Frank Herbert’s Dune – Director’s Cut (US-Import-DVD)
USA 2000, Regie: John Harrison, Drehbuch: John Harrison nach dem Roman „Der Wüstenplanet“ von Frank Herbert, Mit: Alec Newman, Uwe Ochsenknecht, Barbara Kodetova u.a.,
Laufzeit: 291 Minuten (drei Teile: 99/96/96 Min NTSC), FSK: ab 16 Jahren, Anbieter: Artisan Home Entertainment (USA)
Von Oliver Naujoks
„Ich hatte Dune nicht im Griff.“
Diese Worte sprach Regisseur David Lynch nach Fertigstellung seines Kinofilms, der dem gewaltigen und ausufernden Stoff des Romans nicht richtig Herr werden konnte. Der Film aus dem Jahr 1984 wurde vor allem deswegen ein Misserfolg, weil Lynch ihn viel zu lang konzipiert hatte (angeblich um die vier Stunden) und er dann auf eine im Kino spielbare Länge von 137 Minuten zurecht geschnitten werden musste, wodurch vieles unverständlich blieb. Lynchs Rettungsversuche, wie ein unfilmischer Erzähler, der über der Schere zum Opfer gefallene Passagen hinüber erzählen sollte, schadeten dem Film eher als dass er ihm nutze. Aufgrund seiner Unverständlichkeit für Uneingeweihte wird er heute noch als Flop wahrgenommen, was eigentlich eine Tragödie ist, denn David Lynchs Film gehört sicherlich zu den originellsten und beeindruckensten Visionen, die das SF-Kino je hervor gebracht hat, weswegen der Verfasser dieser Zeilen sich auch nicht scheut, von einem Meisterwerk zu sprechen.
Im Fernsehen gelten andere Gesetze als im Kino und so wurde das hier zu besprechende TV-Remake in Angriff genommen, welches nicht mit gut zwei Kinostunden, sondern mit knapp fünf Fernsehstunden eigentlich genügend Raum hätte, den Stoff des Romans zu bändigen.
Um die Sache gehörig zu verkomplizieren, gibt es inzwischen sowohl von David Lynchs Kinofilm eine längere Version (beide wurden ebenfalls besprochen), als auch von der TV-Miniserie. Die längere Version dieser Miniserie soll hier besprochen werden.
Die bekannte Handlung des Romans sei nur noch einmal kurz angerissen: Auf dem Planeten Arrakis, einem Wüstenplaneten, dessen Wüsten von riesigen Würmern bewohnt werden, wird das Gewürz abgebaut, eine Droge, die es ermöglicht in die Zukunft zu schauen und den Raum für den Überlichtflug zu falten. Das Gewürz gibt es auf keinem anderen Planeten, dementsprechend ist der, der über das Gewürz herrscht, Herrscher des Universums. Imperator Shaddam IV schickt die Familie Atreides nach Arrakis, um dort den Gewürzabbau zu kontrollieren. Paul Atreides, der Sohn des Herrscherhauses muß auf Arrakis miterleben, wie seine Familie einer Intrige zum Opfer fällt und flieht mit seiner Mutter in die Wüste, zu den Wüstenbewohnern, den Fremen, wo er sich zu deren Anführer aufschwingt. Ist Paul der Kwisatz Haderach, der Messias, nach alter Prophezeihung?
Der einzige Sinn dieses Remakes war, die im TV mehr als im Kino zur Verfügung stehende Zeit zu nutzen um Herberts Roman näher zu kommen, als man es in gut zwei Kinostunden schaffen kann. Umso ärgerlicher ist es, dass auch diese Version, trotz ihrer enormen Länge, in vielen Punkten völlig ohne Not vom Roman abweicht. Das fängt an bei der stark erweiterten Rolle der Prinzessin Irulan (wohl um das weibliche Publikum mehr anzusprechen), die dafür auch in Szenen auftaucht, in denen sie im Roman gar nicht vorkam, wie die Banquett-Szene.
Gerade diese Banquett-Szene zeigt sehr schön die Misere dieser Mini-Serie: Diese Szene gab es in dem Kinofilm aus Zeitgründen nicht, so dass es zu begrüßen ist, dass sie jetzt in dieser Miniserie vorkommt. Durch die Erweiterung der Rolle von Prinzessin Irulan hat sie nun aber einen völlig anderen Inhalt: Während im Roman die Szene zur Verdeutlichung von Pauls Erwachsenwerdung und dem gesteigerten Respekt handelt, den ihm andere am Tisch entgegen bringen, steht er hier in der Miniserie vom Tisch auf und hat ein (darüber hinaus schlecht geschriebenes) Techtelmechtel mit Prinzessin Irrulan. Von der Ursprungsszene des Romans bleibt somit nichts übrig. Wenn also, wie oben ausgeführt, die einzige Existenzberechtigung dieser Miniserie ihre erweiterte Laufzeit ist, welchen Sinn macht es dann, nun wiederum Szenen gegenüber dem Roman stark abzuändern?
Denn viel mehr Pfunde hat diese Miniserie nicht, mit denen sie wuchern könnte. Die Spezialeffekte sind bemitleidenswert, da möchte man direkt Geld an das Team spenden, die Bauten sind einfallslos, die Kostüme dämlich, die Schauspieler agieren blass und uninspiriert (wenn man einmal Alec Newman als Paul das berühmte „Fear is the mindkiller“-Mantra rezitieren hört, möchte man ihn treten, so lahm trägt er dieses vor) und der Regisseur hat sich, auch wenn er es abstreiten mag, bei vielen sehr wohl an Lynchs Film orientiert.
Nur nicht bei der Struktur, wo sich ebenfalls von der des Romans entfernt wird und eintönig immer zwischen den beiden Herrschaftshäusern hin und her geschnitten wird, bis einem die Monotonie gewaltig auf den Geist geht und man insbesondere das ewig gleiche Gegeifer der Harkonnen nicht mehr hören kann.
Da kann auch die Geschichte nichts mehr retten, die mithilfe von endlosen, einfallslos gefilmten Dialogpassagen sich von Szene zu Szene quält. Das Resultat von all dem ist gähnende Langeweile und die bohrende Frage, warum man ein Remake eines Film drehen muß, wenn man alles viel schlechter macht als im Original? Lynchs Film war bei allen Schwächen ein Meisterwerk, diese Version aus dem Jahr 2000 wurde dahingegen völlig in den Sand gesetzt, das blöde Wortspiel sei hier erlaubt.
Die TV-Ausstrahlung in den USA und die Erstauflage der US-DVD war dann auch noch um eine Handlungs- und alle Nacktszenen erleichtert worden, die es dann in Europa zu sehen gab. Dafür fehlten in Deutschland und England einige Gewaltszenen.
Der hier nun als Import-DVD vorliegende Director’s Cut enthält nun erstmals alle Szenen und ist gegenüber der ersten Fassung insgesamt um 24 Minuten verlängert worden, von 267 auf 291 Minuten.
Bis auf die Nacktszenen (ja, Barbara Kodetová, die die Chani spielt, ist sehr hübsch) fallen die Unterschiede allerdings praktisch nicht auf, endlos lange Dialogpassagen werden so halt noch ein Stück länger und nervtötender. Die deutsche Version, die es von Columbia auf DVD gibt, soll mit der hier besprochenen Version praktisch identisch sein.
Für die Neuauflage hat der Hersteller Artisan immerhin eine sehr edle Verpackung und einige interessante Featurettes spendiert, die man sich gerne ansieht. Fernerhin wurde der Film jetzt auf drei und nicht mehr auf zwei Scheiben verteilt.
Die Tatsache, dass die ersten beiden Scheiben den gleichen Aufkleber spendiert bekommen haben wie die Erstauflage (inklusive „alter“ Längenangabe), dürfte bei einigen Besitzern beider Auflagen für eine kurze Schrecksekunde geführt haben.
Insgesamt ist diese Version, egal ob Director`s Cut oder nicht, nur eingefleischten Herbert-Fans oder Komplettisten zu empfehlen.
DVD-Facts:
Regional Code 1 USA
Bild: 1,78:1 anamorph NTSC
Ton: Englisch 5.1, Englisch 2.0
Untertitel: Keine
Extras: Mehrere Featurettes, Regisseur-Interview, SF-Panel-Discussion, Photo-Gallerie