Bunch, Chris: Die verlorene Legion 1: Die Rekruten (Buch)

Chis Bunch
Die verlorenen Legion 1
Die Rekruten
(The Last Legion)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Bernhard Kempen
Titelillustration von Gutierrez
Blanvalet, Taschenbuch, 509 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 3-442-24331-9

Von Carsten Kuhr

Chris Bunch, mit diesem Namen verbindet man neben der ausgezeichneten "Saga der Fernen Königreiche" und den "Drachenkrieger-Zyklus" auch und nicht zuletzt die "Sten Chroniken". Zusammen mit seinem Partner Alan Cole boten die Geschichten um Sten faschistoid angehauchte Military SF par Excellenze.

Nun ist Chris Bunch zwar alleine, aber wieder im selben Genre unterwegs.
Zwei Männer stehen im Mittelpunkt der Handlung. Beide verpflichten sich, wohl nicht ganz freiwillig, für vier Jahre dem Militär und wollen eigentlich nur eine ruhige Kugel schieben, bis Gras über ihre momentanen Probleme gewachsen ist. Doch dann werden sie, noch ohne Grundausbildung, an den Rand des menschlichen Imperiums abkommandiert. Kaum sind sie nach einem Überfall von Raumpiraten auf ihrem Zielsystem angelangt bricht der Kontakt zu Central, der Administrationswelt der Hegemonie ab, und die Geschehnisse beginnen sich zu überstürzen. Ein Guerillakrieg bahnt sich an und unsere beiden Helden wider Willen sind plötzlich ungewollt mitten im Geschehen.

Landser im Weltraum, so könnte man diesen Roman überschreiben. Nun ist gegenwärtig Military SF außerordentlich "in" und jeder Verlag versucht natürlich, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Und so fand der Blanvalet Verlag bei einem seiner Hausautoren eine entsprechende Reihe. Nur, wo Weber und Bujold ihre Raumgeschwader kreuzen lassen, da versetzt Bunch seine Helden in ein Trainingslager der US-Marines, das sich zufällig auf einem anderen Planeten befindet. Es wird zunächst einmal geschunden - die Ausbilder machen aus den Weicheiern richtige Soldaten, jawoll!

Und es wird gekämpft, und das mit jeder Menge Gewalt, Toten und Blut. Dass dabei die Reflektion über den Sinn eines (Bürger-)Krieges, über das herrschende Klassensystem außen vor bleibt ist anzumerken. Dabei muss ich dem Autor zugute zu halten, dass er spannend und kurzweilig zu erzählen weiß. Geschickt nutzt er reale Vorbilder - etwa die Ausgrenzung der Juden im Dritten Reich als Vorbild für die Verfolgung seiner unterdrückten Volksrasse, die den Aufstand gegen die Herrschenden wagt. Doch hier pendelt er für meinen Geschmack ein wenig zu sehr zwischen Sympathie mit den geknechteten Beinah-Sklaven und dem Kokettieren mit der herrschenden Haute-Volet hin und her. Mal schien er mir, durchaus nachvollziehbar, mit den Rebellen zu sympathisieren, dann wieder verdammt er die aufständigen Proletarier in Grund und Boden. Und so sind auch seine Handelnden eigentlich nicht selbständig denkende Befehlsausführer. Kaum einmal, dass sie selbst Stellung beziehen, dass sie sich bemühen, sich überhaupt mit den Verhältnissen auf ihrem neuen Heimatplaneten vertraut zu machen. Huren, saufen und wenn es denn sein muss kämpfen, arg mehr scheinen unsere beiden eigentlich intelligenten Schlatots nicht im Kopf zu haben. Das war mir dann einfach ein bisschen zu wenig.

Ganz vorsichtig werden auch interstellare Konflikte eingeführt - ein Renegat will sich die Rohschätze des Sonnensystems ebenso unter den Nagel reißen, wie eine katzenähnliche Alienrasse.
Hier bleibt abzuwarten, inwieweit Bunch diese Ansätze im nächsten Band aufgreift und fortführt.

Bis dahin bietet dieser Roman actionreiche, kampfbetonte Gewaltverherrlichung, ohne sich von entsprechenden Konkurrenten sonderlich abzuheben.

hinzugefügt: July 7th 2005
Tester: Carsten Kuhr
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