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Preyer, J. J.: Die Chimären des Hieronymus Bosch (Buch)
J. J. Preyer
Die Chimären des Hieronymus Bosch
Ein Freimauerer Krimi
Titelillustration: Hieronymus Bosch
mg Verlag, Taschenbuch, 215 Seiten, 8,00 EUR, ISBN 3-931164-08-X
Von Carsten Kuhr
Fast zwanzig Jahre ist es her, da brannte ein Hotel in New York bis auf die Außenmauern nieder. Das Haus, das gleichzeitig als Versammlungsstätte einer Freimauerer-Loge diente, wurde zum Grab einer ganzen Familie. Lediglich die beiden Kinder konnten vor den Flammen gerettet werden. Während die ältere Tochter die Leitung des wieder aufgebauten Hotels übernahm, machte Baxter Milgram sich als Detektiv einen Namen. Jetzt soll er das Verschwinden von Kindern reicher Familien aufklären. Verbindendes Glied – alle Kinder stammen aus Familien, die einer Freimaurer-Loge angehören, und jeweils ein Elterteil war schwer erkrankt. Im Laufe der Ermittlungen stösst Baxter auf Hinweise, die seinen aktuellen Fall mit den Brand seiner Kindheit verbinden. Plastinierte Leichen, Horoskope und Lilith, die erste Frau Adams führen ihn auf die Spur des Teufels im Narrenturm.
Der Österreicher J. J. Preyer hat sich als Krimiautor und Verleger einen Namen gemacht. In seinem Oerindur Verlag (www.oerindur.at) verlegt er neben eigenen Werken auch Krimis anderer Autoren. In seinem eigenen Verlag hat er unter dem Titel "Die neun Häupter der Hydra" bereits einen ersten Roman um seinen Freimaurer-Detektiv Baxter Milgram veröffentlicht. Nun also liegt der zweite Band um den in einem recht ungewöhnlichen Milieu ermittelnden Detektiv vor. Die Leser, die, wie ich auch, den ersten Roman nicht gelesen haben, werden der Handlung zunächst ein wenig orientierungslos gegenüberstehen. Preyer springt sogleich mitten in den Plot hinein, setzt die Kenntnis der Herkunft sowie der Beziehungen unseres Protagonisten zu seinen Helfern, Freunden und Verwandten voraus. Hier hatte ich meine Probleme, die Personen zuzuordnen.
Stilistisch bietet sich der Roman unauffällig, auf den Punkt geschrieben dar, wobei die Sprache doch manchmal sehr an Heftkrimi-Reihen der Vergangenheit erinnert.
Der Roman erscheint unter dem Signet "Freimaurer-Kriminalroman". Über die geheimen Logen der Freimaurer ist kaum etwas bekannt. Insoweit bietet die Verknüpfung einer spannenden Krimihandlung mit dem geheimnisvollen Flair, das diese Jahrhunderte alte Vereinigung umgibt zusätzliches Potential. Leider aber bleibt, zumindest in diesem Roman, dieses Potential weitestgehend ungenutzt.
Der Autor konzentriert sich ganz auf die Ermittlungen seines Detektivs, verankert diese aber für meinen Geschmack zu wenig in der faszinierenden, weil ungewöhnlichen Welt der Geheimloge. Statt dessen offeriert er uns andeutungsweise Beziehungsprobleme seines Helden, löst ein Geheimnis, dessen Beginn wir nur aus dem Zusammenhang erschließen können.
Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ich lediglich die zweite Hälfte eines Romans in Händen halte, mir der Beginn der Erzählung schlichtweg fehlt. Dabei hat das Geschehen durchaus ihren Reiz. Zwar bleibt der Handlungsort New York in seiner Ausgestaltung und Darstellung ein wenig zu unklar – hier kann der Autor in den Folgebänden sicherlich noch weitere Akzente setzen – doch die Darstellung eines Ermittlers ganz im Stil der "hard boiled Detective Novels" der 50er und 60er Jahre übt durchaus ihren Reiz auch auf heutige Leser aus.
Übernatürliche Sequenzen werden zwar immer wieder angedeutet, bleiben aber im Hintergrund.
Der Roman las sich schnell und flüssig, teilweise auch recht spannend, aber eben leider auch insbesondere was die Besonderheit der Freimaurer anging ein wenig verwirrend. Hier hoffe ich in den nächsten Teilen der Reihe mehr Einblick in eine uns weitestgehend verschlossene Welt zu bekommen.
hinzugefügt: August 13th 2005 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: mg Verlag Hits: 4226 Sprache: german
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