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Mission Mars 1: Die Ankunft, Wolfgang Hohlbein(Heftroman)
Mission Mars 1
Wolfgang Hohlbein
Die Ankunft
Bastei Verlag, Heftroman, 68 Seiten, 1,75 EUR
Von Gunter Arentzen
Um es vorweg zu schicken – diese Serie richtete sich auch (oder vor allem?) an Leser, die "Maddrax" noch nicht kennen. Es handelt sich zwar um ein Spinoff, da es jedoch vor der eigentlichen Maddrax-Serie spielt und am Ende in diese mündet, können auch völlig unbedarfte Naturen wie ich zugreifen. Denn ja, ich gestehe – "Maddrax" kenne ich nur von den Auslagen im Kiosk.
Soviel dazu – nun aber zur Handlung:
Wir schreiben das Jahr 2009. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Bradbury, die viele Kilometer von der Erde entfernt zu einem Planeten fliegt, auf dem noch kein Mensch zuvor gewesen ist … dem Mars.
So lässt sich der Inhalt des Auftaktbandes zu „Mission Mars“ in aller Kürze beschreiben, einem Spinoff der bekannten Bastei-Serie „Maddrax“.
Die zehnköpfige Besatzung der Bradbury macht sich also im Jahre 2009 auf, den Mars zu erreichen. Ein Vorhaben, welches für 2019 geplant war, dann aber um zehn
Jahre vorverlegt wurde. Die Mission hat das Ziel, alles für eine spätere Besiedlung des Planeten vorzubereiten und erste Terraforming-Maßnahmen einzuleiten.
Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Schon während des Hinfluges erkrankt ein Besatzungsmitglied schwer, ohne dass die Bordärztin die Ursache oder eine Diagnose hierfür kennt. Zudem kommt es zu
Problemen mit einem Transportmodul, ehe ein merkwürdiges Phänomen die Bradbury dazu zwingt, auf dem Mars niederzugehen – etwas, das in dieser Form nie geplant
war. Schließlich sollte das Schiff in einer stabilen Umlaufbahn bleiben, die Besatzung lediglich mit einem Landemodul auf den Planeten gelangen.
An dieser Stelle endet Band 1 der zyklisch angelegten Miniserie auch schon. Die Bruchlandung auf dem Mars bekommt der Leser schon nicht mehr mit – nur die
Minuten davor.
Wolfgang Hohlbein hat diesen ersten Band beigesteuert sowie das Konzept der Serie erstellt, wird jedoch im weiteren Verlauf nicht mehr als Autor in Erscheinung treten. Ob dies schade ist, wird sich ab Band 2 beweisen, der von Claudia Kern geschrieben wird / wurde. Dieser vorliegende Roman jedenfalls hat mir durchaus Freude bereitet, da es Hohlbein versteht, den Leser mit auf diese Reise zu nehmen. Er schildert das Schiff und die Besatzung recht bunt, die Enge der Kabinen etwa und das Brummen, als die Triebwerke anspringen vermeint der Leser nahezu körperlich zu spüren. Auch die Spannung steigt in einem Maße an, die den Leser bei der Stange hält. Dennoch verliert der Autor dabei nicht das „Drumherum“ aus den Augen, sorgt also für eine gewisse Atmosphäre, die für mich ebenso wichtig ist wie die Spannung.
Natürlich ist nicht alles Gold, und wo Licht ist, ist … bla.
So kommt es, dass man an manchen Stellen den Aufdruck „Dauerwerberoman“ vermisst. Vor allem die „Gates-Company“ hat es dem Autor wohl angetan, denn dieser Begriff taucht so oft auf, dass man bereits vermuten könnte, Bill Gates würde Hohlbein dafür bezahlen. Warum es zudem „Gates-Company“ heißt, und nicht „Microsoft“ ist mir schleierhaft. Immerhin sprechen wir hier nur von einer Zeitspanne von fünf Jahren. Dies macht nicht nur ein Ende von MS relativ unwahrscheinlich, sondern lässt auch einige technische Errungenschaften unglaubwürdig erscheinen, die in diesem Band zum Einsatz kommen. Das Schiff wurde im Orbit gebaut, die Computertechnik erinnert an "Star Trek (natürlich kann man mit dem Computer sprechen, doch dieser hier ist so schlau, dass er nicht nur gesprochene Worte erkennt, sondern sogar das, was der Nutzer eigentlich will – auch wenn er etwas anderes sagt.) Wie schon ein anderer, von mir besprochener Roman stört mich hier die zeitliche Nähe im Verhältnis zu den angenommenen Errungenschaften. Nur, dass es sich hier nicht anders machen ließ, da "Maddrax" bereits den zeitlichen Rahmen vorgibt.
Daneben gibt es einige lustige Aha-Momente. So wurde Schwarzenegger zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, Lucas’ Special-Effect-Firma ILS (Industrial Light & Magic) gibt es noch und findet freilich auch Erwähnung. Zu recht, schließlich startete dieser Tage Star Wars III – ganz ohne Mars, aber mit viel Weltraum.
Merkwürdig mutet da schon an, dass ein „im Hirn verankerter Hypnosebefehl“ einen der Protagonisten dazu veranlasst, einen Code zu vergessen, den ein anderer
Protagonist dem Computer zuvor sagte, um Zugang zu gewissen Informationen zu erhalten. Da arbeitet das Schiff mit hoch entwickelten Computern, die aber offenbar nicht in der Lage sind, einen Code seinem User zuzuordnen, so dass man den Menschen einen Befehl ins Hirn hypnotisieren muss, der …
Zum Glück gibt es derartige Ungereimtheiten sehr selten, was dem Roman einen „exakten“ Anstrich verleiht. So sind mit dem schweren Schiff keine flotten Manöver möglich, die Lebensmittel sind beschränkt (also kein Replikator) und die Einsamkeit, welche die Protagonisten im Angesicht der Entfernung zur Erde verspüren, nimmt man dem Autor sofort ab.
Die Darsteller selbst wirken leider, als seien sie einem „Handbuch für SF-Autoren“ entnommen.
Regel 1: Von jeder Industrie-Nation sollst du einen nehmen.
Regel 2: Mische Frauen und Männer einigermaßen gleichmäßig.
Regel 3: Verleihe ihnen stereotype Eigenschaften. Der unnahbare, leicht despotische Captain, der ungeliebte Journalist, die stets besorgte Ärztin, der geniale Techniker …
Regel 4: Lass sie Grüppchen bilden und führe sie dann in die Katastrophe.
All diese Regeln beherzigt Hohlbein in diesem Band und legt damit klar die Marschroute für alle weiteren Bände. Zur Überraschung des Lesers ist in diesem Band 1 nicht der Captain die Hauptfigur, sondern ein „ziviler“ Journalist (der zudem auch SF-Autor ist). Er hat – wie sollte es anders sein – von Technik keine Ahnung, kaum einer mag ihn wirklich und sein Chef ist niemand anderes als Rupert Murdoch, der zudem als Sponsor des Unternehmens auftritt.
Am Ende des Romans bleiben die richtigen Fragen offen, um den Leser auch zum Kauf von Band 2 zu bewegen.
Was geschieht mit der Crew?
Warum wurde die Mission vorverlegt?
Welches Phänomen zwang die Bradbury zu einer Notlandung auf dem Mars?
Mit „Mission Mars Band 1: Die Ankunft“ legt Bastei einen guten Start hin. Anders als bei „Sternenfaust“ macht dieses Romanheft Lust, auch die weiteren Folgen zu lesen. Die Schwächen sind nicht so gravierend, als dass sie die Leselust zerstören könnten. Als Leser hätte ich mir die Charaktere weniger stereotyp gewünscht, die Werbe-Einblendungen könnten entfallen. Aber sonst … Mal sehen, wie es weitergeht.
hinzugefügt: May 23rd 2005 Tester: Gunter Arentzen Punkte: zugehöriger Link: Homepage zu Mission Mars Hits: 2832 Sprache: german
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