt eine kleine Gruppe innerhalb des Vatikanischen Geheimdienstes mit Wissen des Papstes eine Blutprobe vom Turiner Grabtuch zu stehlen. Man lässt aus der dort vorhandenen DNS ein Kind klonen (war die Technik damals wirklich schon so weit oder wollte der Autor zum Jahrtausendwechsel einfach nur seinen Deus ex machina vorweisen können?).
Der Junge, vermeintlicher Klon von Jesus Christus, wächst in einem katholischen Waisenhaus auf, wird Priester und landet schließlich in New York als Gemeindepriester.
Als er im Alter ist, in dem Jesus die ersten Wunder bewirkte, wird er von einem jungen, drogenabgefüllten Schwarzen überfallen, der ihn kaltblütig erschießen will. Doch aus den Händen des Priesters schießen Blitze und der Räuber verkohlt.
Natürlich wird Pater Peter Carneza sofort nach Rom beordert, wo er die Wahrheit erfährt. Entsetzt flieht er nach New York zurück, wo er alsbald vom Vatikanischen Geheimdienst gejagt wird.
Zusammen mit einem Freund und einer Journalistin flieht er, sich dabei seiner Kräfte zu töten wie zu heilen immer bewußter werdend, bald quer durch die USA und beginnt Ziele zu verfolgen, die auch seinen Begleitern immer rätselhafter werden...


Was bei entsprechender Konzentration auf die Innenwelt des jungen Priesters womöglich eine packende Studie seiner Emotionen und Gedanken hätte werden können, wird vom Autor durch ständigen Perspektivwechsel verschenkt. Schlußendlich sind alle Charaktere gleichermaßen flach und vorhersehbar, Carenzas Entwicklung verschwindet völlig hinter oberflächlicher Action.
Immerhin einigermaßen spannend bleibt die Erzählung, sieht man von den hanebüchenen Prämissen ab, die dem Ganzen zu Grunde liegen.

Durch das extrem große Schriftbild der vorliegenden Ausgabe kommt der Leser immerhin zügiger voran, als er selbst es für möglich hält (bei der derzeit üblichen Schriftgröße von Taschenbüchern hätte "Das Blut des Lammes" sicherlich kaum mehr als 400 Seiten Umfang gehabt, wäre es als Standardtaschenbuch erschienen).

Dies alles täuscht aber kaum über die dürftige und veraltete Story hinweg. Schade, dass man beim Area Verlag einen solchen Fehlgriff tätigte, zumal auch Monteleones drei andere auf Deutsch erschienene (SF-)Romane nicht unbedingt Highlights des Genres waren.
Warum der Autor für das vorliegende Werk den Bram Stoker Award bekam? Fragen sie mal was Leichteres!
Trotzdem bleibt zu hoffen, dass bei Area noch viele andere Erstveröffentlichungen von Horrorromanen erscheinen, die dann aber bitte bessere literarische Qualität aufweisen sollten, auch wenn "The Blood of the Lamb" nicht ganz unlesbar und auch mäßig spannend ist. Vielleicht kann das Werk im Sog von Dan Browns überaus erfolgreichen sakralen Bestsellern sogar punkten.

hinzugefügt: April 12th 2005
Tester: Gunther Barnewald
Punkte:
zugehöriger Link: Area Verlag
Hits: 2923
Sprache: german

  

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