Barclay, James: Die Chroniken des Raben 3 - Schattenpfad (Buch)

James Barclay
Schattenpfad - Die Chroniken des Raben 3
(Noonshade, Part 1)
Aus dem Englischen übertragen von Jürgen Langowski
Titelillustration von Laura Brett
Heyne, Taschenbuch, 400 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 3-453-53055-1

Von Carsten Kuhr

Im zweiten Band der in der Übersetzung in insgesamt sechs Büchern erscheinenden Trilogie war die Handlung eigentlich abgeschlossen. Unsere Helden hatten unter großen persönlichen Opfern ihre Dimension durch das Wiederauffinden und Beschwören des ultimativen Zauberspruchs gerettet, die Schamanenmagier der angreifenden wilden Horden waren besiegt - eigentlich könnte nun das Aufräumen beginnen.

Doch als Fantasy-Autor ist man gewissen Zwängen unterworfen. Einzelromane zählen nicht, eine Trilogie sollte es schon sein, sonst wird man nicht ernst genommen. Nur bringt dies mit sich, dass der betreffende Verfasser sich nach einem Finale eine neue Queste für seine Helden einfallen lassen muss – und die Parallelen zum bisher Erzählten sollten auch nicht allzu deutlich sein.
Keine leichte Aufgabe für James Barclay.

Der "Bund des Raben" ist eine schon legendäre Gruppe von Kämpfern und Magiern, die ihre Dienste gegen klingende Münze anbieten. Als die wilden Horden der Wesmen Balaia angreifen und überrennen scheint die Zivilisation geschlagen. Es gelingt den verfeindeten Fürstentümern nicht, sich zu verbünden und auch die vier Richtungen der Magier arbeiten nur zögerlich zusammen. Doch mit der Beschwörung des ultimativen Spruchs, der den Schamanen der angreifenden Horden die Verbindung zu ihren Dämonen abschneidet, öffnet sich am Himmel ein neues Dimensionstor – ein Tor, durch das Drachen Balaia angreifen können. Unserem Raben fällt einmal mehr die unmögliche Aufgabe zu, das Tor zu schließen und den Untergang aufzuhalten. Trotz Unterstützung durch eine Familie der Flugechsen scheint der Wettlauf aussichtslos, sind unsere Krieger doch erschöpft und uneins ...

Ich deutete es zu Beginn schon an, Barclay hat sich keine einfache Aufgabe zugemutet. In einer mittelalterlichen Fantasy-Welt von der wir immer noch kaum etwas erfahren, stehen die Kämpfe unserer Helden gegen die Barbaren im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Sobald sich der Autor von der überschaubaren Anzahl Protagonisten ab- und z.B. den Magiern der Kolleges zuwendet wird die Erzählung unübersichtlich, die Handlung diffus.
Zwar bemerkt der Autor, dass er neben dem Raben weitere Handelnde benötigt, um eine einigermaßen fesselnde Geschichte zu erzählen, doch Barclay vermag es nicht die anderen aufretenden Figuren – egal ob Wesmen, Fürsten oder Kollege-Magier – wirklich lebensecht und nachvollziehbar zu schildern. Die Perspektivenwechsel verwirren den Leser, die eigentlich interessante Schilderung der Dimension der Drachen bleibt mangels Raum für die Ausarbeitung dieser Welt leider nur rudimentös.

Ansätze für eine faszinierende Erzählung sind da, doch bislang zumindest macht der Autor leider zu wenig daraus.

hinzugefügt: May 31st 2005
Tester: Carsten Kuhr
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