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Morgan, Richard: Das Unsterblichkeitsprogramm (Buch)
Richard Morgan
Das Unsterblichkeitsprogramm
(Altered Carbon)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Bernhard Kempen
Titelillustration: Chris Moore
Heyne, Taschenbuch, 605 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 3- 453-87951-1
Von Carsten Kuhr
Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jedem Menschen ein Gedächtnisspeicher, ein sogenannter kortikaler Stack implantiert wird. Eine Welt, in der die digital gespeicherten Bewußtseinsinhalte über künstliche Intelligenzen auf andere Körper - echte und geklonte - übertragen werden, in denen Bewußtseine über Lichtjahre versandt werden, um auf anderen Planeten in dort bereit stehenden Körpern - Sleeves genannt - zu neuem Leben erweckt zu werden. Der Tod hat seinen Schrecken verloren. Sofern der Gedächtnisspeicher nicht verloren geht, kann man, wenn die finanziellen Mittel es erlauben sein, Selbst immer wieder in neue, junge und gesunde Körper transferieren.
In dieser Welt lebt Takeshi Kovacs, ein Mann, der der legendären und gefürchtesten Söldnertruppe der bekannten Welten, der Envoy Truppe angehört hat. Diesen wurden sämtliche genetischen Schranken entfernt, stattdessen die Gewaltbereitschaft, die Intuition und der Rudeltrieb gestärkt, heraus kam eine Tötungsmaschine, die ihresgleichen sucht. Doch auch die besten Söldner können stolpern, und Takeshi verbüsst eine hundertjährige Gefängnisstrafe im Stack. Sein Körper wird in der Zwischenzeit von einem anderen Bewohner genutzt. Doch dann wird Takeshi in einen Sleeve transferiert und wacht auf der ihm fremden Erde auf. Einer der mächtigsten Männer der Erde, ein Mehrhundertjähriger hat sich scheinbar selbst erschossen - und will nun, nachdem er in einem seiner bereitstehenden Klone wieder reanimiert wurde wissen, was ihn zu der Tat verleitet hat, oder ob es vielleicht doch Mord war?
Takeshis Ermittlungen führen ihn in die Slums, in virtuelle Bordelle und ein Hotel, in dem er als einziger Gast von der KI umsorgt wird. Bei seinen Ermittlungen stößt er schon bald auf Ungereimtheiten. Was verbirgt sich hinter der Tat, was hat das organisierte Verbrechen mit dem Selbstmord zu tun, wer steckt hinter den Anschlägen auf unseren ErmittIer?
Richard Morgans Erstlingswerk überraschte mich. Mit dem "Philip K. Dick Award" ausgezeichnet legt der in Glasgow lebende Autor eine gelungene Mischung aus Elementen von "Blade Runner" und hard-boiled Detective Novel vor.
Normalerweise liegen mit Cyber-Romane nicht so. Der vorliegende Roman aber hat mich schon nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen. Zum einen ist Takeshi ein ungewöhnlicher Protagonist. Er ist ein hochgezüchteter Kämpfer, den allermeisten Gegnern weit überlegen. Und doch ist er nicht etwa eine blindwütige, mit übersteigertem Selbstvertrauen ausgestattete Tötungsmaschine auf Beinen, sondern ein fast schon nachdenklicher, tiefgründiger Mensch. Zynisch betrachtet er das Treiben der Mächtigen, sucht sich seine Verbündeten in sozialen Randschichten.
Zusammen mit ihm erforschen wir die ungewohnte Umgebung. Schnell wird bewusst, dass wie überall das Geld der Mächtigen die Welt regiert. Schonungslos aber werden diese Mehrhundertjährigen, die die Politik ebenso wie das organisierte Verbrechen steuern, gezeichnet. Wer in seinem langen Leben schon alles ausprobiert, alle Wünsche sich erfüllt hat, der sucht nach neuen Erfahrungen, dem ultimativen Kick, auch wenn dafür andere Menschen leiden müssen, oder umkommen - schließlich kann man sie ja wiedererwecken, wenn es sich nicht gerade um Mitglieder einer religiösen Randsekte, der Katholiken handelt, die auf eine Wiedererweckung verzichten. In einer Welt, in der Grenzen gerade auch in sexueller Hinsicht gefallen sind, in der sich römische Gladiatoren in den umjubelten Arenen der blutigen Zweikämpfe wohlgefühlt hätten, muss unser Erzähler sich auf die Suche nach der Wahrheit machen.
Wie bei einer Zwiebel führt jede Erkenntnis zu neuen Fragen, jede gefundene Lösung des Rätsels zu neuen Spuren. Immer wenn unser Held und mit diesem der Leser meint, die Auflösung gefunden zu haben, macht die Handlung einen unerwarteten, aber in sich logischen Schwenker in eine andere Richtung.
Eine Anmerkung zum Schluss. Das Buch ist nichts für feinfühlige Leser. Morgan offeriert uns eine teilweise in der Schilderung brutale Handlung die gespickt ist mit Gewalt und Sex - das alles zwar nicht als Selbstzweck, sondern als passender Handlungsinhalt, aber eben nichts für empfindsame Gemüter. Wer sich auf diesen Roman einlässt, der wird in eine faszinierende Welt der Zukunft entführt, wie sie so, oder ganz ähnlich bei entsprechendem technischen Fortschritt nicht abwägig wäre. Eine Welt, in der die Menschen eben gerade weil sie mehrere Leben zur Verfügung haben, ihre natürlichen Hemmungen, ihre Moral und Ethik verloren haben, eine Welt in der ich sicherlich nicht leben möchte. Und doch fasziniert eben diese Welt der scheinbaren Zügellosigkeit und bietet das passende Panorama für eine überaus verzwickte und spannende Kriminalgeschichte.
hinzugefügt: June 27th 2005 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Heyne Hits: 3081 Sprache:
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Morgan, Richard: Das Unsterblichkeitsprogramm (Buch) Geschrieben von Anonymous auf 2009-12-05 11:43:21 Meine Wertung:
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Morgan, Richard: Das Unsterblichkeitsprogramm (Buch) Geschrieben von Anonymous auf 2009-12-05 11:34:44 Meine Wertung:
Carisoprodol Ambien
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